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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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Drogendealer, von Jacks Besuch, von ihrer Flucht ins Hotel und ihrem Deal mit Malachi.
    »Das war meine Idee«, fiel ihr Tom ins Wort, »Jack in die Falle zu locken war meine Idee.«
    »Wir haben es gemeinsam beschlossen«, widersprach Anna.
    Tom schaute sie mit zusammengepressten Lippen an und nickte zögerlich. »Wir wollten nicht, dass irgendwer zu Schaden kommt. Außer ihm, meine ich. Aber dann hat dieser Cop angefangen zu schießen, und …«
    »Wir wollten wirklich nicht, dass irgendwer zu Schaden kommt«, wiederholte Anna.
    Halden ließ die Zigarette auf den nassen Asphalt fallen, setzte die Spitze seines Lederschuhs darauf und drehte sie einmal linksherum, einmal rechtsherum. »Niemand will das. Aber so was passiert nun mal, wenn man sich verrennt.«
    »Das ist uns mittlerweile auch klar«, sagte Tom. »Deshalb sind wir hier.«
    Der Detective massierte sich das Kinn. »Würden Sie diese Aussage auch offiziell zu Protokoll geben? Und unterzeichnen?«
    Tom sah Anna an. Sie spürte die Bedeutung dieses Augenblicks – jetzt wurde es ernst, jetzt wurde es offiziell. Anna legte den Arm um Toms Rücken und schmiegte sich an ihn, bis sie dastanden wie ein Brautpaar vor dem Pfarrer. »Ja.«
    »Gut.« Halden nickte. »Bisher weiß nur eine Person, dass Sie das Geld haben – ich. Belassen wir es dabei. Ich werde Sie persönlich aufs Präsidium bringen, Sie werden ausschließlich mit mir sprechen. Selbst falls Kollegen in die Sache verwickelt sind – wenn Sie erst mal Ihre Aussage gemacht und mir das Geld ausgehändigt haben, werden die schwarzen Schafe keinen Grund mehr haben, gegen Sie vorzugehen.«
    »Was ist mit Jack?«
    »Jack hat einen Cop erschossen.« Halden sprach den Satz klar und deutlich aus, und Anna erfasste die Bedeutung dahinter.
    »Und Malachi?«
    »Um den kümmern wir uns ebenfalls.«
    Eine Zeit lang standen sie schweigend nebeneinander, bis Anna nicht mehr anders konnte, als die Frage zu stellen. »Was wird mit uns passieren?«
    »Ich will Ihnen nichts vormachen.« Halden rieb die Hände aneinander, um die Kälte zu vertreiben. »Sie haben einen Fehler gemacht. Schlimmer noch, Sie haben einen dummen Fehler gemacht. Aber wenn Sie ab jetzt genau tun, was ich Ihnen sage, wenn Sie mir helfen, den Shooting-Star-Raub aufzuklären und Jack Witkowski und den Dealer zu fassen …« Er zuckte mit den Schultern. »Dann wird Ihnen das zugute kommen. Und zwar nicht zu knapp.«
    Erleichterung strömte durch Annas Adern. Sie fühlte sich wie ein kleines Mädchen, das gerade einer Tracht Prügel entronnen war. Ja, sie konnten die Sache heil überstehen. Sie hatten das Richtige getan, endlich, und bald würden sie ihr Leben zurückhaben. So gut hatte sie sich seit Tagen nicht mehr gefühlt.
    Gedämpfte Musik erklang. Anna brauchte eine Minute, um die Titelmelodie von Hawaii Fünf-Null zu erkennen, ihren aktuellen Klingelton. Also kramte sie ihr Telefon hervor  – auf dem Display stand »Sara«. Sie warf Halden einen entschuldigenden Blick zu. »Meine Schwester. Ich wimmle sie schnell ab.«
    Der Detective nickte und schaute auf Tom, der gerade fragte: »Also, wie läuft das ab?«
    »Hey«, sagte Anna sofort, als sie auf den grünen Knopf gedrückt hatte, »ich hab grad keine Zeit.«
    »Anna! Oh Gott, er –« Ein verrauschtes Knacken, als ob jemand den Hörer an sich gerissen hätte, und dann eine raue Männerstimme. »Rat mal, wer hier spricht.«
    Die Welt geriet aus den Fugen. Der geschlossene Imbissstand, der feuchte Sand und der graue Himmel flossen ineinander. Anna hätte sich fast die Hand vor den Mund gepresst, um nicht zu schreien, bis sie keine Luft mehr bekam. »Nein, bitte –«, fing sie an und stoppte ab, als sie merkte, dass der Detective sie anblickte. Sie musste es ihm sagen, sie musst dafür sorgen, dass sofort Cops losgeschickt wurden, zu ihrer Schwester, zu ihrem Neffen –
    Halt. Das ist jetzt der wichtigste Moment deines Lebens.
    »Was ›bitte‹, Anna?« Es kam ihr unsagbar grotesk vor, dass die Stimme dieses Mannes in ihr Ohr flüstern konnte, während er selbst Kilometer entfernt in der Wohnung ihrer Schwester stand. »Soll ich ihr bitte nicht wehtun, oder was?«
    Halden wandte sich wieder Tom zu und meinte: »Ganz einfach. Sie kommen mit mir, wir setzen uns ins Verhörzimmer, und dort erzählen Sie mir die ganze Geschichte nochmal.«
    »Wer war das?«, bellte Jack.
    Wenn Halden begreift, mit wem du sprichst, muss er handeln.
    Wenn Jack begreift, wer neben dir steht, ist Sara

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