Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
man hätte meinen können, sie habe das Makeup für eine Pantomimenvorstellung aufgelegt.
    »Genau, bis es das Kind schließlich umbringt«, sagte ich.
    »Wir wissen aber nicht, ob sie so vorgehen«, sagte Bobby, um Sasha etwas zu beruhigen. »Wir wissen gar nichts. Das ist alles bloß beschissene Theorie.«
    »Bescheuert und unausgegoren«, sagte ich voller Abscheu vor unserer Theorie. »Aber was hat die verdammte Krähe mit alldem zu tun?«
    Wir sahen uns an.
    Keiner von uns hatte darauf eine Antwort.
    Bobby sah wieder einmal mißtrauisch durch das Buntglasfenster.
    »Was ist los, Bruder?« sagte ich. »Hast du eine Pizza bestellt?«
    »Nein, aber in der Stadt wimmelt es von Anchovis.«
    »Anchovis?«
    »Fischige Typen, die in Schwärmen auftreten und an denen irgendwas faul ist. Wie bei dem Zombieklub, den wir nachts in dem Chevy gesehen haben, als wir von Wyvern zu Lilly gefahren sind. Die Burschen mit den toten Augen. Ich habe das Gefühl, daß sich irgendwas zusammenbraut, etwas ganz Gewaltiges.«
    »Etwas Größeres als das Ende der Welt?«
    Er warf mir einen seltsamen Blick zu und grinste dann. »Du hast recht. Es kann nicht noch mehr abwärtsgehen. Also muß es wohl wieder aufwärtsgehen.«
    »Oder seitwärts«, sagte Sasha ernst. »Von einer Hölle in die andere.«
    »Mir ist klar, warum du sie liebst«, sagte Bobby zu mir.
    »Mein ganzer Sonnenschein«, sagte ich.
    »Zucker auf Beinen«, sagte er.
    »Fünfundfünfzig Kilo wandelnder Honig.«
    »Fünfzig«, sagte sie. »Und vergeßt bitte, daß ich euch beide mit Curly und Larry von den Three Stooges verglichen habe. Das war eine Beleidigung für Larry.«
    »Curly und Curly? « sagte Bobby.
    »Sie glaubt halt, sie ist der schlaue Moe«, sagte ich.
    »Ich glaube, ich gehe jetzt ins Bett«, sagte Sasha. »Wenn du nicht noch weitere schlechte Nachrichten hast, die mich vom Schlafen abhalten.«
    Bobby schüttelte den Kopf. »Was Besseres hab ich nicht zu bieten.«
    Er ging.
    Nachdem ich die Haustür abgeschlossen hatte, sah ich durch das Buntglasfenster, bis Bobby in den Jeep gestiegen war und losfuhr.
    Mich von einem Freund trennen zu müssen macht mich nervös. Vielleicht bin ich ja verschroben, neurotisch und paranoid.
    Wäre ich allerdings unter diesen Umständen nicht verschroben, neurotisch und paranoid, könnte man mich gleich richtig in die Klapse einliefern.
    Wären wir uns stets der Tatsache bewußt, daß Menschen, die uns lieb und wert sind, auch erschreckend sterblich sind und ihr Leben nicht einmal an einem Faden, sondern nur am Hauch eines Spinnfadens hängt, wären wir vielleicht freundlicher zu ihnen und viel dankbarer für die Liebe und Freundschaft, die sie uns entgegenbringen.
    Sasha und ich gingen nach oben und stiegen ins Bett. Wir lagen im Dunkeln Seite an Seite, hielten Händchen und schwiegen eine Weile.
    Wir hatten Angst. Angst um Orson, um Jimmy, um die Stuarts, um uns selbst. Wir kamen uns klein vor. Und hilflos.
    Und deshalb sprachen wir natürlich ein paar Minuten lang darüber, welches unsere italienische Lieblingssoße ist. Pesto mit Pinienkernen machte beinahe das Rennen, doch schließlich einigten wir uns auf Marsala und fielen dann in ein zufriedenes Schweigen.
    Gerade als ich dachte, Sasha wäre eingeschlafen, sagte sie: »Du kennst mich kaum, Snowman.«
    »Ich kenne dein Herz, das, was sich darin verbirgt. Nur darauf kommt es an.«
    »Ich habe dir nie viel über meine Familie erzählt, meine Vergangenheit, wer ich war und was ich getan habe, bevor ich zu KBAY gekommen bin.«
    »Willst du jetzt mit mir darüber sprechen?«
    »Nein.«
    »Gut. Ich bin nämlich völlig erschossen.«
    »Neandertaler.«
    »Ihr Cromagnons haltet euch immer für so was von überlegen.«
    Sie schwieg eine Weile. »Vielleicht werde ich niemals über die Vergangenheit sprechen.«
    »Du meinst, nicht mal über den Vortag?«
    »Du verspürst wirklich nicht das Bedürfnis, es zu wissen, oder?«
    »Ich liebe den Menschen, der du bist«, sagte ich. »Ich bin mir sicher, ich würde auch die Person lieben, die du warst. Aber ich habe nun mal die, die du jetzt bist.«
    »Du urteilst niemals voreilig über jemanden.«
    »Ich bin ein Heiliger.«
    »Ich meine es ernst.«
    »Ich auch. Ich bin ein Heiliger.«
    »Arschloch.«
    »So spricht man aber nicht über einen Heiligen.«
    »Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der die anderen immer allein nach ihren Taten beurteilt. Und ihnen verzeiht, wenn sie Scheiße bauen.«
    »Na ja, ich und

Weitere Kostenlose Bücher