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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Jesus.«
    »Neandertaler.«
    »Jetzt aber Vorsicht«, sagte ich warnend. »Riskier lieber nicht die göttliche Strafe. Blitze. Furunkel. Heuschreckenplagen. Frösche, die aus dem Himmel regnen. Hämorrhoiden.«
    »Ich mache dich verlegen, was?«
    »Ja, Moe, sicher.«
    »Ich sage ja nur, daß das den Unterschied bei dir ausmacht, Chris. Das ist der Unterschied, der dich zu etwas ganz Besonderem macht. Nicht das XP.«
    Ich schwieg.
    »Du suchst jetzt bestimmt verzweifelt nach irgendeiner klugscheißerischen Bemerkung«, sagte sie, »die mich dazu bringt, wieder Arschloch zu dir zu sagen.«
    »Oder wenigstens Neandertaler.«
    »Das ist wirklich der Unterschied. Schlaf gut.«
    Sie ließ meine Hand los und drehte sich auf die Seite.
    »Ich liebe dich, Goodall.«
    »Ich liebe dich, Snowman.«
    Trotz der verdunkelnden Jalousien und zugezogenen Vorhänge kennzeichneten schwache Lichtspuren die Ränder des Fensters. Selbst der bewölkte Himmel dieses Morgens war wunderschön gewesen. Ich sehnte mich danach, jetzt nach draußen zu gehen und unter dem Himmel des Tages zu stehen, um in den Wolken nach Gesichtern, Gestalten und Tieren zu suchen. Ich sehnte mich danach, frei zu sein.
    »Goodall?« sagte ich.
    »Hmmm?«
    »Was deine Vergangenheit betrifft...«
    »Ja?«
    »Du warst doch keine Nutte, oder?«
    »Arschloch.«
    Ich seufzte zufrieden und schloß die Augen.
    So besorgt, wie ich um Orson und die drei vermißten Kinder war, rechnete ich nicht damit, gut zu schlafen, aber ich schlief bald den traumlosen Schlaf eines nichts ahnenden Neandertalers.
    Als ich fünf Stunden später aufwachte, war Sasha nicht mehr im Bett. Ich zog mich an und machte mich auf die Suche nach ihr. In der Küche war mit einem Magnetpin ein Zettel an der Küchentür befestigt: Hab was zu besorgen. Bin bald zurück. Und iß um Gottes willen nicht die Käse-Enchiladas schon zum Frühstück. Nimm Kleieflocken. Moe. Während ich die Käse-Enchiladas vom Vortag im Backofen warm machte, ging ich ins Eßzimmer, das inzwischen Sashas Musikzimmer ist, da wir all unsere Mahlzeiten am Küchentisch einnehmen. Wir haben den Eßtisch, die Stühle und andere Möbel in die Garage gestellt, um Platz für ihr elektronisches Keyboard, den Synthesizer, das Saxophon samt Ständer, die Klarinette, die Flöte, zwei Gitarren (eine elektrische, eine akustische), das Cello und den Cellistenstuhl, den Notenständer und den Tisch, an dem sie komponiert, zu schaffen.
    Das Arbeitszimmer im Erdgeschoß hatten wir zu ihrem Fitneßraum umgebaut. Ein Heimfahrrad, ein Rudergerät und ein Gestell mit zusammensetzbaren Gewichten standen an den Wänden, und in der Mitte lagen dicke Übungsmatten. Sie beschäftigt sich intensiv mit alternativer Medizin, und dementsprechend ist das Bücherregal dort mit ordentlich aufgereihten Flaschen voll Vitaminen, Mineralien und Kräutern gefüllt - und, denke ich mir zumindest, mit geriebenen Fledermausflügeln, Krötenaugensalbe und Marmelade aus Leguanleber.
    In ihrem Haus hatte das große Regal noch voller Bücher im Wohnzimmer gestanden, aber hier waren die Bücher über das ganze Haus verteilt.
    Sie ist eine Frau mit vielen Leidenschaften: Kochen, Musik, Fitneßtraining, Bücher, und ich zählte natürlich auch dazu.
    Das sind diejenigen, die ich kenne. Ich würde sie niemals bitten, ihre Leidenschaften in der Reihenfolge der Wichtigkeit für sie aufzuzählen. Nicht, weil ich befürchtete, ich könnte an fünfter Stelle der Großen Fünf kommen. Ich wäre gern fünfter, ja schon froh, überhaupt in den Top Five zu sein.
    Ich ging durch das Eßzimmer, berührte ihre Gitarren und das Cello, nahm schließlich das Saxophon hoch und blies ein paar Takte von .Quarter Till Three., dem alten Hit von Gary U. S. Bonds. Das Saxophonspielen hat Sasha mir beigebracht. Ich will nicht behaupten, daß ich dazu geboren bin, aber ich bin auch nicht schlecht.
    In Wirklichkeit wollte ich gar nicht auf dem Saxophon üben. Man möge das vielleicht romantisch oder widerwärtig finden, je nach Standpunkt, aber ich wollte etwas mit meinem Mund berühren, was sie mit ihrem Mund berührt hatte. Ich bin weder Romeo noch Hannibal Lecter. Man halte davon, was man wolle.
    Zum Frühstück aß ich drei mächtige Käse-Enchiladas, dick bestrichen mit Salsa, und spülte alles mit einer eiskalten Pepsi runter. Falls ich so lange lebe, daß mein Metabolismus sich gegen mich wendet, werde ich eines Tages vielleicht bedauern, immer nur aus schierer Freßlust gegessen zu haben. Zur Zeit

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