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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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in der Wand knirschend bemühte, die Stahlplatte nach draußen zu treiben, um das Schleusentor zu schließen.
    Ich rammte den Metallklappstuhl in die Lücke über Roosevelts Kopf, damit es nicht soweit kam.
    »Danke, mein Sohn«, sagte er.
    Dann folgte ich Roosevelt nach draußen.
    Die anderen warteten dort im Licht einer gewöhnlichen Taschenlampe auf uns. Sasha sah wesentlich hübscher aus, wenn sie nicht grün war.
    Der Spalt war ziemlich eng für jemanden wie Doogie Sassman, aber er konnte sich ebenfalls hindurchzwängen. Dann riß er den Stuhl heraus. Vielleicht konnten wir ihn ja noch gebrauchen. Wir passierten das Mystery-Train-Logo und das Bild der Krähe. Zur Zeit war kein Luftzug in diesem Tunnelabschnitt zu spüren. Die Zeitungsausschnitte weiter hinten rührten sich nicht. Und dennoch flatterte das große Zeichenblatt mit dem durchgepausten Krähenrelief, als würde ein Sturmwind daran zerren. Rasende Wellen liefen durch das Papier. Die Krähe schien wütend an den Klebestreifen zu reißen, die sie an der gekrümmten Stahloberfläche festhielten, und wild entschlossen zu sein, sich aus dem Papier zu befreien, wie sie sich nach Randolphs Worten einst aus dem Fels erhoben hatte.
    Vielleicht halluzinierte ich diese Sache mit der Krähe nur, klar doch, und vielleicht war ich ja auch als Schlangenbeschwörer geboren, aber ich würde auf keinen Fall hierbleiben, um mich davon zu überzeugen, ob sich wirklich ein echter Vogel aus dem Papier heraus materialisierte und in die Lüfte erhob. Schließlich würde ich mich auch nicht in ein Nest voller Kobras legen und zu ihrer Unterhaltung populäre Schlager summen.
    Da ich später vielleicht gern einen Beweis für das hätte, was ich hier unten gesehen hatte, riß ich ein paar Zeitungsausschnitte von der Wand und stopfte sie mir in die Taschen.
    Während sich hinter uns die imaginäre Krähe flatternd gegen die Wand stemmte, eilten wir weiter, hielten die Gruppe zusammen und taten, was jeder vernünftige Mensch tun würde, wenn die Welt zusammenzustürzen drohte und hinter jedem Winkel der Tod lauerte: Wir folgten der Katze.
    Ich bemühte mich, nicht über Bobby nachzudenken. Das erste Problem bestand bereits darin, einfach nur zu ihm zu gelangen. Wenn wir zu ihm kamen, würde alles gut sein. Er würde uns, wenn auch frierend und von den Schmerzen geschwächt, am Lift empfangen und mich an mein Versprechen erinnern: Carpe cerevisiam, Bruder.
    Der schwache Jodgeruch, der uns während des ganzen Weges durch das Labyrinth begleitet hatte, war jetzt strenger geworden. Gelegentlich mischte sich ein Hauch anderer Dinge darunter - Holzkohle, Schwefel, verwelkte Rosen - und ein unbeschreiblicher bitterer Geruch, der anders als alles war, was meine Nase jemals wahrgenommen hatte. Wenn sich die Zeitverschiebungsphänomene bis in die untersten Bereiche des Bauwerks ausbreiteten, schwebten wir jetzt in größerer Gefahr als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt, seit wir den Hangar betreten hatten. Die schlimmstmögliche Wendung war nicht etwa, daß unsere Flucht durch automatische Schleusentore verzögert oder gar vereitelt wurde. Viel schlimmer war es, wenn sich ein falscher Abschnitt der Vergangenheit mit der Gegenwart überlappte, wie es in den höheren Stockwerken mehr als nur einmal geschehen war. Dann könnten wir plötzlich von schwappender Flüssigkeit oder toxischem Gas überflutet werden - was immer einst durch diese Röhren gepumpt worden war - und entweder ertrinken oder in Giftschwaden ersticken.

26
    Eine Katze, vier Kinder, ein Hund, eine Moderatorin respektive Songschreiberin, ein Tierkommunikator, ein Wikinger und die Galionsfigur des Armageddon - das bin ich - liefen, krochen, wanden sich, rannten, fielen, standen auf und rannten wieder durch die trockenen Betten von Stahlströmen, Messingflüssen und Kupferbächen weiter. Ein weißes Licht, das sich grell an gekrümmten Wänden spiegelt, ein Hauch von Dunkelheit, der wie Flügel flatternd überall dort weht, wohin das Licht nicht reicht, während überall das Rumpeln unsichtbarer Güterzüge ertönt, dazu ein schrilles Kreischen wie das Pfeifen von Lokomotiven, der jodartige Geruch, der in einem Augenblick erstickend intensiv ist und im nächsten so schwach, daß er plötzlich nur noch eingebildet erscheint, Ströme der Vergangenheit, die sich wie eine schlammige Flut heranwälzen, um sich wieder aus der Gegenwart zurückzuziehen. Verängstigt vom gelegentlichen Rauschen von Wasser - von Wasser oder Schlimmerem .,

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