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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nicht später, vielleicht niemals.
    Statt etwas zu sagen, legte ich meine Hand an Orsons Flanke, spürte das überschnelle, aber gleichmäßige Schlagen seines großen, guten Herzens und küßte ihn auf den Kopf.
    Wendy hatte gesagt, daß Orson durstig war. Seine Zunge hatte sich ausgetrocknet und geschwollen angefühlt. Jetzt sah ich, daß die Lefzen unter dem Druck des Drahtmaulkorbs aufgesprungen waren. Die dunklen Augen waren leicht glasig, und ich erkannte darin eine Erschöpfung, die irgendwie Resignation glich und mir deshalb angst machte.
    Ich wollte nur ungern von Orsons Seite weichen, ging aber zur großen Kühltasche neben dem Spieltisch. Sie war zur Hälfte mit kaltem Schmelzwasser gefüllt, in dem noch einige Eisstücke schwammen. Die Mörder schienen gesundheitsbewußt zu leben, denn die einzigen Getränke, die sie mitgebracht hatten, waren Flaschen mit Multivitaminsaft und Evian-Wasser.
    Ich nahm eine der Wasserflaschen mit zu Orson. In der Zwischenzeit hatte er sich hochgewälzt und lag nun auf dem Bauch. Die Kraft, den Kopf zu heben, schien er nicht mehr zu haben.
    Ich machte eine hohle Hand und schüttete etwas Evian hinein. Orson hob den Kopf gerade so weit an, daß er das Wasser aus meiner Handfläche schlappen konnte, was er zunächst teilnahmslos, doch schon bald mit mehr Enthusiasmus tat.
    Während ich immer wieder Wasser nachfüllte, begutachtete ich seinen körperlichen Zustand, und mein wachsender Zorn half mir dabei, die Tränen zurückzuhalten. Der Knorpel seines linken Ohrs schien zerquetscht zu sein, und das Fell war mit sehr viel Schorf durchsetzt. Anscheinend hatte man ihm mit einem Knüppel oder einem Eisenrohr einen Schlag auf den Kopf versetzt. Stumpfe Gegenstände waren schließlich eine Spezialität von Mr. John Joseph Randolph. An der linken Wange, anderthalb Zentimeter von der Nase entfernt, war eine blutverkrustete Wunde zu sehen. Einige Krallen der rechten Vorderpfote waren abgebrochen, und die Ballen hatten einen Überzug aus getrocknetem Blut. Er hatte sich kräftig gewehrt. Die Fesseln aller vier Beine waren durch den Draht wundgescheuert, und aus zweien rann Blut, wenn auch nicht sehr stark.
    Doogie hatte inzwischen alle Kinder von ihren Drahtfesseln befreit und war anschließend zu Conrad gegangen, der immer noch reglos am Boden lag. Er hatte eine Drahtrolle der Killer an sich genommen und dem Mann die Füße gefesselt. Jetzt war er dabei, ihm die Handgelenke hinter dem Rücken zu verknoten.
    Wir konnten es uns nicht erlauben, die zwei Männer mitzuschleppen, wenn wir durch das Labyrinth zurückkehrten. Da man sich in manchen Tunneln ja nur kriechend fortbewegen konnte, müßten wir ihnen dann sogar die Hände befreien, so daß die Killer überhaupt nicht mehr kontrollierbar gewesen wären. Wir konnten lediglich der Polizei Bescheid sagen, sie hier abzuholen - vorausgesetzt, das gesamte Bauwerk brach nicht durch die Belastungen der Zeitverschiebungsphänomene zusammen.
    Obwohl ich es mir später vielleicht anders überlegt hätte, wollte ich momentan nur, daß sie sich nicht von der Stelle bewegen konnten und daß ihre Münder zugeklebt waren. Möglichst sollte eine Wasserflasche in ihrer Sichweite stehen, um die Qual zu erhöhen, wenn sie hier elendig verdursteten.
    Orson hatte vorerst genug getrunken. Mühsam rappelte er sich auf und stand dann wacklig wie ein Baby und schwer keuchend auf den Beinen. Er blinzelte den Schleier vor den Augen weg und sah sich interessiert um.
    »Poki akua«, sagte ich zu ihm, was auf Hawaiianisch Götterhund bedeutet.
    Er wuffte schwach, als freue er sich über das Kompliment.
    Ein plötzlicher hohler Knall, gefolgt von einem nervtötendem Quietschen, als würde Metall gewaltsam verbogen, schallte durch den Kupferraum. Orson und ich blickten gleichzeitig zur Decke und dann ringsum zu den Wänden, aber es war nicht zu erkennen, daß sich die glatte Metalloberfläche irgendwo verändert hätte.
    Tick, tick, tick.
    Ich zerrte die schwere Kühltasche über den Boden zu Orson und nahm den Deckel ab. Er schaute hinein auf das eiskalte Wasser, das zwischen den Evian- und Multivitaminsaftflaschen schwappte, und begann gierig zu trinken.
    Randolph, der zusammengerollt auf der Seite lag, stöhnte auf einmal auf, aber er war noch nicht wieder bei Bewußtsein.
    Doogie schnitt sich ein längeres Stück Draht ab, das er noch benötigte, um Conrad zu verpacken, und reichte mir dann die Rolle.
    Ich wälzte Randolph herum, so daß er mit dem Gesicht nach

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