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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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– Setzt euch, setzt euch.«
    Timothy sah sich um. Außer einem Ohrensessel, den die Bellarin offenbar als Sitzmöbel umfunktioniert hatte, waren die Kerzen und eine mächtige Truhe ihre einzigen Besitztümer.
    »Nennt Ihr das Euer Reich?«, fragte Loo unverblümt und ließ sich auf dem Teppich nieder.
    »Erst seit zwei Dekaden. Ja – es sind wohl zwei Dekaden. Als mein Hartlef noch lebte, wohnten wir in der Via Pecunia«, sagte sie mit erhobenen Kinn. »Er hätte noch viele Annoten leben können. Noch viele! Aber die Drudel hat ihn ins Licht getrieben!«
    Timothy zog sich einen Stapel Bücher heran und schob ihn unter. »Wie alt ist Hartlef geworden?«, fragte er freundlich, obwohl ihn die Inschrift viel mehr interessierte.
    »Noch nicht einmal zweitausend.« Die Bibliothekarin biss sich auf die Lippe »Er war besessen von der Drudel. Besessen, versteht ihr?« Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete sie die Truhe und beförderte ein Stück Papier zutage. Es war vergilbt und in der Mitte bereits eingerissen. Zärtlich strich sie über das Blatt. »Er war ein guter Gatte. Wirklich ein guter Gatte. Auch wenn er nichts als dieses verfluchte Buch im Kopf hatte.«
    »Ist er das?«, fragte Avy.
    Die Bellarin ließ das Blatt sinken.
    »Es wurde kurz nach unserer Vereinigung gefertigt«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    Timothy konnte das Konterfei eines jungen Mannes erkennen, der mit seinem strahlenden Lächeln und den ebenmäßigen Gesichtszügen offenbar der Übertreibung des Künstlers zum Opfer gefallen war. Doch dann erinnerte er sich, dass Bellaren alle makellos sein sollten, doch es wollte ihm beim besten Willen nicht gelingen, sich die verhärmte Bibliothekarin als junge Schönheit vorzustellen.
    Als hätte sie seine Gedanken erraten, meinte sie: »Selbst für einen Bellaren ein überaus schöner Lemur, nicht wahr?«
    Timothy trommelte ungeduldig mit den Fingern auf seinem Oberschenkel, brachte jedoch ein höfliches Nicken zustande.
    »Wir haben uns in Lavitea kennen gelernt, wisst ihr, zu der Zeit …«
    »Was hatte Hartlef mit der Inschrift zu tun?«, platzte Timothy aufgeregt heraus. Er hatte nicht die Zeit, sich die ersten tausend Jahre von Hartlefs Leben anzuhören.
    Die Bellarin sah ihn pikiert an. »Alles – alles hat mit der Inschrift zu tun! Du musst zuhören, Libere! Ihr jungen Leute könnt einfach nicht mehr zuhören.«
    »Es tut mir leid, es ist nur …«
    Avy knuffte ihn in die Seite und rückte ein Stück näher an den Ohrensessel. Mitfühlend legte sie ihre Hand auf die der Lemurin. »Er hat einst die Bibliothek geleitet, oder?«
    »Man nannte ihn auch den Wächter der Bücher.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Avy.
    »Alles fing damit an, dass er ein besonders altes Buch für seine Bibliothek zum Kauf angeboten bekam. Es war wirklich sehr alt. Ich glaube, er bekam es damals von einem Glunz.«
    Dibs spitzte die Ohren. »Nein, es war kein Glunz, kein Glunz, nein. Es war ein Troll«, verbesserte sich die Bellarin. »Er hat es wieder und wieder gelesen. Wieder und wieder, und irgendwann behauptete er, er wüsste, wo die Drudel ist. Am Anfang haben sie über ihn gespottet. Und ich habe immer gesagt: Hartlef, nimm den Mund nicht so voll, hab ich gesagt. Die glauben noch, du bist verrückt.«
    »Aber das war er nicht«, meinte Timothy und unterdrückte ein Schaudern.
    Die Bellarin legte das Portrait zur Seite, um unter ihrem Sessel eine verbeulte Dose mit Zucker hervorzuziehen. Genüsslich ließ sie einen Brocken im Mund verschwinden.
    »Nein, das war er nicht. Noch nicht, besser gesagt. Wir hatten gute Jahre. Viele gute Jahre. Bis die Männer kamen.«
    Avys Haut begann zu glitzern. »Was waren das für Männer?« »Ein Dan, ein fetter Color, ein Vine. Ich kenne ihre Namen nicht. Haben sich nie vorgestellt. Nie! Aber sie saßen ganze Monde über dem Buch. Hab meinen Hartlef kaum noch zu Gesicht bekommen.«
    Das Kinn der Bibliothekarin zitterte, und Timothy sah, dass sie mit den Tränen kämpfte. So schwer es ihm fiel, er musste sich wohl gedulden.
    »Irgendwann beim Morgenglühen stand er vor mir, mit dem alten Buch in der Hand«, meinte sie nach einer Weile. »Elfrun sagte er, Elfrun, du wirst jetzt die Wächterin der Bücher sein. Ich werde einige Zeit fortgehen – Einige Zeit!« Sie lachte spöttisch. »Ich sah ihn erst nach sechshundertdreiundvierzig Annoten wieder. Fast ein halbes Leben … Er hat nie über diese Zeit gesprochen. Aber sie hat ihn verändert. Vollkommen verändert.«
    Mit dem Finger

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