Im Bann der Dunkelheit
hatten.
Des weiteren war es nach ihrem Terminplan wohl Zeit für das Abendessen. Anstelle einer Maus oder einer saftigen Spinne stellte nun ich einen veritablen Fleischgang dar, eine erfrischende Abwechslung von ihrer üblichen Kost aus Früchten, Nüssen, Körnern, Blättern, Blumen und Vogeleiern.
Ich wandte mich um hundertachtzig Grad vom Fenster ab und eilte mit vorgestreckten Händen durch das Wohnzimmer. Ich bewegte mich schnell, blindlings auf meine Vertrautheit mit diesen Häusern bauend. Mit der Schulter streifte ich einen Türpfosten und drängte mich durch die halb geöffnete Tür ins Eßzimmer.
Die Affen hielten sich zwar weiterhin zurück und bereiteten ihren Angriff in völligem Schweigen vor, aber ich konnte das hohle Pochen ihrer Pfoten auf dem Holzboden der Veranda hören. Ich hoffte, sie würden an der Haustür zögern; vielleicht milderte die Vorsicht ihren Groll so weit, daß ich etwas Abstand zwischen uns bringen konnte.
Die zerrissene Jalousie des einzigen Fensters in dem kleinen Eßzimmer hing zwar etwas schief, bedeckte aber immer noch den größten Teil der Scheibe. Um das Dunkel wirkungsvoll erhellen zu können, drang viel zuwenig Licht herein.
Ich blieb in Bewegung, weil ich mir sicher war, daß die Tür zur Küche sich in direkter Linie mit der Wohnzimmertür befinden mußte, durch die ich gerade gekommen war. Als ich diesmal den Raum wechselte, berührte ich nicht mal mit der Schulter den Türpfosten.
Weder Jalousien noch Vorhänge bedeckten die beiden Fenster über der Küchenspüle. Ein schwacher Schimmer Mondlicht lag auf ihnen und verlieh ihnen den phosphoreszierenden Glanz eines Fernsehbildschirms, nachdem man das Gerät gerade ausgeschaltet hat.
Unter meinen Füßen knackte und krachte das altersschwache Linoleum. Falls Angehörige des Trupps inzwischen das Haus betreten haben sollten, würde ich sie bei dem Lärm, den ich machte, nicht hören.
In der Luft hing ein durchdringender fauliger Gestank, der mich würgen ließ. Eine Ratte oder irgendein anderes Tier aus freier Wildbahn mußte in einer Ecke der Küche oder in einem der Schränke verreckt sein, wo es nun vor sich hin verweste.
Ich hielt den Atem an und eilte zur Hintertür, die in der oberen Hälfte eine große Glasscheibe aufwies. Die Tür war verschlossen.
Als Wyvern noch als Militärstützpunkt genutzt wurde, war die persönliche Sicherheit eines jeden gewährleistet, und niemand, der innerhalb der Einfriedung wohnte, mußte Angst vor etwaigen Verbrechen haben. Dementsprechend handelte es sich hier um einfache Schlösser, die nur außen einen Zylinderschlitz für den Schlüssel aufwiesen.
Ich tastete nach dem Türknauf, in dessen Mitte sich der Knopf befinden mußte, mit dem man das Schloß entriegeln konnte. Ich fand ihn. Ich hätte ihn auch gedrückt und die Tür aufgerissen - wäre da nicht genau in dem Augenblick, in dem ich die Hand um das kalte Messing schloß, auf der Glasscheibe der Schatten eines Affen hochgeflogen und wieder zurückgefallen.
Ich ließ den Knauf leise wieder los, trat zwei Schritte zurück und überlegte, welche Möglichkeiten mir blieben, weiter vorzugehen. Ich könnte die Tür öffnen und - während das Mündungsfeuer meiner Pistole nur so blitzte - kühn durch die Menge der mörderischen Affen vordringen, als wäre ich ein Indiana Jones ohne Peitsche und Hut, und nur auf meinen Elan vertrauen, überleben zu wollen. Die andere Möglichkeit wäre, in der Küche zu bleiben und abzuwarten, was als nächstes geschah.
Einer der Affen sprang draußen auf den Sims eines der Fenster über der Spüle. Er hielt sich am Rahmen fest, um das Gleichgewicht zu bewahren, drückte das Gesicht gegen das Glas und spähte in die Küche. Da dieser räudige Gremlin sich nur als Silhouette vor dem Mondlicht abzeichnete, konnte ich keine Einzelheiten seines Gesichts ausmachen. Nur seine Augen, die wie glühende Kohlen aussahen. Die schwache weiße Sichel seines humorlosen Grinsens.
Er drehte den Kopf nach rechts und nach links und dann wieder nach rechts, rollte mit den Augen, kniff sie zusammen und riß sie dann wieder weit auf. Anhand seines suchenden Blickes, den er durch die Küche streifen ließ, schloß ich, daß er mich in der Dunkelheit nicht sehen konnte.
Zurück zu den Möglichkeiten. Im Haus bleiben und in der Falle sitzen. In die Nacht hinausstürzen, nur um zu Boden gezerrt und unter dem verrückten Mond brutal zerrissen zu werden.
Das waren keine echten Alternativen, denn beide würden
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