Im Bann der Dunkelheit
während er sie streichelte: »Was ist«, sagte er schließlich, »wenn die Kinder und Orson an einem Ort sind, den wir nicht aufsuchen können? Was ist, wenn sie im Loch stecken?«
»Regel Nummer eins«, sagte Bobby, »ein Ort, der als .Loch. bezeichnet wird, kann kein guter Ort sein.«
»So nennt man dort die genetische Forschungsabteilung.«
»Man?« sagte ich.
»Die Leute, die dort arbeiten. Sie bezeichnen es als Loch, weil...« Roosevelt neigte den Kopf, als würde er auf eine kaum hörbare Stimme lauschen. »Nun, ein Grund scheint der zu sein, daß es sich tief unter der Erde befindet.«
Unwillkürlich sprach ich die Katze an. »Dann ist die Abteilung noch immer irgendwo in Wyvern in Betrieb, wie wir vermutet haben. Sie ist noch immer einsatzbereit und mit ausreichend Personal bestückt?«
»Ja«, sagte Roosevelt und kraulte die Katze unter dem Kinn. »Sie ist autark... und wird alle sechs Monate auf geheimen Wegen mit neuen Vorräten versorgt.«
»Weißt du, wo sie sich befindet?« fragte ich Rumpelmauser.
»Ja, er weiß es. Schließlich kommt er von dort«, sagte Roosevelt und lehnte sich zurück. »Von dort ist er geflohen... in jener Nacht. Wenn Orson und die Kinder sich also im Loch befinden, gibt es keine Möglichkeit, zu ihnen zu gelangen oder sie herauszuholen.«
Wir alle grübelten schweigend vor uns hin.
Rumpelmauser hob eine Pfote und begann sie abzulecken.
Er war intelligent, er wußte Dinge, er konnte Spuren verfolgen, er war unsere einzige Hoffnung, aber er war trotzdem eine Katze und vernachlässigte niemals die Fellpflege. Wir waren von einem Gefährten abhängig, der jederzeit ein Haarknäuel auswürgen konnte. Der einzige Grund, warum ich nicht lachte oder weinte, war der, daß ich nicht beides gleichzeitig tun konnte, denn genau danach war mir.
Schließlich legte Sasha diesen Punkt zu den Akten: »Wenn wir keine Möglichkeit haben, sie aus dem Loch herauszuholen, können wir nur hoffen, daß sie sich woanders in Wyvern befinden.«
»Die große Frage ist trotzdem noch unbeantwortet«, sagte ich zu Roosevelt. »Ist Rumpelmauser bereit, uns zu helfen?«
Der Kater war Orson nur ein einziges Mal begegnet.
Das war an Bord der Nostromo in der Nacht, als mein Vater starb. Wie es schien, hatten sie sich gemocht. Außerdem war ihnen die Herkunft aus dem Wyvern-Forschungszentrum zur Intelligenzsteigerung gemeinsam, und wenn meine Mutter in gewisser Weise auch Orsons Mutter war, weil ihr Herz und ihr Geist ihn geschaffen hatten, dann mochte dieser Kater das Gefühl haben, daß sie auch seine verlorene Mutter war, seine Schöpferin, der er sein Leben verdankte.
Ich saß angespannt da und hielt meine leere Kaffeetasse mit beiden Händen fest, während ich verzweifelt darauf hoffte, daß Rumpelmauser uns nicht im Stich lassen würde. Im Geiste listete ich die Gründe auf, warum der Kater sich unserem Rettungsversuch einfach anschließen mußte, und spielte mit dem unglaublichen und schamlosen Gedanken, daß er ja mein spiritueller Bruder war, Rumpelmauser Snow, genauso wie Orson mein Bruder war, und daß es sich hier deshalb um ein familiäres Problem handelte, das ihn zur Hilfeleistung verpflichtete. Ich erinnerte mich unwillkürlich daran, wie Bobby gesagt hatte, daß diese schöne neue Welt der intelligenten Tiere wie ein Donald-Duck-Film sei, der trotz aller Verrücktheiten erschreckende physische und moralische sowie spirituelle Konsequenzen in sich trug.
Als Roosevelt .Ja. sagte, war ich so fieberhaft damit beschäftigt, meine Argumente gegen eine zu erwartende Zurückweisung unserer Bitte zu ordnen, daß ich eine Weile brauchte, bis ich begriff, was unser Tierkommunikationsexperte soeben kommuniziert hatte. »Ja, wir werden helfen«, sagte Roosevelt als Antwort auf meinen verwunderten Blick.
Wie einen Teller mit crustulorum reichten wir unser Lächeln um den Tisch herum.
Dann neigte Sasha den Kopf und sagte zu Roosevelt: »Wir?«
»Ihr kommt nicht weit, wenn ihr auf meine Dienste als Dolmetscher verzichtet.«
»Rumpelstilzchen geht voraus, und wir folgen ihm einfach«, sagte Bobby.
»Möglicherweise wird sich die Sache etwas schwieriger gestalten«, sagte Roosevelt.
Sasha schüttelte den Kopf. »Wir können Sie unmöglich um diesen Gefallen bitten.«
Roosevelt nahm ihre Hand, tätschelte sie und lächelte. »Du mußt mich nicht darum bitten, meine Tochter. Ich bestehe nämlich darauf. Orson ist auch mein Freund. Die Kinder sind alles Kinder meiner Nachbarn.«
».Viel Tod wird
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