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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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kratzte auf Papier. Schnell klappte er das Notizbuch zu und verbarg es im Ärmel seines Hemdes.
    »Viel Arbeit liegt vor uns, meine Damen und Herren. Wir werden uns auf etwas Neues konzentrieren. Genauer gesagt möchte ich, dass wir eine neue Rasse von Engeln hervorbringen. Unsere Feinde werden den Tag verfluchen, an dem sie uns den Krieg erklärt haben.«
    Die eintretende Stille war übermächtig. Die Wissenschaftler versuchten zu begreifen, was Madame Hazards Pläne in letzter Konsequenz bedeuteten. Die Clearer machten ausnahmslos interessierte Gesichter. Wesley indes war kreidebleich und sah sehnsüchtig auf die Bleistiftspitze zu seinen Füßen.
    »Miss Winterstone, Mister Wesley, Marcellus und Albert bleiben bitte. Der Rest darf gehen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. In den nächsten Tagen erhalten Sie Anweisungen von mir.«
    Es ist merkwürdig, dachte Elena. Obwohl wir nun viel Platz haben, rücken wir Übriggebliebenen nicht zusammen. Lieber brüllen wir uns über den großen Tisch hinweg an.
    »Was halten Sie von meiner Idee, Miss Winterstone?«
    Elena überlegte, wie sie ihre Zweifel diplomatisch formulieren sollte.
    »Nun, es ist gewiss eine Herausforderung.«
    »Die Wahrheit bitte!«
    Wesley grinste schadenfroh.
    »Ich habe keine Ahnung, wie wir das schaffen können.«
    »Sie nicht, aber ich«, gab der Boss verschmitzt zurück. Doch zunächst einmal gilt es, ein anderes Problem aus der Welt zu schaffen.«
    Der Engel stand in einer fließenden Bewegung auf und überbrückte die Distanz zu Wesley mit einem Sprung. Der Boss warf ihm die Pistole mit dem großen Lauf zu, die Elena das Leben gerettet hatte. Marcellus fing sie geschickt auf, zielte auf Wesleys Kopf und drückte ab.
    Elena blickte auf die Tischplatte. Rote Spritzer hoben sich bizarr von der mattgrauen Oberfläche ab. Mechanisch schob sie die besudelten Unterlagen zur Seite, legte den Kopf in den Nacken und versank in den Anblick des Kronleuchters, der den Raum in strahlendes Licht tauchte. Anstelle von Kerzen leuchteten lumineszierende Kugeln in der Metallhalterung. Es war das erste Mal, dass sie sich den Leuchter bewusst ansah. Sie fragte sich gerade, wie es möglich war, die Kugelgebilde zum Leuchten zu bringen, als sie mehrmals hintereinander angesprochen wurde. Elena war nicht in der Lage, den Blick von den glänzenden Kugeln zu lösen. Sie waren so rein. Ein scharfer Schmerz schoss durch ihre linke Gesichtshälfte und endete an der Schläfe. Sie spürte, wie das weiche Fleisch ihrer Wange fast unmittelbar nach dem Schmerz anschwoll.
    »Was ist denn?«, fragte sie leise. Ihre eigene Stimme klang in ihren Ohren schlaftrunken. Sie war tatsächlich müde, konnte kaum noch die Augen offen halten.
    »Miss Winterstone, wir wären Ihnen sehr zu Dank verbunden, wenn Sie sich ein wenig zusammenreißen würden.«
    »Sie schafft es nicht.« Albert?
    »… überschätzt?«
    »… braucht sie einfach Zeit?«
    »Genau die haben wir nicht!« Madame Hazards Stimme.
    Den Disput bekam Elena noch mit, dann schwanden ihr die Sinne.

    Sophia hatte die Anweisung erhalten, Zimmer für fünf Gäste herrichten zu lassen. Sie war bass erstaunt, dass die Ankömmlinge direkt nacheinander eintrafen. Es waren ausnahmslos Männer. Einer war größer und ansehnlicher als der andere. Selbst Marcellus wirkte neben ihnen zierlich wie eine Weizenähre. Und noch eines fiel ihr auf. Die Männer hatten etwas Hypnotisches an sich. Wie sie mit intelligenten Augen das Foyer taxierten, sofort erfassten, wo sich die Fenster und wo die Treppe befanden. Wie geschmeidig sie selbst profane Dinge, wie das Ausziehen ihrer Mäntel, erledigten. Sophia stellte keine Fragen, sondern geleitete die Herren lediglich zu ihren komfortablen Gästezimmern. Als alle Fünf untergebracht waren, eilte sie in die Küche in der Hoffnung, durch den alltäglichen Klatsch mehr zu erfahren.
    Madame Hazard war noch nicht von den Kesseln zurück und Sophia fieberte der Ankunft von Marcellus entgegen, von dem sie nicht wusste, ob er Madame begleitet hatte oder sonstige Erledigungen in der Stadt versah. Sie pustete so heftig in ihre Tasse mit Mokkachoc, dass der Koch einen Satz zurück machte, um den brühheißen Tropfen zu entgehen.
    »Wenn de zu tattrig für’n bisschen pusten bist, dann sollteste auch keinen Mokka nich trinken.«
    »Entschuldige. Ich war mit den Gedanken woanders.«
    Sofort war der Koch ganz Ohr. Sobald es um Liebeleien oder schmutzige Geschichtchen ging, ließ er alles stehen und liegen,

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