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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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waren... etwas ganz Besonderes. Als wir noch Kinder waren, habe ich mir immer gewünscht, wir wären nicht nur die besten Freunde. Ich habe mir gewünscht, wir wären Brüder, damit ich bei dir und deinen Eltern wohnen könnte.«
    »Wir sind Brüder, Bobby.«
    Er nickte.
    »In wichtigerer Hinsicht als nur durchs Blut«, sagte ich.
    »Jetzt löse ja nicht meinen Gefühlsduselei-Alarm aus.«
    »Tut mir leid. Hab in letzter Zeit zuviel Süßstoff gegessen.«
    Es gibt Wahrheiten, über die Bobby und ich niemals sprechen, weil Worte einfach nicht ausreichen, um sie auszudrücken, und wir ihre Macht herabwürdigen würden, wenn wir über sie sprächen. Eine dieser Wahrheiten ist das tiefreichende und heilige Wesen unserer Freundschaft.
    »Ich sage ja nur«, fuhr Bobby fort, »vielleicht hat auch deine Mutter nicht die ganze Geschichte gekannt. Nichts vom Mystery-Train-Projekt gewußt, das vielleicht genauso viel Schuld an der Entwicklung trägt wie sie, oder vielleicht sogar noch mehr.«
    »Eine behagliche Vorstellung. Aber wie?«
    »Ich bin nicht Einstein, Bruder. Mein Gehirn ist jetzt ganz ausgelaugt.«
    Er ließ den Motor wieder an und fuhr flußabwärts. Die Scheinwerfer schaltete er noch immer nicht ein. »Ich glaube, ich weiß, was Bighead sein könnte«, sagte ich.
    »Klär mich auf.«
    »Einer aus dem zweiten Trupp.«
    Der erste Trupp ist in jener Nacht vor gut zwei Jahren aus dem Labor in Wyvern entwischt, in der es zu den Gewalttätigkeiten gekommen war, und hatte sich als so schwer zu fassen erwiesen, daß jeder Versuch ihn ausfindig zu machen und zu beseitigen, gescheitert war. In ihrer verzweifelten Bemühung, die Affen zu finden, bevor deren Zahl zu drastisch zunahm, hatten die Wissenschaftler des Projekts einen zweiten Trupp freigelassen, der nach dem ersten suchen sollte. Dabei waren sie davon ausgegangen, daß man einen Affen brauchte, um einen Affen zu finden. Jedes dieser neuen Individuen trug einen chirurgisch eingepflanzten Transponder, so daß man es letzten Endes gemeinsam mit den Angehörigen des ersten Trupps, die es möglicherweise gefunden hatte, aufspüren und beseitigen konnte.
    Obwohl diese neuen Affen angeblich nicht wußten, daß man sie einer solchen Operation unterzogen hatte, hatten sie sich nach ihrer Freilassung die Transponder gegenseitig herausgenagt und sich auf diese Weise befreit.
    »Meinst du etwa, Bighead war ein Affe?« sagte Bobby ungläubig.
    »Ein radikal umgestalteter Affe. Vielleicht nicht ausschließlich ein Rhesus. Könnte auch etwas von einem Pavian in ihm stecken.«
    »Oder von einem Krokodil«, sagte Bobby verdrossen und runzelte die Stirn. »Ich hab gedacht, daß der zweite Trupp viel besser konstruiert worden ist als der erste. Und nicht so gewalttätig ist.«
    »Und?«
    »Bighead ist mir nicht gerade wie ein Schmusekätzchen vorgekommen. Dieses Ding wurde fürs Schlachtfeld entworfen.«
    »Es hat uns nicht angegriffen.«
    »Weil es klug genug gewesen ist, um zu wissen, was eine Schrotflinte anrichten kann.«
    Vor uns befand sich die Rampe, auf der ich heute nacht mit Orson an der Seite hinabgeradelt war. Bobby lenkte den Jeep darauf zu.
    »Ich glaube nicht, daß es ein Killer ist«, sagte ich, weil ich daran denken mußte, wie das elende Geschöpf auf dem Bungalowdach das Gesicht hinter den verschränkten Armen verborgen hatte.
    »Ja, und die ganzen Zähne sind nur dafür da, Dosen mit gekochtem Schinken zu öffnen.«
    »Orson hat auch fiese Zähne, und er ist kein Killer.«
    »Na schön, du hast mich überzeugt, restlos überzeugt. Laden wir Bighead zu einer Pyjamaparty ein. Wir machen große Schüsseln mit Popcorn, bestellen Pizza, drehen uns Lockenwickler ins Haar und sprechen über Jungs.«
    »Arschloch.«
    »Vor einer Minute waren wir noch Brüder.«
    »Das war damals.«
    Bobby fuhr die Rampe zum oberen Ende des Flußdamms hinauf, an den Schildern vorbei, die vor den Gefahren des Flusses während eines Sturms warnten, und über den Streifen Ödland weiter zur Straße, wo er endlich die Scheinwerfer einschaltete. Er schlug die Richtung zu Lilly Wings Haus ein.
    »Pia und ich kommen vielleicht wieder zusammen«, sagte Bobby. Pia Klick, die Künstlerin und Liebe seines Lebens, die glaubt, sie sei die Reinkarnation von Kaha Huna, der Göttin des Surfens.
    »Ihr Zuhause soll doch Waimea sein«, sagte ich. »Ich werde einen großen Mojo wirken.«
    Mutter Erde drehte uns emsig der Dämmerung entgegen, aber die Straßen von Moonlight Bay lagen noch so verlassen und

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