Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Ihr das nicht gleich gesagt? Unsere Premiumwächter stehen im hinteren Bereich.«
Gespannt ließ sich der Händler hinter einen Vorhang ziehen. Der Raum war mindestens so groß wie der vorherige, nur dass die Wände frisch getüncht waren und auf der Erde statt Käfigen große, bestickte Kissen lagen. Vor jedem Platz standen zwei Silberschalen, die eine mit Wasser, die andere mit Leckereien gefüllt. Ladomir sah auf eine Raubkatze, die sich ausgiebig die Pfoten leckte. Über ihr hing ein hölzernes Schild, auf dem Zahlen standen.
»Das kann unmöglich der Preis sein«, stammelte er.
»Oh!«, sagte Holly leicht pikiert. »Gutes hat nun mal seinen Preis. Außerdem wird ein Geschäftsmann sie zu schätzen wissen. Erst gestern habe ich einen Wolfshund zum Plunderplatz geliefert. Ein hervorragender Verteidiger, mit sehr fundierter Ausbildung. Jetzt wird es sicher keiner mehr wagen, sie zu bestehlen.« Holly griff nach einer bereitstehenden Karaffe und schütte sich und ihrem Kunden ein weiteres Mal ein. »Ein Gläschen grünen Bermond?«, fragte sie freundlich.
»Besser nicht.«
»Na dann …« Schulterzuckend kippte sie auch das andere Glas hinunter. »Da sieht man, dass sich Qualität auszahlt. Angeblich war die Kröte schon alt und taub, aber wenn Ihr mich fragt, mit einem Wolfshund wäre ihnen das nicht passiert. Alle Bücher wurden weggeschleppt. Karren für Karren, und die Kröte schlief.«
»Beeindruckend«, sagte Ladomir knapp. Hier würde er nicht weiterkommen.
»Nicht wahr?« Holly griff erneut zur Karaffe. »Wenn Euer Freund etwas warten kann, ich bekomme bald einen Königspudel rein. Noch befindet er sich in der Ausbildung, aber in drei bis vier Diaren …«
»Vielleicht ist es doch besser, wenn mein Freund seinen Wächter selber aussucht.« Ladomir wandte sich zum Gehen. »Er hat wirklich einen sehr erlesenen Geschmack.«
»Also, einen Wächter hätte ich noch. Der ist wirklich erlesen«, sagte die Vinin lächelnd. »Folgt mir – ihn bekommt nicht jeder Kunde zu sehen.«
Hinter einem weiteren Vorhang tat sich ein noch prunkvollerer Raum auf. Die Wände waren mit Blumenranken bemalt und der Boden mit dickem Teppich ausgelegt. In seiner Mitte drehte sich ein goldener Teller, der von zwei Laternen beleuchtet wurde.
»Unser Basilisk! Dreißig Generationen, bis er so perfekt wurde, wie Ihr ihn hier vor Euch seht. Unten Goldfasan, oben Königskobra. Seht Euch nur diese wunderschöne Zeichnung an. Ihm wurden über zweihundert Annoten Ausbildung zu teil.«
Über Ladomirs Gesicht huschte ein Lächeln.
Es entging Holly nicht. »Ist es das, was Ihr sucht?«
Der Händler rang mit sich. »Ja und nein« sagte er zögerlich. »Einen Basilisken, ja. Aber mit zwei Köpfen.« Jetzt war es raus.
Holles Lächeln erstarb. »Wir sind ein ehrbares Geschäft mit gutem Leumund und langer Tradition«, sagte sie ernüchtert. »Wenn Ihr so etwas sucht, seid Ihr hier an der falschen Adresse!«
· ~ ·
»Ihr seid von einem Raben angegriffen worden? Von einem Raben?«, kreischte Avy.
Timothy warf Loo einen Ich-hab's-doch-gesagt-Blick zu, doch der spielte verlegen mit den Glöckchen seiner Zipfelmütze und sah, so gut es ging, an Avy vorbei.
»Und wo ist er jetzt? Ist er noch hier?« Avy drehte sich panisch im Kreis und riss die Arme in die Höhe, bereit, sich jeden Moment zu verteidigen.
»Er ist weg, Avy – rausgeflogen!« Timothy klopfte neben sich auf die Erde. »Komm, setz dich.«
Widerstrebend kauerte sich Avy auf den Boden. Ihre Hände spielten nervös mit dem Wasser einer Pfütze, während sie Timothy zuhörte. Und jedes Mal, wenn er das Wort Rabe in den Mund nahm, zuckte sie heftig zusammen; als sie von der Verwandlung erfuhr, glitzerte ihre Haut sogar hell vor Furcht.
»Und dann ist er rausgeflogen, mit Drusa in den Klauen«, endete Timothy.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Loo, noch bevor Avy Luft holen konnte. »Gehen wir zu Butterfingers? Ein Törtchen auf den Schreck?«
»Mit leeren Händen?« Timothy straffte die Schultern. »Nicht bevor wir alles von A bis Z abgesucht haben.«
»Das kann ja nicht mehr viel sein«, behauptete Loo trocken und rappelte sich hoch. »Bis W bin ich durch – und Avy, wie sieht's auf der Empore aus?«
»Empore? Äh – ja. Die ist oben.«
Loo wedelte mit der Hand vor ihrer Nase herum, ganz so, als wolle er prüfen, ob sie noch bei Sinnen sei.
»Und? Wie weit bist du? Hast du was gefunden?«, fragte er betont langsam.
»Nur zwei Kladden aus Holz. Aber die eine war
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