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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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garantiert zum gleichen Ergebnis führen. Der schlechteste, verrückteste Surfer weiß, daß es keine Rolle spielt, ob er nun von einer völlig zusammenschlagenden Uferwelle hinabgezerrt oder nur vom Brett gerissen wird und mit der Fresse in einer Seetangsuppe landet, das Ergebnis bleibt gleich: Man ist so gut wie tot.
    Ein weiterer Affe tauchte auf, diesmal auf dem Sims des zweiten Fensters. Wenn ich dem Narzisten in mir nachgeben und auf mein inneres Ohr achten würde, könnte ich wahrscheinlich, wie die meisten von uns in dieser von Kinofilmen besessenen und von Hollywood korrumpierten Welt, einen Soundtrack hören, der jeden meiner wachen Momente mit Musik unterlegt: süßliche, sentimentale Streichersequenzen, wenn mich Trauer oder Leid überkommt; zu Tränen rührende, das Herz bewegende Rhapsodien eines vollständigen Orchesters, wenn ich einen Triumph genieße; komische Klaviermotive während meiner gar nicht so seltenen Anfälle von Torheit. Sasha beharrt darauf, daß ich wie James Dean aussehe, und ich muß, über mich selbst entsetzt und beschämt, eingestehen, daß ich diese angebliche Ähnlichkeit mit einer so berühmten Person zwar nicht sehe, mich aber manchmal darüber freue, daß dem so sein soll. Um die Wahrheit zu sagen, ich könnte einige Phasen meines Lebens problemlos mit dem nervösen Soundtrack von ...denn sie wissen nicht, was sie tun unterlegen, der mir gerade im Kopf herumschwirrte. Und als zuvor am Küchentürfenster der Schatten des Affen herabstieß: Hört, wie die Geigen in der Duschszene von Psycho kreischen! Und als ich nun über meinen nächsten Zug nachdachte, während die Affen von allen Seiten auf mich eindrangen: Man stelle sich die tiefen, bedrohlichen, pulsierenden Töne vor, die man auf der Baßgeige zupft, untermalt von einer hohen, aber stark gedämpften Klarinettenmelodie.
    Obwohl ich genau wie jeder andere auch zur Selbsttäuschung fähig bin, entschied ich mich gegen die cinematische meiner beiden Möglichkeiten und entschloß mich, nicht in die Nacht hinauszustürmen. James Dean mag zwar sehr charismatisch sein, ist aber kein Harrison Ford. In fast jedem seiner wenigen Filme schlägt man ihn früher oder später fürchterlich zusammen.
    Ich schlich schnell über den Boden, weg von den Fenstern, hielt mich aber auch vom Eingang zum Eßzimmer fern. Nach ein paar Metern prallte ich gegen die Küchenzeile. Diese Unterschränke waren in allen Häusern in der Totenstadt gleich: schlicht, aber massiv, mit Birkenrahmen, die überlappt verbundenen Türen so oft lackiert, daß die flachen Nuten, die von den herausragenden Gelenken gebildet wurden, unter den zahlreichen Farbschichten fast völlig verschwunden waren. Die Arbeitsflächen waren mit gesprenkelten Resopalbeschichtungen unterschiedlicher Farbe überzogen.
    Ich mußte von dem verwitterten Fußboden hier verschwinden, bevor einer der Affen die Küche von der Vorderseite des Hauses aus betrat. Ich stand mit dem Rücken gegen die Wand gepreßt, in eine Ecke gezwängt, völlig bewegungslos, und atmete so leise wie ein Fisch, der Wasser durch die Kiemen strömen läßt. Aber ich würde trotzdem mit Sicherheit entdeckt werden. Das Linoleum war dermaßen gewellt und von winzigen Lufttaschen unterhöhlt, daß es bei jeder unbeabsichtigten Gewichtsverlagerung knistern und knacken würde, ja schon aufgrund eines bloßen schweren Gedankens. Das verräterische Geräusch würde genau dann erklingen, wenn die Mitglieder des Trupps stocksteif dastanden und es deshalb einfach hören mußten.
    Trotz der Dunkelheit, die so schwer auf mir lastete, daß sie mir dickflüssig vorkam, und trotz des Verwesungsgestanks, der immerhin so stark war, meinen Geruch zu überdecken, der sonst bestimmt von ihnen wahrgenommen werden würde, war ich nicht der Ansicht, daß ich eine große Chance hatte, eine Entdeckung durch den Trupp zu vermeiden, falls dieser die Küche durchsuchte, auch dann nicht, wenn die Affen sich bei ihrer Suche allein auf den Tastsinn verließen.
    Trotzdem mußte ich es versuchen.
    Wenn ich auf die Arbeitsfläche kletterte, würde ich wegen des geringen Abstands zwischen der Arbeitsfläche und den Hängeschränken stark beeinträchtigt sein. Ich würde auf der linken Seite liegen müssen, das Gesicht dem Raum zugewandt. Wenn ich die Knie an die Brust zog und mich kompakt in die Fötusstellung zusammenrollte, um sowenig Platz wie möglich zu beanspruchen, damit man mich nicht so leicht fände, würde ich nicht gerade die ideale

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