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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Welt eine ziemlich kalte Welt, aber ohne Freunde wäre sie unerträglich.
    Ich wusch mir das Gesicht ein drittes Mal, pinkelte aus Solidarität mit Rumpelmauser, wusch mir danach die Hände (weil meine Mutter, bevor sie es sich in den Kopf gesetzt hatte, die Welt zu zerstören, mir die Grundsätze der Hygiene beigebracht hatte) und kehrte in die Küche zurück, wo die anderen auf mich warteten. Ich vermute, daß sie sich - mit Ausnahme der Katze - in anderen Badezimmern ähnlichen Ritualen wie ich unterzogen hatten.
    Da Sasha wie Bobby überall in der Stadt verdächtige Typen aufgefallen waren und sie überzeugt war, daß in Kürze eine größere Sache bevorstand, war sie davon ausgegangen, daß unser Haus von den Behörden überwacht wurde, und sei.s nur wegen unserer Verbindungen zu Lilly Wing. Daher hatte sie mit Doogie Sassman einen Treffpunkt vereinbart, der weit außerhalb der Reichweite neugieriger Augen lag.
    Sashas Explorer, Bobbys Jeep und Roosevelts Mercedes standen vor dem Haus. Wenn wir mit einem dieser Fahrzeuge aufbrachen, würde man uns zweifellos verfolgen; also mußten wir uns zu Fuß und in aller Heimlichkeit auf den Weg machen.
    Hinter unserem Haus verläuft jenseits des Gartens ein unbefestigter Feldweg, der unser Grundstück und die benachbarten Liegenschaften von einem Wäldchen aus Eukalyptusbäumen und dem dahinter befindlichen Golfplatz des Moonlight Bay Inn und Country Clubs abgrenzt. Die Überwachung erstreckte sich vermutlich nur bis zu diesem Feldweg, und die Wahrscheinlichkeit war äußerst gering, daß die uns zugewiesenen Beschatter sich mit Einladungen zu einem sonntäglichen Brunch im Country Club bestechen ließen.
    Unser Plan bestand darin, durch die Gärten von Haus zu Haus vorzurücken mit dem Risiko, daß die Nachbarn und deren Hunde auf uns aufmerksam wurden, bis wir außerhalb der Sichtweite möglicher Überwachungsteams waren.
    Nach Manuels Konfiskationsorgie verfügte Sasha nun über die einzige uns zur Verfügung stehende Waffe, eine .38er Chiefs Special samt zwei Schnelladern, die sie in einem Abfallbeutel mit sich führte. Sie wollte das gute Stück weder Roosevelt noch Bobby oder mir überlassen - nicht einmal Rumpelmauser. In einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete, gab sie bekannt, daß sie die riskante vordere Position übernehmen würde.
    »Wo treffen wir uns eigentlich mit Doogie?« fragte ich, während Bobby die einzige noch übrige Brioche in den Kühlschrank zurücklegte und ich die Tassen und Teller in der Spüle abstellte.
    »Draußen an der Haddenbeck Road«, sagte Sasha, »kurz hinter dem Crow Hill.«
    »Krähenhügel«, sagte Bobby. »Das klingt nicht gerade vielversprechend.«
    Sasha brauchte eine Weile, bis sie verstand, was er damit andeuten wollte. »Es ist nur ein Ortsname«, sagte sie. »Es kann unmöglich eine Verbindung zu diesen Zeichnungen geben.«
    Ich machte mir größere Sorgen wegen der Entfernung.
    »Mensch, das sind zehn oder zwölf Kilometer!«
    »Fast fünfzehn«, sagte Sasha. »Aber in Anbetracht der jüngsten Entwicklung gibt es innerhalb der Stadt kaum einen Platz, an dem wir uns unbemerkt mit Doogie treffen können.«
    »Es dauert einfach zu lange, wenn wir diese Strecke zu Fuß zurücklegen wollen«, sagte ich.
    »Ach«, sagte sie, »wir gehen nur ein paar Straßen weiter und klauen uns dann ein Auto.«
    Bobby blinzelte mir grinsend zu. »Du hast dir ja eine prächtige Gangsterbraut an Land gezogen, Bruder.«
    »Und wessen Auto, bitte schön?« wollte ich von ihr wissen.
    »Irgendeins«, sagte sie unbeschwert. »Mir geht es nicht um die Marke oder Ausstattung, sondern nur um die Mobilität.«
    »Was ist, wenn wir kein Auto finden, in dem die Schlüssel stecken?«
    »Dann werde ich eins kurzschließen«, sagte sie.
    »Du weißt, wie man ein Auto kurzschließt?«
    »Ich war bei den Pfadfinderinnen.«
    »Meine Tochter hat einen Orden für besondere Leistungen im Fach Autodiebstahl erhalten«, sagte Roosevelt zu Rumpelmauser.
    Wir ließen die Jalousien unten und einige gedimmte Lampen brennen und verschlossen die Hintertür, nachdem wir das Haus verlassen hatten. Die Mystery-Train-Mütze hatte ich abgelegt. Sie gab mir nicht mehr das Gefühl, meiner Mutter näher oder mir als Glücksbringer nützlich zu sein.
    Die Nacht war mild und windstill. In der Luft lag ein schwacher Geruch nach Salz und verrottendem Seetang.
    Der Mond war hinter einer Wolkendecke verborgen, die so undurchlässig wie eine stählerne Bratpfanne war. Hier und

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