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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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auf den Matten ein und legten die metallenen Stirnreifen an. Das Summen, das sich durch den Schädelknochen bis ins Rückenmark fortpflanzte, zeigte an, dass der Transformator ebenfalls einwandfrei funktionierte. Margaret begann, die einleitende Atemübung anzusagen und wiederholte die Anweisungen mit monotoner Stimme.
    Ruhe kehrte in Elenas aufgewühlten Geist ein, der Atem füllte ihre Bauchhöhle und die Glieder wurden schwer. Nach und nach atmeten sie in gleichem Rhythmus. Margarets Stimme klang wie aus weiter Ferne, als sie die nächste Stufe ansagte. Das Summen im Schädel wurde stärker, dann verwischte Zeit und Raum. Sie hatten die Trance erreicht. Vor ihrem geistigen Auge sah Elena den Engel, noch war er leblos, lag nackt auf kargem schwarzem Gestein. Sein Geist schrie nach Hilfe, er wollte nicht sterben, er rief nach ihnen. Elena war zuerst bei ihm und legte ihm die Hand auf die Stirn. Reine Energie pulsierte aus ihren Fingerspitzen. Gierig wurde sie von Waits‘ eisiger Haut aufgesogen. Elenas Finger wurden plötzlich taub. Elena wollte die Hand zurückziehen, aber es gelang ihr nicht. Die Taubheit griff auf ihren Arm über. Elena atmete schneller. Wo waren die anderen? Warum saß sie allein neben Waits? »Geoffrey, Matthew, Justine, Magaret, wo zur Hölle seid ihr?«, rief sie nach ihnen. Warum wachte sie nicht auf?
    Waits‘ Lider hoben sich. In seinen Augen loderte infernalisches Feuer.
    »Sie haben mich verraten. Und ich werde dich mit in den Abgrund reißen, in den ihr mich gestoßen habt«, knurrte er. Seine Hand schoss vor und umklammerte ihr Handgelenk.
    Elena versuchte, Ruhe zu bewahren, obwohl die Erweckung dieses Mal völlig anders ablief als sonst. »Ich werde das jetzt abbrechen und in meinen Körper zurückkehren und du wirst mich nicht daran hindern.«
    Sie konzentrierte sich auf die inverse Formel, doch die Worte wollten ihr nicht von den Lippen kommen. Die Angst schnürte ihre Kehle zu und der lähmende Sog, der von Waits ausging, wurde übermächtig. Elena schlug nach seiner Hand, die sie immer noch festhielt. Dann sah Elena die schwarzen Adern, die sich wie Würmer unter der Haut des Engels wanden.
    »Du müsstest tot sein.«
    »Vielleicht bin ich das ja«, sagte Waits mit kehliger Stimme. »Und du möglicherweise auch. Dein Geist wehrt sich nur, es zu begreifen. Gib auf, Forscherin, du bist verloren.«
    Elena flüsterte eine Bannformel. Waits verzog das Gesicht, dann spuckte er aus und erhob sich schwankend. Er zerrte Elena zum Rand des schwarzen Felsens, dorthin, wo sich das bodenlose Loch befand, das schlimmer war als der Tod. Es war das Nichts. Die Leugnung jeglicher Existenz. Elena stemmte die Füße in den Boden. Nur noch wenige Schritte trennten sie von der Verdammnis. Sie schrie und schlug um sich. Da endlich erschienen die anderen neben ihr, sprachen die Formel der Rückkehr und brachten sie ins Reich der Lebenden zurück.
    Elena schlug die Augen auf. Margaret stieß zischend die Luft aus. »Gott sei Dank, wir dachten schon, du wärst hinüber.«
    »Warum habt ihr mich allein gelassen?«
    »Du bist doch vorgeprescht«, sagte Matthew klagend. »Wie war das? Niemals ein Versuchsobjekt allein berühren, sondern immer auf Verstärkung warten.«
    Elenas Blick wanderte von einem zum anderen. Die Mienen ihrer Kollegen drückten Besorgnis, aber auch Ärger aus. »Es tut mir leid«, sagte sie zerknirscht.
    Ein Stöhnen lenkte die Aufmerksamkeit von ihr ab. Timor Waits setzte sich auf und betrachtete abwesend seine Füße.
    Für einen Moment hatte Elena den Eindruck, das Höllenfeuer erneut in seinen Augen zu sehen. Ihre Stimme zitterte, als sie ihn mit seinem neuen Namen ansprach, der ihn nun für immer begleiten würde: »Raventu«.
    Das Funkeln in seinen Augen erlosch und machte einer Leere Platz, die viel schlimmer war.
    Unbeirrt folgte Elena dem Protokoll, das an dieser Stelle die rituelle Begrüßungsformel vorsah. »Ich heiße dich in unserer Mitte willkommen. Mögest du deiner Bestimmung treu sein und dein zweites Leben in den Dienst unserer Gemeinschaft stellen.« Erschöpft hielt sie inne.
    Margaret vollendete den Ritus. »Schwöre, unserer Gemeinschaft niemals Schaden zuzufügen und alle Befehle auszuführen.«
    »Ja, ja«, kommentierte Waits unwirsch und winkte sogar ab. Justine prustete in ihre vorgehaltene Hand.
    »Das ist nicht lustig«, schnarrte Margaret. »Er ist anders. Irgendwie renitenter.«
    Wie soll das erst mit Sinclair werden?, ging es Elena durch den

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