Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
Vom Netzwerk:
lehmigen Erde, ein Bein abgewinkelt über eine Wurzel hängend, das Gesicht in einen felligen Kadaver gedrückt, vielleicht einen Gobbel, der sich verirrt hatte. Einzig der beißende Gestank der Grotte des Grauens sagte ihm, dass er noch lebte.
    »Nicht umdrehen!«, hörte er wie aus weiter Ferne in sein Ohr dringen. Eine Hand drückte ihn tief in den Lehm. »Wenn du dich umdrehst, wirst du sterben. Nur wenn du tust, was ich sage, kannst du leben.«
    Ladomir war sich sicher, sie schon einmal gehört zu haben.
    »Begreifst du, welches Angebot ich dir mache?«, bohrte die Stimme nach, bevor er darauf kam, woher.
    »Ja«, sagte er. Es war nicht mehr als ein Krächzen.
    »Gut«, antwortete es knapp.
    Die schwere Last auf seiner Schulter verstärkte sich. Ladomir vernahm ein leises Plopp, dann rollte ein winziger Korken vor ihn in den Dreck. Im nächsten Moment schwenkte eine Hand dicht vor seinem Auge eine tropfenförmige Glasampulle. Er lächelte.
    »Vor deinem Haus ist Ware eingetroffen«, fuhr die Stimme gelangweilt fort. »Darunter wirst du ein großes Paket finden. Bring es in das Zimmer deines Sohnes und sorge dafür, dass es dort bleibt.«
    Ladomir bemühte sich zu nicken und griff mit der freien Hand nach der Ampulle. Die andere war fest unter seinem Körper verkeilt. Die helfende Hand zog sich zurück, der Fremde lachte seelenlos.
    »Nachdem du diese Essenz getrunken hast«, befahl er weiter, während das Fläschchen in unerreichbare Ferne wanderte, »wirst du zum Apotheker gehen und dir einen seiner unnützen Säfte geben lassen. Sag deiner Frau, du hattest eine unappetitliche aber harmlose Vergiftung durch vergorenen Bermond. – Hast du auch das verstanden?«
    Ladomir wurde schwindelig. Er versuchte, den erlösenden Trunk durch seine dreckverkrusteten Lider im Blick zu behalten. An mehr war nicht zu denken.
    Der Druck wurde unermesslich stark. Ladomir jaulte auf.
    »Hast du auch das verstanden?«, wiederholte der Fremde teilnahmslos.
    Wie kann ein Color so stark wie ein Valide sein ?, schoss es Ladomir durch den Kopf. Im gleichen Moment spürte er ein Wabern an seinen Füßen – Er hätte alles versprochen.
    Als der erste Tropfen des Tranks auf seine Zunge fiel, war er schon nicht mehr bei Bewusstsein.
    · ~ ·
    Die niedrigen Tische vor der Hütte waren bis zum letzten Platz belegt. Alle Gäste griffen fröhlich plaudernd in bunte Schalen voll Butterkaramell, Sahnebonbons, Schokoladenbrocken und Biskuitstückchen. Timothy sog den süßlichen Duft ein und war plötzlich überzeugt, sich von nichts anderem mehr ernähren zu wollen.
    Zu seinem Glück leerte eine Gruppe Vinen eben ihr letztes Glas Honigmet, und sie erhoben sich schwankend. Schnell schob sich Timothy auf den frei gewordenen Platz, legte die Lex, die Loo ihm auf dem Plunderplatz zugesteckt hatte, auf den Tisch, studierte die Karte und gähnte herzhaft.
    Inzwischen hatte er sämtliches Gefühl für Zeit verloren, von der er ohnehin nicht wusste, ob sie hier unten einem Vierundzwanzig-Stunden-Rhythmus folgte. Timothy sah zu den schwebenden Laternen auf, die tiefer gesunken waren und langsam an Leuchtkraft verloren. Auf der anderen Seite der Plaza hing etwas, das Loo als Schattenuhr bezeichnet hatte: eine große halbkreisförmige Steinscheibe mit einem Zeiger und Zeichen, die Timothy nicht verstand. Seinem Hunger- und Müdigkeitsgefühl zufolge schätzte er es auf frühen Abend, etwa sechs Uhr ein.
    Jemand räusperte sich neben ihm.
    »Ich kann die Tintenzuckerkringel empfehlen«, sagte eine dralle Kellnerin mit Grübchen in den Wangen, die unbemerkt neben ihn getreten war.
    Timothy sah sie enttäuscht an. »Hört sich gut an«, entgegnete er mit dünnem Lächeln und schob die Eichenscheiben über den Tisch. »Ich nehme, so viel ich hierfür kriegen kann, und eine Tasse Schokolade.«
    »Erwartet Ihr noch jemanden?«, fragte die Bedienung mit erhobenen Brauen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Timothy knapp.
    Er fühlte sich elend. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, so stark war die Angst, die Drudel allein finden zu müssen. In Gedanken sah er sich im Würgegriff eines Homorden, der schrie: »Wir haben ihn! Wir haben die Kreatur gefangen!« Im nächsten Moment meinte er den beißenden Gestank der Grotte zu riechen und malte sich die bösartigsten Ungeheuer aus, die versuchten, ihm mit ihren krallenartigen Klauen die Haut vom Leib zu reißen. Dann wiederum erstarrten Loo und Avy vor seinem geistigen Auge zu Eis, und Dibs fegte ihre zerfallenen

Weitere Kostenlose Bücher