Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
Vom Netzwerk:
rät!«
    Ladomir öffnete seinen Mund, um zu widersprechen, doch in diesem Moment spürte er sein Bein nass werden. Voller Entsetzen erkannte er, dass die Blattern viel schneller fortschritten, als das Buch es vorausgesagt hatte.
    Noch bevor Ladomir seine Auffassung über den Apotheker kundtun konnte, gab seine Frau ihm einen Stoß in die entgegen strömende Menge. »Los, Lado! Lauf!«, schrie sie ihm hinterher und mit Blick über die Schulter sah Ladomir gerade noch, wie Lavina auf eine der Kisten kletterte, ihn mit wilden Gesten scheuchte. Entschlossen kämpfte er sich vorwärts, um kurz darauf wie ein Pfeil die Via Aurum hinunterzuschießen.
    Kurze Zeit später spürte Ladomir, dass die Blattern ihm langsam seine Kräfte raubten. So würde er das Tempo nicht lange durchhalten. Das war sicher.
    Er war unter der Plaza in die wenig befahrene Blitzröhre Richtung Via Vetus getaucht. Über ihm flogen einige Gargoyles, die sich eine Zeitlang den Spaß machten, sein Tempo zu halten.
    In diesem Teil war der Tunnel noch gut beleuchtet, und Ladomir sah die entgegenkommenden Sessel früh genug, um auszuweichen. Nach kurzer Zeit jedoch nahmen die Laternen ab, die glatt geputzten Wände wichen rauem Gestein, und Ladomir spürte grobes Geröll unter seinen Füßen, wo eben noch gewissenhaft behauener Stein gelegen hatte. Er musste etwa die Hälfte des Tunnels hinter sich gelassen haben, als es vollkommen finster wurde.
    Die Laternen der wenig befahrenen Röhre würden erst am nächsten Tag aufgefüllt werden. Selbst die Neugier der Gargoyles war nicht groß genug, um ihm weiter zu folgen. Sie hatten sich an irgendeine Wurzel gehängt und starrten ihm nach ins Dunkel.
    Mit den Händen voraus stolperte Ladomir weiter. Es roch nach modrigem Wasser, welches die Wände herunterlaufen musste und den Boden aufweichte. Der Tunnel echote das schmatzende Geräusch, das der aufgeweichte Lehm bei jedem seiner Schritte von sich gab. Ladomir lief weiter, sein Kinn fest an die Brust gedrückt, um sich vor den herunterhängenden Wurzeln zu schützen, die unablässig seine Stirn peitschten.
    Kurze Zeit später schlug ihm der Gestank der Grotte entgegen.
    »Bei Paxus! Gleich hast du's geschafft, alter Knabe. Durchhalten!«, rief er sich selber zu. »Es ist nicht mehr weit. Du musst nur laufen …«
    Bei jedem Schritt fühlten sich seine Beine schwerer an, und er merkte, wie die Kraft aus ihnen wich. Ladomir musste an eine mit Wackelpudding gefüllte Strumpfhose denken, die immer weiter nach unten rutschte, bis er nur noch aus Fuß bestand. Er lachte bitter.
    Plötzlich rumpelte ein Sessel auf der Gegenbahn auf ihn zu. Mit einem Satz hechtete er zur Seite, strauchelte und schlug mit dem Gesicht voran auf die Schienen. Etwas Warmes lief seine Kehle herunter. Es musste Blut sein. Keuchend verharrte der kleine Color auf dem Boden und spitzte die Ohren. Der Sesselfahrer hatte ihn vermutlich nicht bemerkt. Doch aus der Ferne ertönte das gleichmäßige Klatschen schneller Schritte. War es also doch nicht sein eigenes Echo, das er vernommen hatte? Das Klatschen wurde lauter.
    Einen Moment später vernahm er regelmäßige Atemzüge. Nur einem Color war es möglich, so schnell zu laufen, ohne aus der Puste zu geraten.
    Mühsam richtete sich Ladomir auf und starrte in die Finsternis. Vielleicht war seine Frau ihm nachgelaufen. »Lavina?«
    Das Geräusch war verstummt.
    »Lavina!«, krächzte Ladomir.
    Der ausgeprägte Fluchtinstinkt, den alle Coloren als wenig geachtete Gabe mitbekommen hatten, sagte ihm, dass er diesen finsteren Ort so schnell wie möglich hinter sich lassen sollte. Mit letzter Kraft stolperte Ladomir um die Kurve und taumelte die Stufen hinauf, die ihn zum letzten Abschnitt seines Weges brachten. Die Via Vetus lag vor ihm. Plötzlich kamen Ladomir die dicken Wurzeln, die sich bis zum Haus des Apothekers erstreckten, schier unüberwindlich vor. Sie schienen tatsächlich höher als ein Tarp zu sein. Er wurde geradezu lächerlich langsam. Selbst ein volltrunkener Vine hätte den Coloren im Laufschritt überholen können.
    Plötzlich regelmäßiges Klatschen, gleichmäßiges Atmen. Mit Schrecken vernahm Ladomir, dass der Unbekannte seine Verfolgung wieder aufnahm. Er lauschte: drei schnelle Schritte. Die Geräusche kamen näher. Er musste die Stufen erreicht haben.
    Durchhalten , dachte Ladomir und versuchte, das regelmäßige Atmen dicht hinter sich zu ignorieren; dann gaben seine Beine nach. Ladomir war es gleichgültig. Er versank in der

Weitere Kostenlose Bücher