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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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erreichten wir endlich den geneigten Betontunnel und dann den Aufzug, wo Bobby noch so dalag, wie wir ihn verlassen hatten. Er war noch am Leben.
    Während Doogie die unterbrochenen Kontakte in der Schaltung des Aufzugs wiederherstellte und Roosevelt mit Rumpelmauser auf dem Arm die Kinder in die Kabine trieb, versammelten sich Sasha, Orson und ich um Bobby.
    Er sah aus wie der Tod nach einer durchzechten Nacht.
    »Du siehst gut aus«, sagte ich.
    Bobby sprach so leise zu Orson, daß seine Stimme in all dem Lärm der widerstreiten Zeiten und Welten beinahe unterging. »Hallo, Pelzgesicht.« Orson drückte die Nase an Bobbys Hals, beschnupperte dessen Wunde und blickte sich dann mit sorgenvoller Miene zu mir um.
    »Du hast es geschafft, XP-Man«, sagte Bobby.
    »Es war eher ein Abenteuer der Fantastischen Fünf als die Tat eines einzelnen Superhelden«, sagte ich.
    »Du bist rechtzeitig zurückgekehrt, um den Dienst zu deiner Mitternachtsshow anzutreten«, sagte Bobby zu Sasha, und ich hatte das unangenehme Gefühl, daß dies seine Art war, sich von uns zu verabschieden.
    »Das Radio ist mein Leben«, sagte sie.
    Das Gebäude erzitterte, das Eisenbahngerumpel wurde zu einem Getöse, und Betonstaub rieselte von der Decke.
    »Wir müssen dich jetzt in den Aufzug schaffen«, sagte Sasha.
    Aber Bobby sah mich an und sagte: »Halt meine Hand, Bruder.«
    Ich nahm seine Hand. Sie war eiskalt.
    Er verzerrte das Gesicht vor Schmerz und sagte: »Ich hab.s versaut.«
    »Niemals!«
    »Hab mir in die Hose gemacht«, sagte er zitternd.
    Die Kälte schien von seiner Hand auf meine überzugehen und dann meinen Arm hinaufzukriechen, um sich mir geradewegs ins Herz zu winden. »Kein Problem, Bruder. Urinophorie. Darin hast du doch Erfahrung.«
    »Ich trage aber keinen Neoprenanzug.«
    »Dann ist das alles wohl für dich nur eine Frage des Stils, wie?«
    Er lachte, aber der abgehackte Laut zerfranste zu einem Husten.
    »Der Aufzug ist bereit«, sagte Doogie. »Dann wollen wir mal«, sagte Sasha und beugte sich über Bobby. Erste winzige Betonsplitter mischten sich in den Staubregen.
    »Hätte niemals gedacht, daß ich dermaßen schlecht gekleidet sterben würde«, sagte Bobby und schloß seine Hand fester um meine.
    »Du stirbst nicht«, sagte ich zu ihm.
    »Ich liebe dich... Bruder.«
    »Ich liebe dich auch«, sagte ich, und die Worte waren wie ein Schlüssel, der meine Kehle so fest wie eine Gruft verschloß.
    »Absoluter Wipeout«, sagte er. Seine Stimme wurde schwächer, so daß die letzte Silbe praktisch unhörbar wurde.
    Er richtete die Augen auf etwas, das in weiter Ferne lag, und seine Hand erschlaffte.
    Ich spürte, wie ein riesiger Teil meines Herzens erstarrte und wie ein Eisberg in stockfinsterer Verbitterung versank.
    Sasha legte ihm die Fingerspitzen an die Kehle, um nach dem Puls zu fühlen. »O Gott!«
    »Wir sollten wirklich keine Zeit mehr verlieren«, sagte Doogie drängend.
    Mit einer Stimme, die so belegt klang, daß ich sie gar nicht als meine eigene wiedererkannte, sagte ich zu Sasha: »Komm, bringen wir ihn in die Kabine.«
    »Er ist dahingegangen.«
    »Hilf mir, ihn in den Aufzug zu schaffen!«
    »Chris, Schatz, er ist tot.«
    »Wir nehmen ihn mit«, sagte ich.
    »Snowman...«
    »Wir nehmen ihn mit!«
    »Denk doch an die Kinder. Sie...«
    Ich war verzweifelt und verrückt, verrücktverzweifelt. In meinem Kopf rauschte ein schwarzer Whirlpool der Trauer und schwemmte jegliche Vernunft fort, aber ich war nicht bereit, ihn hier zurückzulassen. Ich würde lieber an seiner Seite sterben, als ihn hier zurückzulassen.
    Ich packte ihn an den Schultern und zerrte ihn in Richtung Aufzug. Mir war bewußt, daß ich den Kindern dadurch vermutlich einen weiteren Schrecken einjagte, nachdem sie bereits soviel durchgemacht hatte, ganz gleich, wie gelassen und cool sie sich momentan auch geben mochten.
    Ich rechnete kaum damit, daß sie begeistert über die Idee applaudieren würden, den Aufstieg aus der Hölle in Gesellschaft einer Leiche zu unternehmen, und konnte ihnen das noch nicht einmal übelnehmen, aber anders ging es eben nicht.
    Nachdem Sasha und Doogie begriffen hatten, daß ich ohne Bobby Halloway nirgendwohin gehen würde, halfen sie mir endlich, ihn in die Kabine zu ziehen. Das Rumpeln, das gespenstische Kreischen, das Knattern und Krachen, das den unmittelbar bevorstehenden Kollaps des gesamten Bauwerks anzukündigen schien, ließ plötzlich nach, und der Regen aus Betonfragmenten versiegte, aber ich wußte,

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