Im Bann der Engel
Reverend. Ab und an erledigen sie für unseren friedliebenden Gottesmann Dinge, die er noch tags zuvor lautstark von der Kanzel aus verurteilt.«
Elena nickte bloß und biss in ihren Kuchen, um nichts sagen zu müssen.
»Wen hast du verärgert?«
»Steven, ich kann mein Herz nicht ausschütten, so gern ich es täte.«
Der dicke Bäcker stellte seinen Teller ungeschickt auf den Tisch, so dass etwas von Elenas Tee aus dem Becher schwappte und griff nach ihrer Hand.
»Weißt du, ich wollte es dir schon länger sagen, aber es ging nie, weil immer Kunden im Laden waren oder du einen schlechten Tag hattest. Aber jetzt wage ich es dennoch. Ich habe mich an jenem Tag unsterblich in dich verliebt, als du das erste Mal zur Tür hereinkamst. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie weh es mir tut, dich leiden zu sehen. Erinnerst du dich, als ich dir sagte, du sollst dein Leben nicht an deine miese Arbeit verschenken, die dich aussaugt? Das habe ich genau so gemeint. Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als dich an meiner Seite zu wissen. Du müsstest nur ein wenig in der Backstube mithelfen. Nicht viel, das schwöre ich dir.«
Elena stiegen die Tränen in die Augen. Aber nicht nur, weil Stevens Geständnis sie rührte, sondern, weil sie dazu verdammt war zu schweigen, und so wieder einmal eine Chance vertat, dem Moloch aus Lügen und Intrigen zu entkommen.
»Du weinst ja«, stieß Steven hervor und ergriff auch Elenas andere Hand. Tollpatschig erhob er sich aus seinem Sessel und ging vor Elena auf die Knie. »Willst du meine Frau werden?«
Kapitel 6
Madame Hazard sonnte sich in der Gesellschaft der fünf Männer, die sie allesamt neugierig musterten. Sophia hatte ganze Arbeit geleistet. Als Madame Hazard kokett die zierliche Teetasse zum Mund führte, roch sie das herrliche Vanillearoma des Körperpuders, das sie eigens aus den Kolonien hatte importieren lassen. Der Duft erinnerte sie an heiße Nächte unter sternklarem Himmel und dem Gefühl von prickelndem Sand zwischen den Zehen. Ihr Blick fiel auf das perfekt gefeilte Rund ihrer Fingernägel. Sophia hatte die Nägel ein Stück gekürzt. Nun sahen sie nicht mehr vulgär aus. Sie wuchsen aber auch zu schnell.
»Wie haben Sie unter meinem Dach geschlafen, meine Herren?«, warf sie den ersten Happen Konversation in die Luft.
Vier der Herren lächelten sie an und nickten höflich zur Bestätigung, dass sie hervorragend geruht hatten. Nur Richard Sinclairs Miene blieb ausdruckslos. Erst, als sie ihn direkt ansah, verzogen sich seine Mundwinkel zur Andeutung eines Lächelns. Seine Augen indes blieben davon unberührt.
Interessant, ich möchte ihn um jeden Preis in meinem Bett, dachte Madame Hazard und presste unter dem Tisch die Schenkel fest zusammen, um die Woge der Lust länger auszukosten. Unauffällig nahm sie eine Hand vom Tisch und stellte sich vor, es sei Sinclair, dessen Finger sich zwischen ihre Beine stahlen.
Laut fuhr sie fort: »Ich gebe zu, dass meine Einladung Ihnen wie ein Rätsel erscheinen muss. Nun, ich traue den Boten nicht. Erst recht nicht mehr, seit Dream-Steam für die Verteilung der Schriftstücke sorgt. Ich hörte, es gäbe immer einen gehörigen Schwund. Schreiben, die ihre Empfänger niemals erreichen. Sie haben sicherlich vollstes Verständnis für meine Geheimniskrämerei.«
Sie behielt geflissentlich für sich, dass Dream-Steam ihr gehörte. Stattdessen rieb sie sich langsam dem Höhepunkt entgegen. Im Laufe ihrer Ehe mit Charles Philip hatte sie die Kunst perfektioniert, das Beben zu unterdrücken, wenn sie kam.
»Selbstverständlich werde ich Sie angemessen für Ihre Mühe, persönlich zu erscheinen, entlohnen.«
Sie lächelte schweigend in die Runde und genoss die heißen Wellen, die ihren Unterleib fluteten. Wieder war es Sinclair, der nicht so recht anbeißen wollte. Sie entschied, mit offenen Karten zu spielen.
»Ich weiß, dass Sie zu den besten Auftragsmördern gehören, die man überhaupt nur anheuern kann. Und ich benötige Ihre Dienste. Im Gegenzug für Ihre Tätigkeit sollen Sie allerdings nicht nur Geld erhalten, sondern auch ein Geschenk, das Ihnen für alle Ewigkeit erhalten bleibt.«
Neugierig richteten sich die Männer auf, hingen förmlich an ihren Lippen. Die Räumlichkeiten ihres Anwesens waren für eine Vorführung bestens geeignet. Das Licht war besser als in der Fabrik, und außerdem fühlten sich die Herren sicherer, nachdem sie bereits eine Nacht in ihrem Haus verbracht hatten. Die Fabrik, das wusste
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