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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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packend, daß es bei mir unwillkürlich Staunen hervorrief, und im Staunen liegt die Saat der Freude. Ich fühlte, wie mir ganz leicht ums Herz wurde, mein Hochgefühl wurde aber von der wachsenden Erkenntnis gezügelt, daß das Verhalten der Vögel nicht nur etwas Ungewöhnliches war, sondern auf eine grundlegende Weise auch falsch.
    Bobby mußte genauso empfunden haben, denn das kurze erfreute Lachen, mit dem er den Anblick des spiralförmigen Schwarms zuerst begrüßt hatte, blieb ihm im Halse stecken.
    Nachdem das Gelächter versiegte, schwand auch das Lächeln aus seinem Gesicht, und er drehte sich um und sah den davonfliegenden Nachtfalken mit einem verzerrten Gesichts- ausdruck nach, der einer Grimasse mehr ähnelte als einem Grinsen.
    Zwei Straßen weiter zogen die Vögel sich wie der zurückweichende Trichter eines sich auflösenden Tornados wieder in den Himmel hinauf.
    Ihre Kunstflugschau schien gewaltige Anstrengungen gefordert zu haben; das Schlagen ihrer Flügel war so heftig gewesen, daß ich, selbst nachdem das trommelähnliche Pochen leiser geworden war, seinen Widerhall in meinen Ohren, meinem Herzen, meinen Knochen geradezu fühlen konnte.
    Die Vögel verschwanden wieder aus dem Blickfeld und ließen uns nur das Flüstern der auflandigen Brise zurück.
    »Es ist noch nicht vorbei«, sagte Bobby.
    »Nein.«
    Schneller als beim ersten Mal kehrten die Vögel zurück.
    Diesmal allerdings nicht dort, wo sie verschwunden waren; statt dessen kamen sie hoch über den Park herangefegt. Wir hörten sie, bevor wir sie sahen, und das Geräusch, das ihr Herannahen verkündete, war nicht das Trommeln von Schwingen, sondern ein überirdisches Kreischen.
    Sie hatten ihr Schweigegelübde gebrochen, es gesprengt.
    Schreiend, gurrend, pfeifend, knatternd, schrillend, rumorend rasten sie von den Sternen herab. Ihr unmelodisches, gellendes Pfeifen war so schrill, daß mir die Ohren weh taten, als wären sie durchbohrt worden, und der Klang der Qual war so durchdringend, daß meine Seele bei diesem schmerzenden Geräusch zu zergehen schien.
    Bobby hob nicht einmal ansatzweise das Gewehr.
    Und ich griff nicht nach der Pistole.
    Wir beide wußten, daß die Vögel uns nicht angriffen. In ihren Schreien hallte kein Zorn wider, sondern nur eine so tiefe und düstere Trostlosigkeit, die jenseits einfacher Verzweiflung war.
    Hinter diesem Klagen, bei dem einem das Blut in den Adern gefrieren konnte, tauchten die Vögel im Sturzflug auf.
    Diesmal führten sie keinerlei Flugkunststücke vor, verzichteten sogar auf eine einfache Formation, schwärmten ohne den geringsten Anmut aus. Jetzt kam es für sie nur auf Geschwindigkeit an, denn nur diese schien ihren Zwecken zu dienen, und so tauchten sie herab, die Flügel angelegt, und nutzten die Schwerkraft wie ein Katapult.
    Mit einer Absicht, die weder Bobby noch ich ergründen konnte, flogen sie kreischend über den Park, weiter über die Straße und rasten ungebremst gegen die Stirnseite eines zweistöckigen Gebäudes, des dritten neben dem Kino, vor dem wir standen. Sie prallten mit so brutaler Wucht gegen das Haus, daß das Pockpockpock, mit dem ihre Leiber gegen den Putz schlugen, wie unaufhörliches Maschinengewehrfeuer klang; gemeinsam mit ihren schrillen Schreien übertönte dieses Bombardement das schwache Klirren der zerberstenden Fensterscheiben.
    Entsetzt und angewidert wandte ich mich von dem Gemetzel ab und lehnte mich gegen den Jeep.
    Angesichts der Geschwindigkeit des Kamikaze-Sturzflugs konnte das qualvolle Todesröcheln nur ein paar Sekunden lang angehalten haben, doch schienen Minuten zu verstreichen, bevor das schreckliche Geräusch erstarb. Über der darauf folgenden Stille schwebte die gleiche unheilvolle Atmosphäre wie unmittelbar nach einer Bombenexplosion.
    Ich schloß die Augen - und öffnete sie schnell wieder, weil eine Wiederholung des selbstmörderischen Sturzes des Schwarms lebhaft auf die Rückseiten meiner Lider projiziert wurde.
    Die gesamte Natur stand auf der Kippe. Soviel wußte ich seit etwa einem Monat, seit ich erfahren hatte, was in den verborgenen Labors von Wyvern geschehen war. Inzwischen kam mir der gefährliche Sims, auf dem die Zukunft ruhte, schmaler vor, als ich zunächst gedacht hatte, die Höhe der Felswand viel größer, als sie es noch vor einem Augenblick gewesen war, und die Felsen unter mir viel zerklüfteter, als ich es mir in meinen schlimmsten Träumen vorgestellt hatte.
    Vor meinem geistigen Auge erschien eine

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