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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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schickte die Kinder eines nach dem anderen durch den Tunnel nach draußen, wo sie von Sasha und Roosevelt empfangen wurden.
    »So viele Jahre, soviel harte Arbeit«, sagte Randolph mit dem Seufzer eines Rentners, der auf ein erfülltes Leben zurückschaut. »Es gab soviel zu studieren, zu lernen, zu ringen, nachzudenken. Soviel Selbstverleugnung und Zurückhaltung in so vielen Jahren.«
    Ein Mord alle zwölf Monate.
    »Und als es dastand, als der Erfolg in greifbarer Nähe war, da haben sich die Feiglinge in Washington durch das ängstigen lassen, was auf den Videos, die die unbemannten Sonden zurückgebracht hatten, zu sehen war.«
    »Was war da zu sehen?«
    »Sie wollten unsere Abteilung schließen«, sagte er, ohne auf meine Frage einzugehen. »Und Del Stuart war drauf und dran, mir den Geldhahn zuzudrehen.«
    Jetzt wußte ich, warum Aaron und Anson in diesem Raum festgehalten worden waren. Und ich fragte mich, ob die anderen Kinder, die überall im Land entführt und ermordet worden waren, in irgendeiner Verbindung zu anderen Personen standen, die in das Mystery-Train-Projekt involviert waren und diesen Mann enttäuscht hatten.
    »Dann wurde das Virus Ihrer Mutter freigesetzt«, sagte Randolph, »und die Herren wollten wissen, was die Zukunft bringt, ob es überhaupt noch eine Zukunft geben würde.«
    »Der rote Himmel?« sagte ich. »Die merkwürdigen Bäume?«
    »Das ist nicht die Zukunft. Das ist... seitwärts.«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich die Kupferwand an einer Stelle eindellte.
    Erschrocken fuhr ich herum, aber die konkave Krümmung war unversehrt, kein Anzeichen einer Verzerrung.
    »Jetzt sind die Gleise verlegt«, sagte Randolph zufrieden, »und niemand kann noch daran rütteln. Die Bresche ist geschlagen. Der Weg ist frei.«
    »Der Weg wohin?«
    »Sie werden es erleben. Wir alle werden es schon sehr bald erleben«, sagte er mit beunruhigender Gewißheit. »Der Zug ist schon dabei, den Bahnhof zu verlassen.«
    Wendy schlüpfte gerade als letztes der Kinder durch das Schleusentor. Orson folgte ihr, wobei er immer noch etwas unsicher auf den Beinen war.
    Doogie winkte mir ungeduldig zu, und ich erhob mich.
    Randolph fixierte mich aus den blaßgrünen Augen und schenkte mir ein blutiges, zahnlückiges, auf unheimliche Weise auch liebevolles Lächeln. »Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft... aber am bedeutendsten... ist die Zeit seitwärts. Das Seitwärts ist der einzige Ort, den ich jemals erreichen wollte, und Ihre Mutter hat mir die Chance dazu gegeben.«
    »Aber wo ist seitwärts?« fragte ich ziemlich verzweifelt, da das Bauwerk wieder heftig erbebte. »Wo mein Schicksal liegt«, sagte er geheimnisvoll.
    Sasha schrie etwas, und ihre Stimme klang dabei so bestürzt, daß mein Herzschlag sich beschleunigte.
    Doogie starrte entgeistert in den Tunnel und rief dann: »Chris! Schnapp dir einen Stuhl!«
    Als ich einen der umgefallenen Klappstühle und dann meine Schrotflinte packte, sagte John Joseph Randolph noch: »Bahnhöfe an den Gleisen, die dort draußen seitwärts in der Zeit liegen, wie wir schon immer gewußt haben, aber niemals glauben wollten.«
    Ich lag mit meiner Vermutung, daß in seinen seltsamen Äußerungen irgendwelche Wahrheiten verborgen waren, bestimmt richtig, und ich wollte mehr hören, um das alles besser zu verstehen, aber es wäre glatter Selbstmord gewesen, noch länger hierzubleiben.
    Ich trat an Doogies Seite und sah, wie sich die halb geöffnete Schleusensperre, durch die wir hindurchmußten, langsam schloß.
    Fluchend packte Doogie die Sperre und stemmte all seine Muskelmasse dagegen. Die Anstrengung ließ die Adern an seinem Hals hervortreten, während er die Stahlplatte langsam in die Wand zurückzwang.
    »Los!« sagte Doogie.
    Da ich schon immer zu den Menschen gehörte, die einen guten Rat beherzigen können, zwängte ich mich am Mambo-König vorbei und rannte durch den fünf Meter langen Tunnelabschnitt zwischen den zwei Schleusentoren.
    Im dröhnenden und sturmartigen Kreischen, das des letzten Orkans am Jüngsten Tag würdig war, konnte ich John Joseph Randolph schreien hören - nicht vor Entsetzen, sondern vor Freude und mit leidenschaftlicher Überzeugung: »Ich glaube daran! Ich glaube!« Sasha, die Kinder, Rumpelmauser und Orson waren bereits in den nächsten Tunnelabschnitt hinter dem anderen Durchgang geflüchtet.
    Roosevelt hatte sich in den Spalt geklemmt, um zu verhindern, daß Doogie und ich hier eingesperrt wurden. Ich konnte hören, wie sich der Motor

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