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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hatten, was sie wurden.
    Bisher war die Wirkung des freigesetzten Retrovirus, das die DNS fremder Spezies in menschliche Zellen einschleuste, eher begrenzt gewesen. Wenn überhaupt, dann manifestierte sie sich ausschließlich psychisch, das verräterische animalische Augenleuchten der am schwersten Betroffenen einmal ausgenommen.
    Etliche der klugen Köpfe sind immer davon ausgegangen, daß eine körperliche Veränderung unmöglich ist. Sie glauben, daß die neuen Körperzellen, die ständig als Ersatz für abgenutzte Zellen gebildet werden, keine der tierischen DNS-Sequenzen enthalten, mit denen noch die vorhergehende Generation kontaminiert war - nicht einmal wenn Stammzellen, die das Wachstum des menschlichen Körpers kontrollieren, infiziert sind.
    Die deformierte Frau im Morris-Sessel bewies, daß sie sich bedauerlicherweise geirrt hatten. Den mentalen Verfall können offensichtlich grauenhafte körperliche Veränderungen begleiten.
    Die infizierten Individuen erhalten unterschiedliche Gaben fremder DNS, so daß die Auswirkungen in jedem Einzelfall anders ausfallen. Bei manchen Infizierten mag überhaupt keine wahrnehmbare Veränderung auftreten, weder geistig noch körperlich, weil sie DNS-Fragmente von so vielen Quellen erhalten haben, daß es keine kumulative Wirkung gibt, abgesehen von einer allgemeinen Destabilisierung des Gesamtsystems, die zur rapiden Krebs- und Metastasenbildung und einer tödlichen Störung des Autoimmunsystems führt. Andere könnten den Verstand verlieren, sich psychisch zu einem vormenschlichen Entwicklungsstand zurückbilden und von Anfällen mörderischer Raserei und unaussprechlichen Bedürfnissen getrieben werden. Jene aber, die zusätzlich unter physischen Metamorphosen leiden, werden sich immer stärker voneinander unterscheiden: ein Alptraumzoo.
    Mein Mund schien voller Staub zu sein. Meine Kehle fühlte sich eng und ausgedörrt an. Selbst mein Herz schien dem Muskelschwund zum Opfer gefallen zu sein, denn der Pulsschlag klang in meinen Ohren kraftlos und irgendwie seltsam.
    Der Gesang und die komischen Possen der Figuren im König der Löwen riefen bei mir jedenfalls keine Disneyland-Fröhlichkeit hervor.
    Ich hoffte, daß Manuel wußte, wovon er sprach, als er voraussagte, daß schon in Kürze ein Serum, eine Therapie verfügbar sei.
    Bobby legte behutsam das Seidentuch auf das Gesicht der Frau zurück und verhüllte ihre gequälten Züge.
    Als Bobbys Hände sich ihr näherten, spannte ich mich an und faßte unwillkürlich die ausgeschaltete Taschenlampe fester, als würde ich sie möglicherweise als Waffe einsetzen müssen. Ich rechnete fast damit, daß die Augen der Frau sich gleich bewegen würden, daß sie plötzlich zu knurren begann, die spitzen Zähne blitzen und Blut spritzen ließ, während sie Bobby den Rosenkranz um den Hals schlang und ihn zu einer tödlichen Umarmung hinunterzerrte.
    Ich bin nicht der einzige mit einer derart lebhaften Phantasie. Auch in Bobbys Gesicht bemerkte ich eine zögernde Vorsicht. Seine Hände zuckten nervös, während er das Seidentuch zurücklegte.
    Nachdem wir das Arbeitszimmer verlassen hatten, hielt Sasha inne und kehrte noch einmal zur offenen Tür zurück, um den Raum einer weiteren Prüfung zu unterziehen. Sie packte die .38er nicht mehr mit beiden Händen, hielt die Waffe aber dennoch bereit, als wäre sie nicht überrascht, wenn sich herausstellte, daß selbst ein volles Glas mit der Bowle, die man hier als Todescocktail gereicht hatte, nicht giftig genug war, um das Wesen im Morris-Sessel endgültig in den Tod zu befördern.
    Im Erdgeschoß gab es außerdem ein Nähzimmer und einen Waschraum, aber dort befand sich niemand.
    In der Diele rief Roosevelt flüsternd nach Rumpelmauser, da wir seit Betreten des Hauses nichts mehr von der Katze gesehen hatten.
    Die Antwort war ein leises Miauen, das sich ein bißchen von dem konkurrierenden Disney-Soundtrack abhob. Wir folgten dem Laut durch die Diele.
    Rumpelmauser saß auf dem untersten Pfosten des Treppengeländers. Seine im Zwielicht leuchtend grünen Augen waren auf Roosevelt gerichtet, wanderten jedoch kurz darauf zu Sasha, als diese leise, aber eindringlich vorschlug, daß wir schnellstens von hier verschwinden sollten.
    Ohne den Kater standen unsere Chancen, eine erfolgreiche Suche in Wyvern durchzuführen, äußerst schlecht. Und so waren wir Geiseln seiner Neugier - oder was immer es sein mochte, das ihn dazu antrieb, uns den Rücken zuzukehren und ein Stück das Geländer

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