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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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Engel zeigte erwartungsgemäß wenig Geduld und zerrte heftig an ihr.
    »Wenn du nicht gleich friedlich bist, werde ich dir Manieren beibringen!«, drohte er. Er stand jetzt mit dem Rücken zum Grab. Elena stieß zischend den Atem aus, und schlug, so fest sie konnte, mit beiden Handflächen auf Raventus Ohren. Er schrie auf, kämpfte um sein Gleichgewicht, machte einen unsicheren Schritt zur Seite, dann einen nach hinten und verschwand in der Grube. Ein Gurgeln war das Letzte, was Elena von ihm hörte. Sie spähte in das Grab und sah Raventu aufgespießt auf dem Kreuz. Die Spitze hatte ohne Mühe die Rüstung durchdrungen und ragte aus seiner Brust. Raventus Augen blickten gebrochen in den Himmel.
    Ein hasserfüllter hoher Schrei quittierte Elenas Sieg über den Engel.
    »Ergreift Winterstone«, brüllte Madame Hazard.
    Elena fühlte sich wie in einem Traum. Sie sah erneut einen Engel mit silberner Maske auf sich zukommen. Elena schloss die Augen. Ein Windzug strich über ihr Gesicht. Dann wurde sie an der Hand ergriffen und fortgezerrt. Es war Marcellus. Er schlug wilde Haken und lotste Elena aus dem Schlachtgetümmel. Allmählich fiel die Benommenheit von ihr ab. Sie erreichten den schmiedeeisernen Zaun des Friedhofs. Marcellus warf die protestierende Elena über das Gitter. Hart schlug sie auf der anderen Seite auf und blieb schwer atmend liegen. Es rauschte, als Marcellus seine Flügel entfaltete, dann landete er neben ihr. »Das Tor war zu weit weg«, sagte er entschuldigend.
    »Warum bist du nicht mit mir zusammen über den Zaun geflogen?«, knurrte sie wütend.
    »Weil mir dazu die Kraft fehlt. Das müsstest du doch am besten wissen.«
    »Wo ist Amenatos?«
    »Der schlägt sich schon durch. Wir treffen uns im Weinkeller. Komm.«
    Sie mieden die Straßen, in denen sich Dampfmobile, Kutschen und bewaffnete Fußgänger drängten. Jeder, so schien es, war irgendwohin unterwegs. Elena taumelte. Marcellus reichte ihr seinen Arm und bald darauf gelangten sie zum Hintereingang des Pubs. Elena gab dem Wirt ein Zeichen, ihnen die Falltür zum Keller zu öffnen.
    Müde setzte sich Elena auf den Boden und lehnte sich gegen ein großes Fass. Marcellus lief unruhig im Keller umher.
    »Ich frage mich, was in der Fabrik wohl vor sich gehen mag. Da waren doch mindestens sechs neue Engel auf dem Friedhof. Wie kann das sein?«
    »Du hast ihr doch selbst dein Rezept aufgeschrieben«, gab Marcellus trocken zurück.
    Elena schauderte. »Dann waren sie aber sehr fleißig.«
    »Und die Fabrik haben sie außerdem in eine Festung verwandelt«, fügte Marcellus hinzu. »Unmöglich, da einzudringen.«
    Die beiden schwiegen. Nach und nach erschienen die restlichen Rebellen. Den Reverend hatte es übel erwischt. Jemand hatte ihm einen gewaltigen Schlag auf den Kopf verpasst. Er lebte, aber es stand schlecht um ihn. Insgesamt hatte der Angriff auf dem Friedhof zehn neue Todesopfer gefordert.
    Da der Reverend als Wortführer außer Gefecht gesetzt war, übernahm Marcellus diesen Part. Einige der Rebellen waren dagegen. Erst, als Elena von ihrer Rettung durch Marcellus berichtete, wurden die Mienen der Anwesenden milder und das Murren hörte auf.
    Amenatos erschien verletzt im Keller, als die Verschwörer schon fast eine Stunde lang über mögliche Strategien diskutiert hatten, Madame Hazard und ihren Schergen beizukommen.
    Seltsamerweise schlossen sich Amenatos‘ Wunden nicht mehr so schnell. Auch litt er größere Schmerzen, wie er mit zusammengebissenen Zähnen mitteilte.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Elena. Sie berichtete Amenatos, dass sie nicht in der Lage gewesen war, auf Madame Hazard zu schießen.
    »Sie bedient sich der Okkultisten. Und hierin liegt vermutlich unsere größte Chance. Sie können sich nicht auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren. Engel zu erschaffen kostet sehr viel Kraft und Zeit, wenn sie zusätzlich Madame Hazard mit einem Zauber unterstützen, bedeutet dies wiederum Zeit, die von ihren Experimenten abgeht. Noch schaffen sie es vielleicht, aber bald ist es damit vorbei.«
    Amenatos meldete sich und sagte: »Wir bräuchten einen Spion in den feindlichen Reihen. Sonst bauen wir auf Sand. Diese Frau ist so unberechenbar, unmöglich, ihre nächsten Schritte vorauszusehen. Außerdem hat sie noch die Kinder und den Bürgermeister in ihrer Gewalt.«
    Schweigen senkte sich über den Keller. Die Blicke der Verschwörer wanderten unsicher umher. Schließlich warf ein ehemaliger Dockarbeiter aus Leeds ein: »Wir

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