Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
Vom Netzwerk:
könnte, wollt ihr alles hinschmeißen!«
    Timothy sah halb verärgert, halb belustigt seine drei Freunde an, die mit angelegten Ohren wie Orgelpfeifen vor ihm standen und beschämt zu ihm aufsahen.
    Plötzlich verstand er, dass weder der kaputte Sessel, noch die Baustelle, der Steingnom, oder das böse Omen des Raben sie aufgehalten hatte, sondern allein die Tatsache, dass er nicht voranschritt. Eigentlich schien es unmöglich, aber sie warteten darauf, dass ausgerechnet er ihnen sagte, was zu tun war. Er, der Mensch …
    Loo konnte ihm gewiss einen vergoldeten Druidenstab mit drei Köpfen für die Hälfte des Preises organisieren, Avy ihm alles über Glunze, Tarpe und Steingnome erzählen und Dibs ihm hundertfach Treue schwören, doch sie alle betrachteten ihn als den Erlöser, der er nun – verdammt noch mal – nicht war. Er war sich sicher, dass er sie enttäuschen würde.
    »Alles in Ordnung?«, unterbrach Avy Timothys Gedanken.
    »Alles okay, ja, es ist nur …«, Timothy straffte die Schultern und atmete tief durch. »Wisst ihr was? Ich werde jetzt dort drüben hingehen und mir eine unglaublich große Tasse Schokolade mit extra viel Sahne bestellen und einen verdammt guten Plan schmieden«, sagte er mutiger, als er sich fühlte, und deutete auf eine mit bunten Lampions erhellte Hütte, über der in geschwungenen Lettern der Name Zenzis Zuckerzeug prangte. »Wenn ihr mir also immer noch helfen wollt, die Drudel zu finden, wisst ihr, wo ihr mich findet, aber ich will kein Wort mehr von dem Raben hören!«
    Timothy hoffte inständig, seine Freunde würden ihm folgen.
    · ~ ·
    Ladomir kannte sich selbst kaum wieder: Bis zur Hüfte glich er einem Stück Leder, das man zum Gerben aufgespannt hatte, nur dass unter der gestrafften Haut Dutzende kleiner Geysire brodelten, die ihr giftblaues Wasser im Wechsel aushusteten.
    An einer der Ketten zappelte ein wütendes Hexenbuch, das Ladomir mit einem Riemen fixieren musste. Nachdem er sich geweigert hatte, es irgendwo anders hinzubringen als an seinen angestammten Platz, hatte es angefangen, wild nach ihm zu beißen und immer wieder gekeift: »Es muss zumindest noch eine einzige Hexe geben!«
    Was für ein Blödsinn! Es gab keine Hexen mehr, genauso wenig wie Drachen oder Einhörner. Sie waren ausgestorben – alle! Somit konnten es im Grunde eigentlich auch keine Blattern sein, die ihn befallen hatten, doch in seinem Inneren wusste Ladomir, dass er sich irrte.
    Er musste so schnell wie möglich handeln.
    Mit einem Seufzer fischte er seinen orangefarbenen Umhang vom Haken und krabbelte die Röhre hinauf. Lavina war nirgends zu sehen. Auf dem Tisch fand er sein Lexsäckchen neben einer hingewischten Botschaft.
    »Halte durch! Ich hole Hilfe!«
    Ladomir konnte nicht warten. Er machte zwei weitere Schritte, einen durch die Wand, und fand sich auf der Via Aurea wieder.
    Das Chaos konnte selbst vom dichten Treiben auf der Plaza nicht übertroffen werden: Sein Wächter Skibbo hechtete aufgeregt von links nach rechts, rief seinem Herren im Sprung zu, wer im Einzelnen Einlass verlangt hatte, um sich zu beschweren. Unterschiedlichste Waren, verpackt in Säcke, Kisten und Truhen, lagen über den Boden verstreut, und eine Hand voll Junglemuren stritten sich um einen aufgeplatzten Beutel Sponschis, kleine leuchtende Kugeln, die wild herumhüpften. Damit nicht genug, hatten zwei Validen kurzerhand ihren verärgerten Kunden samt Sessel auf einer der Truhen abgestellt, um eine besonders große Kiste aus dem Weg zu räumen. Jetzt drängten sich die Wartenden in Scharen an Ladomir vorbei, so dass an ein Durchkommen gar nicht zu denken war. Wertvolle Zeit verstrich.
    »Ich habe nach einem Liberen schicken lassen.«
    Der Color fuhr herum. »Lavina!«
    »Du gütige Wurzel!«, rief sie aus und strich ihrem Mann über die triefenden Wangen.
    Schnell zog Ladomir die Kapuze tiefer.
    »Daran wirst du nicht sterben, Ladomir von den Coloren! Mir fallen tausend Gründe ein, um dir an die Gurgel zu gehen, aber daran stirbst du nicht!«
    »Das nützt nichts!«, schrie Ladomir gegen das Getöse der rumpelnden Karren und der laut fluchenden Passanten an. »Liberen können keine Hexenkrankheiten heilen. Brüche – ja, Wunden – ja, aber doch keine Flüche!«
    Lavina schluckte. »Hexenfluch?«, presste sie heraus. Sie blickte ihren Mann ungläubig an. »Dann musst du eben zum Apotheker«, entschied sie und zog Ladomir hinter eine Kiste. »Und, egal was man über ihn sagt, nimm was er dir

Weitere Kostenlose Bücher