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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Tandem-Brett.«
    Im Wohnzimmer sahen die Kokons noch genauso aus wie zuvor. Bobby schaute mißtrauisch zu ihnen hoch, während er auf die Haustür zuging. »Fünfundzwanzig Zoll breit, fünf Zoll dick«, sagte er.
    Um ein Surfbrett von dieser Größe zu manövrieren, selbst mit zweieinhalb oder drei Zentnern an Bord, brauchte man Talent, Koordinationsfähigkeit und den Glauben an ein wohlwollendes, geordnetes Universum.
    »Ein Tandem?« sagte ich und schaltete die Taschenlampe aus, als wir auf der Veranda anlangten. »Hast du das Wellenreiten jetzt gegen das Taxifahren eingetauscht?«
    »Überhaupt nicht. Aber so ein bißchen Tandemreiten könnte doch ganz nett sein.«
    Wenn er es auf einen Tandemritt abgesehen hatte, mußte er eine bestimmte Partnerin im Sinn haben, eine ganz besondere Wahine. Die einzige Frau jedoch, die er liebt, ist eine Surferin und Malerin namens Pia Klick, die seit fast drei Jahren in Waimea Bay, Hawaii, vor sich hin meditiert, um sich selbst zu finden. Damals hat sie mitten in der Nacht Bobbys Bett verlassen, um am Strand spazierenzugehen. Bobby hatte gar nicht mitbekommen, daß sie weg war, bis sie auf dem Weg nach Waimea aus dem Flugzeug anrief, um ihm mitzuteilen, daß die Suche nach ihr selbst begonnen habe. Sie ist einer der freundlichsten, sanftesten und intelligentesten Menschen, die ich je gekannt habe, eine begabte und erfolgreiche Künstlerin.
    Aber sie glaubt eben, daß Waimea Bay ihre spirituelle Heimat ist - nicht Oskaloosa, Kansas, wo sie geboren wurde und aufgewachsen ist, und auch nicht Moonlight Bay, wo sie sich in Bobby verliebte ., und seit einiger Zeit behauptet sie, sie sei die Inkarnation von Kaha Huna, der Göttin des Surfens.
    Wir lebten auch vor der Katastrophe in den Wyvern-Laboratorien in seltsamen Zeiten.
    Unten an der Verandatreppe blieben wir stehen und atmeten langsam und tief durch, um uns vom Gestank des Todes zu reinigen, der uns durchdrungen zu haben schien, als wären wir in Marinade eingelegt worden. Wir nutzten die Gelegenheit auch, um die Nacht mit Blicken abzusuchen, bevor wir uns wieder tiefer in sie hineinwagten, hielten nach Bighead Ausschau, dem Trupp oder einer neuen Bedrohung, die ich mir nicht einmal vorstellen konnte, wenn meine Phantasie schneller als mit Lichtgeschwindigkeit flog. Vom Webstuhl des Pazifiks waren zwei Schichten kreuzweise ineinandergewirkter Wolken herangerollt, so geköpert wie Gabardine. Sie kleideten mittlerweile über die Hälfte des Himmels aus.
    »Könnte mir ein Boot besorgen«, sagte Bobby.
    »Was für ein Boot denn?«
    »Wir könnten uns jedes leisten.«
    »Und?«
    »Auf See bleiben.« »Ziemlich extreme Lösung, Bruder.«
    »Tagsüber segeln, nachts feiern. An verlassenen Stränden vor Anker gehen, ab und zu ein paar klasse tropische Wellen mitnehmen.«
    »Du, ich, Sasha und Orson?«
    »In Waimea Bay nehmen wir Pia an Bord.«
    »Die Kaha Huna.«
    »Kann nicht schaden, eine Meeresgöttin dabeizuhaben«, sagte er.
    »Treibstoff?«
    »Segel.«
    »Nahrung?«
    »Fische.«
    »Auch Fische können das Retrovirus übertragen.«
    »Dann suchen wir uns eben eine abgelegene Insel.«
    »Und wie abgelegen soll die sein?«
    »Am Arsch der Welt.«
    »Und?«
    »Pflanzen da unsere eigene Nahrung an.«
    »Farmer Bob.«
    »Aber ohne die Latzhosen.«
    »Der Traum vom Landleben.«
    »Völlig autark sein. Ist nicht unmöglich«, beharrte er.
    »Ist auch nicht unmöglich, einen Grizzlybären mit einem Speer zu töten. Aber wenn du es bist, der mit dem Speer in eine Grube fällt, braucht man den Bären nur mit ein paar Tortillas hinterherzuschicken, und er macht sich Bobby-Tacos zum Mittagessen.«
    »Nicht, wenn ich vorher einen Kursus in Bärentöten belege.«
    »Bevor du also die Segel setzt, willst du vier Jahre lang auf der Fachhochschule Landwirtschaft studieren?«
    Bobby atmete so tief ein, daß er damit leicht seine oberen Gedärme lüften konnte, und stieß die Luft dann wieder aus.
    »Ich weiß nur eines: Ich will nicht wie Delacroix enden.«
    »Jeder, der in diese Welt geboren wird, endet wie Delacroix«, sagte ich. »Aber es ist eigentlich kein Ende. Nur ein Übergang. Zu dem, was danach kommt.«
    Bobby schwieg einen Augenblick lang. Dann sagte er: »Ich bin mir nicht sicher, ob ich so fest wie du daran glaube, Chris.«
    »Du glaubst also ohne weiteres, du könntest dem Ende der Welt entgehen, indem du auf einer nirgends verzeichneten tropischen Insel irgendwo westlich von Bora Bora, wo es sowohl unglaublich fruchtbaren Boden und

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