Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
gemerkt hatte, dass er immer noch das Brett in den Händen hielt, legte es auf ein leeres Regalbrett. Überrascht bemerkte er, dass eine Inschrift hinein geschnitzt war: In Libro Veritas .
»In Libro Veritas? Irgendwo habe ich das schon mal gehört …«, murmelte er grübelnd.
»Was? Woher hast du das?« Die Bibliothekarin schnellte nach oben und griff nach dem Brett. Sie sah gar nicht mehr zerknirscht aus, eher nervös.
»Die Wahrheit liegt im Buche«, meldete sich der Druidenstab ungefragt. »Ein gern zitiertes Ende vieler Geschichten.«
»Richtig! Der Märchenerzähler! Dibs – das hat der Märchenerzähler gestern auch gesagt.«
»Welcher Märchenerzähler?«, hakte Avy nach.
»Ich wollte euch noch davon erzählen. Gestern auf der Plaza hat er die Geschichte der Drudel –«
»Die Drudel?«, japste die Bellarin und wurde abwechselnd bleich und rot.
Timothy sah sie durchdringend an. »Was wisst Ihr über die Drudel?«
»Sie hat meinen Gatten ins Licht gebracht. Ich werde nie wieder ein Wort darüber verlieren. Nieee wieder!«, kreischte sie und ließ das Brett unter ihrer Strickjacke verschwinden.
»Avy, ich glaube, du solltest deinem Vater, dem obersten Niptraden, doch von dem Tarp erzählen. Er wird sicherlich dafür sorgen, dass er seinen Weg zurück in die Grotte findet«, meinte Timothy kühl und schritt Richtung Ausgang.
Die Bellarin wurde wieder blass. »Wartet.«
Kapitel IX
Endlich eine Spur
Es widerstrebte Ladomir zutiefst, sich wieder in die Nähe der Grotte zu begeben. Der Gestank ließ die grausamen Bilder der vergangenen Nacht lebendig werden, und als er die Via Vetus betrat, schüttelte er sich vor Unbehagen.
Unter seiner Weste verbarg der Händler sein ältestes Hexenbuch. Es war dasselbe zänkische Exemplar, das er am Abend zuvor zu den Blattern befragt hatte, und im Grunde war er froh, es loszuwerden. Er war sich sicher, dass der schleimige Niptrade das Buch begehrte, und mit ein wenig Glück hatte dieser auch, was Ladomir wollte.
Eine niedrige Seitengasse führte ihn weg von der Via Vetus hinein in die Via Improbus. Der Händler ging auf einen Vinen zu, der auf der Erde kauerte und ihm die verdreckte Hand entgegenstreckte. Die andere hatte er verloren.
»Habt Erbarmen mit einem armen Krüppel wie mir!«, drängte er und entblößte dabei seine lückenhaften Zähne. »Ein Lex oder etwas, womit ich meine Zunge befeuchten kann, würde mir den Tag schon versüßen.«
Ladomir tat, als suche er nach seinem Lexsäckchen. »Hier soll ein Niptrade hausen. Sein Name ist Yasa.«
Der Alte deutete mit seinem Stumpf zum Ende der Straße. »Wohnt im Protzbau da vorn.«
Ladomir nickte kurz und ging mit gesenktem Kopf weiter, das Lexsäckchen unberührt in seiner Tasche.
Das Haus des Niptraden war nicht mehr als ein Bretterverschlag. Davor lag ein struppiger Kater und hob seinen getigerten Kopf. »Ein feiner Herr steht vor Eurem Heim!«, fauchte er seinem Herren durch die Bretter zu.
Kurze Zeit später wurde ein Holz zur Seite geschoben, und Ladomir sah ein grünes Auge hinter einem Guckloch aufblitzen.
»Ach! Sieh an, sieh an. Besinnt sich der Color doch auf seinen besten Kunden?«, zischelte der Niptrade.
»Lasst mich ein, Yasa!«, verlangte Ladomir barsch. »Ich habe etwas, das Euch interessiert.«
»So interessant, dass Ihr mir einen Hausbesuch abstattet?«
Yasa war durch die Bretterwand getreten, ohne die Tür zu öffnen. Er trug das gleiche eng anliegende Gewand wie bereits einige Diare zuvor auf der Via Aurum vor Linus Haus. Nur sein schneckenförmiger Bart hatte sich gelöst und hing strähnig an ihm herunter. Ladomir warf einen Blick zu dem Krüppel, der neugierig in ihre Richtung sah. Vorsorglich drehte er ihm den Rücken zu.
»Ich verspreche Euch, dass Ihr noch nie so eins besessen habt. Ich hatte erst gestern das Vergnügen«, sagte er mit gesenkter Stimme und zog das Buch unter seiner Weste hervor.
Die Augen des Niptraden weiteten sich. »Mit Wurzelholzdeckel? Wie alt ist es?«
»Es weiß mehr als alle anderen.«
»Was verlangt Ihr?«
Yasas Hände zitterten, als er über den Einband strich. Schnell ließ Ladomir das Hexenbuch wieder unter seiner Weste verschwinden. Er hatte Recht behalten. Sein Gegenüber würde einen hohen Preis zahlen.
»Ich suche einen zweiköpfigen Wächter«, sagte er so unverfänglich wie möglich.
»Einer, der zwei Herren dient, so so …« Der Niptrade kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Wer würde einen solchen Wächter wohl
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