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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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gewöhnt hatten, ließ ein grollendes Geräusch den Boden erzittern.
    Dibs tastete ängstlich nach Timothys Hand. »Was ist das?«, kiekste er und deutete auf einen schwarzen Schatten, der unter Grummeln und Schnaufen zu einem Berg anwuchs.
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Timothy. Mit der freien Hand tastete er nach dem Druidenstab, fand aber nur ein loses Brett. Besser als nichts.
    Plötzlich nahm der Schatten zackige Konturen an. Wieder ertönte das tiefe Grollen, nur diesmal viel gewaltiger. Steinbrocken lösten sich krachend von der Decke, und Loo jaulte auf. Einer der Steine musste ihn getroffen haben.
    Dann ging plötzlich alles sehr schnell: Aus dem Dunkel löste sich eine riesenhafte Gestalt. Avys Haut leuchtete jäh auf. Timothy wusste, dass ihre Haut auch reagierte, wenn sie sich fürchtete, und auch wenn ihn diese ungewöhnliche Eigenschaft bisher fasziniert hatte, verfluchte er sie jetzt.
    Dem hellen Schein ausgeliefert, sahen sie das Wesen auf sich zukommen. Sein Rücken war gepanzert, die Beine kurz und schuppig. Sein ganzes Gewicht schien auf dem monströsen Schwanz zu liegen, der um einiges länger war als der Rest des Körpers. Und über dem geradezu lächerlich kleinen Kopf hatte sich ein grüner Kamm aufgestellt, der nichts Gutes verhieß. Die Kreatur riss ihr Maul auf. Mit tiefem Brüllen spie es Timothy übelriechenden Speichel entgegen. Irgendetwas Unverdautes landete auf seiner Stirn.
    »Ist das eine Monsterechse?«, schrie er den anderen zu, stolperte rückwärts, das Brett fest umklammert, in der anderen Hand hielt er Dibs. Rittlings purzelten beide durch das Loch zurück in die Bibliothek.
    Avy und Loo mussten einen Moment zuvor entkommen sein, sie standen direkt hinter ihm. Timothy hörte das Vieh schnaufen, vor dem Loch sah er einen der stämmigen Füße.
    »Das ist ein Tarp«, stammelte Avy. »Was macht denn ein Tarp hier?«
    Timothy sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. »Das sind Tarpe?«
    Avy schluckte hörbar. »Lasst uns abhauen. JETZT!«, schrie sie.
    »Ruhig. Gaaanz ruhig. Keine schnellen Bewegungen. Es darf nicht aus seiner Trance erwachen. Es darf nicht wach werden!« Die Bibliothekarin war, ohne dass sie es gemerkt hatten, neben sie getreten und ging nun mit bedächtigen Schritten auf das Loch zu, im Schlepptau einen schweren Vorhang.
    »Das Viech soll in Trance, sein?«, japste Loo. »Was passiert denn, wenn es wach ist?«
    »Ganz ruhig – ruhig«, gurrte die Bibliothekarin statt einer Antwort. »Gleich ist es dunkel. Schön dunkel. Wie du es magst. Schön dunkel.«
    Behutsam legte sie den Vorhang so auf einen Vorsprung, dass das Loch vollständig bedeckt war, obenauf ein paar schwere Steine. Dann ging sie langsam rückwärts und winkte den anderen, es ihr gleich zu tun. Erst als sie sicher außer Hörweite waren, nahm ihr Gesicht wieder Farbe an.
    Avy stemmte die Arme in die Seite. »Wie könnt Ihr einen Tarp beherbergen? Das ist strengstens verboten!«
    Timothy zupfte ihr unauffällig am T-Shirt. Er fand nicht, dass Avy ein Recht hatte, ihr Vorwürfe zu machen. Immerhin hatten sie die Wand zerstört in der irrwitzigen Annahme, sie würden dahinter etwas über die Drudel finden.
    Aber Avy ließ sich nicht beirren. »Tarpe sind Pentraden!«, ereiferte sie sich. »Sie dürfen die Grotte unter keinen Umständen verlassen – niemals! Sie sind viel zu gefährlich!«
    Die Bibliothekarin sank in sich zusammen. »Was soll ich denn machen? Der Rat hat alle Mittel gestrichen – alle Mittel! Wovon soll ich denn leben? Von der Miete kann ich mir zumindest ab und zu etwas leisten.«
    »Ihr habt – den Raum – an es – VERMIETET?«, fragte Avy und schnappte nach Luft.
    »Eine sichere Sache, ganz sicher!«, beteuerte die alternde Bellarin. »Sie brauchen viele Dekaden, um sich aufs Sterben vorzubereiten. Und so lange sie nicht gestört werden …«
    Timothy verstand kein Wort.
    »Tarpe werden bis zu vierzigtausend Annoten alt«, wisperte Dibs, dem Timothys verwirrter Ausdruck nicht entgangen war. »Die letzten paar Tausend davon denken sie über ihr Leben nach und bereiten sich so aufs Sterben vor.«
    Avy redete nach wie vor auf die Bibliothekarin ein, die wie ein Häufchen Elend auf der Erde hockte.
    Timothy hatte Mitleid mit ihr. »Komm, lass gut sein. Wir haben genug Schaden angerichtet«, redete er Avy zu.
    »Timothy, du hast ja keine Ahnung! Tarpe sind wirklich, wirklich gefährlich! Da kannst du mit so nem Stück Holz gar nichts ausrichten.«
    Timothy, der gar nicht

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