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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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dort hing ein Widerschein der Stadtbeleuchtung wie ein Fleck ranziger Butter an den Wolken, doch insgesamt war die Nacht finster und nahezu ideal für unser Vorhaben. Der Zaun aus silbern gestrichenem Zedernholz rings um unser Grundstück ist genauso hoch wie ich. Zwischen den senkrechten Pfählen gibt es keine Lücken, so daß er solide wie eine Wand ist. Ein Tor führt auf den Feldweg.
    Wir ließen das Tor aber links liegen und gingen zur Ostseite des Grundstücks, wo es an das der Familie Samardian grenzt.
    Der Zaun ist äußerst stabil, da die Pfähle durch drei waagerechte Schienen fixiert sind. Diese Schienen würden uns außerdem gute Dienste beim Hinüberklettern leisten.
    Rumpelmauser sprang hinauf, als wäre er leichter als Luft.
    Er stand mit den Hinterpfoten auf der obersten Schiene und stütze sich mit den Vorderpfoten auf die Pfahlspitzen, um das benachbarte Grundstück zu überblicken.
    Als die Katze sich zu uns umschaute, flüsterte Roosevelt: »Wie es scheint, ist niemand zu Hause.«
    Einer nach dem anderen folgten wir dem Kater möglichst lautlos über den Zaun. Wir durchquerten den Garten der Samardians, bis wir auf einen weiteren Zedernholzzaun stießen, hinter dem das Anwesen der Landsbergs lag. In ihrem Haus brannte Licht, aber wir kamen ungesehen daran vorbei und wechselten über einen niedrigen Palisadenzaun auf das Grundstück der Familie Perez. Von dort aus bewegten wir uns ununterbrochen in östlicher Richtung weiter. Das einzige Problem war Bobo, der Golden Retriever der Wladskis, der zwar nie bellt, aber alle Anstrengungen unternimmt, ungebetene Gäste durch Schwanzwedeln niederzuprügeln und sie dann zu Tode zu lecken.
    Wir überstiegen einen hohen Rotholzzaun und gelangten auf den Besitz der Stanwyks, während der dankenswerterweise nicht bellwütige Bobo zurückblieb. Das Viech sabberte, schlug den Schwanz mit einem hörbaren Pfeifen durch die Luft und tänzelte auf den Hinterbeinen, als ob es austreten müßte.
    Ich hatte Roger Stanwyk stets für einen anständigen Mann gehalten, der seine Fähigkeiten nur aus den ehrenwertesten Gründen in den Dienst der Wyvern-Forschung gestellt hatte, nämlich zur Beförderung der wissenschaftlichen Erkenntnis und des medizinischen Fortschritts, also aus ähnlichen Motiven wie meine Mutter. Seine einzige Sünde war jene, gegen die auch meine Mutter nicht gefeit war: die Hybris. Der Stolz auf seine unstrittige Intelligenz, das unangebrachte Vertrauen in die Macht der Wissenschaft, alle Probleme lösen und alle Fragen beantworten zu können, hatten dazu geführt, daß er unbeabsichtigt zu einem der Architekten des Verderbens geworden war.
    Zumindest hatte ich das bisher geglaubt. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher, was seine guten Absichten betraf. Nach Leland Delacroix. Offenbarungen war Stanwyk sowohl an der Arbeit meiner Mutter als auch am Mystery Train beteiligt gewesen. Über seiner Gestalt hing nun ein wesentlich dunklerer Schatten als zuvor.
    Alle zweibeinigen Mitglieder unserer Gruppe huschten durch den kunstvoll gestalteten Landschaftsgarten der Stanwyks von Deckung zu Deckung, von Strauch zu Baum, und hofften dabei, daß niemand aus dem Fenster sah. Erst als wir den nächsten Zaun erreicht hatten, bemerkten wir, daß Rumpelmauser nicht mehr bei uns war. Zutiefst besorgt kehrten wir um. Wir suchten ihn zwischen den ordentlich gestutzten Zierhölzern und Hecken und flüsterten dabei unablässig seinen Namen, was sich mit ernstem Gesicht nicht leicht bewerkstelligen läßt. Kurz vor der Veranda des Hauses fanden wir ihn dann. Auf dem schwarzen Rasen war er nur als geisterhafter grauer Schatten auszumachen.
    Wir gingen rings um unseren winzigen Anführer in die Hocke, und Roosevelt schaltete sein Gehirn sofort auf Empfang, um auf dem überirdischen Kanal in Erfahrung zu bringen, was die Katze dachte.
    »Er möchte hineingehen«, flüsterte Roosevelt.
    »Und warum?« sagte ich.
    »Drinnen stimmt etwas nicht«, murmelte Roosevelt.
    »Was denn, bitte?« fragte Sasha.
    »Hier wohnt der Tod«, dolmetschte Roosevelt.
    »Der hält den Garten aber vorbildlich sauber«, sagte Bobby.
    »Doogie wartet auf uns«, sagte Sasha zur Katze.
    »Rumpelmauser sagt, daß die Menschen in diesem Haus Hilfe benötigen.«
    »Und wie kommt er darauf?« fragte ich. Doch schon im nächsten Augenblick wußte ich die Antwort und flüsterte gemeinsam mit Sasha und Bobby im Chor: »Katzen wissen viele Dinge.«
    Ich war schwer versucht, mir den Kater zu schnappen, ihn

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