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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zertrümmere das Getriebe, wirf die Batterie weg - und keine noch so nachwirkende Wirkung kann den verdammten Wagen dazu veranlassen, eines Tages einfach von sich aus nach Las Vegas zu fahren.«
    Bobby betrachtete das sich dahinschlängelnde, schwach leuchtende Flußbett, als wäre es der Fluß der Zeit, der sich in unsere unendlich seltsame Zukunft wand. »Die haben ein Loch in die Wirklichkeit gerissen«, sagte er dann. »Vielleicht ein Loch, das sich nicht mehr flicken läßt.«
    »Was soll das denn wieder heißen?«
    »Was es heißt«, sagte er.
    »Kryptisch.«
    »Styptisch.«
    Vielleicht wollte er damit eingestehen, daß seine Erklärung zwar rätselhaft, aber zumindest doch eine Vorstellung war, die wir erfassen und an die wir uns klammern konnten, eine vertraute Idee, die verhinderte, daß unsere geistige Gesundheit einfach versickerte, genau wie der Alaun in einem Hämostyptikum verhindert, daß Blut aus einem Schnitt fließt, den man sich beim Rasieren zugezogen hat.
    Vielleicht verspottete er aber auch nur meine Neigung - die ich mir aufgrund der Lyrik erworben hatte, die mein Vater mir nahegebracht hatte ., stets davon auszugehen, daß alle in Metaphern sprachen und die Welt viel komplizierter war, als es den Anschein hatte, woraufhin er das Wort dann nur gewählt hatte, weil es sich mit meinem reimte.
    Ich verschaffte ihm nicht die Befriedigung, ihn zu bitten, mir styptisch zu erläutern. »Und die sollen nichts von dieser anhaltenden Nachwirkung wissen?«
    »Du meinst die Eierköpfe von Zauberern, die das Projekt geleitet haben?«
    »Ja. Die Leute, die es geschaffen und dann wieder abgerissen haben. Würde es so eine anhaltende Wirkung geben, hätten sie die Mauern gesprengt und die Ruinen mit ein paar tausend Tonnen Beton gefüllt. Sie wären nicht abgezogen, um es einfach so zurückzulassen, damit Arschlöcher wie wir es dann finden.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Vielleicht hat der Effekt sich erst manifestiert, nachdem sie schon längst weg waren.«
    »Oder wir haben uns alles nur eingebildet«, sagte ich vorschlagshalber.
    »Gleich beide?«
    »Könnte doch sein?«
    »Identische Halluzinationen?«
    Ich fand keine angemessene Antwort darauf, also sagte ich: »Styptisch.«
    »Elliptisch.«
    Über die Bedeutung dieses Wortes wollte ich gar nicht erst nachdenken. »Wenn der Mystery Train ein Zeitreiseprojekt war, hatte er nichts mit der Arbeit meiner Mutter zu tun.«
    »Und?« »Wenn er also nichts mit meiner Mutter zu tun hatte... warum hat dann jemand die Mütze in den Ovalen Raum gelegt, damit ich dort darüber stolpere? Warum hat man bei einer anderen Gelegenheit ihr Foto in die Luftschleuse gelegt? Warum hat jemand Leland Delacroix. Ausweis unter den Scheibenwischer geklemmt und uns heute nacht dort hingeschickt?«
    »Du kannst einem ja richtig Löcher in den Bauch fragen.«
    Er trank sein Heineken aus, worauf ich die leeren Flaschen in die Kühltasche stellte. »Vielleicht wissen wir nicht mal halb soviel, wie wir zu wissen glauben«, sagte Bobby.
    »Zum Beispiel?«
    »Vielleicht ist ja alles, was in Wyvern schiefgegangen ist, in den Gentechnik-Labors schiefgegangen, und vielleicht haben die Theorien deiner Mutter uns ja, wie wir bislang annehmen, genau in das Schlamassel geführt, in dem wir jetzt stecken. Vielleicht aber auch nicht.«
    »Du meinst, meine Mutter hat möglicherweise gar nicht schuld an der Zerstörung der Welt?«
    »Na ja, wir können wohl ziemlich sicher davon ausgehen, daß sie dabei mitgeholfen hat, Bruder. Ich will keineswegs behaupten, daß deine Mama ein Niemand war.«
    »Gracias.«
    »Andererseits hat sie vielleicht teilweise eine gewisse Rolle dabei gespielt, wenn auch vielleicht nur eine ziemlich kleine.«
    Nach dem Krebstod meines Vaters vor einem Monat ein Krebs, von dem ich nun vermutete, daß er keine natürliche Ursache gehabt hat - hatte ich seinen handschriftlichen Bericht über Orsons Herkunft, die Intelligenzsteigerungsexperimente und das heikle Retrovirus meiner Mutter gefunden. »Du hast gelesen, was mein Dad geschrieben hat.«
    »Möglicherweise war er nicht in die ganze Geschichte eingeweiht.« »Er und meine Mutter haben nie Geheimnisse voreinander gehabt.«
    »Ja, klar, eine Seele in zwei Körpern.«
    »Ganz genau«, sagte ich, angestachelt von seinem Sarkasmus.
    Er sah mich an, reckte kurz das Kinn und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Flußbett vor uns. »Tut mir leid, Chris. Du hast völlig recht. Deine Eltern waren nicht wie meine. Sie

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