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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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Wasserzulauf funktionierte noch. Eiskalt ergoss sich das Nass in das Porzellanbecken.
    »Das Frühstück muss leider ausfallen«, sagte sie, sah zu Amenatos und erschrak. Er saß aufrecht im Bett. Seine Augen erstrahlten in einem komplett goldenen Glanz, auch seine Haut schien von innen zu leuchten.
    Elena eilte zu ihm. »Amenatos. Sag doch was. Du machst mir Angst.«
    Unartikuliertes Gurgeln kam aus seiner Kehle. Als Elena ihn berührte, stieß er sie weg. Mit einem Aufschrei landete sie auf dem Boden. Der Engel setzte mechanisch erst einen, dann den anderen Fuß auf den Boden und stand langsam auf.
    Elena spürte, wie die Luft knisterte. Sie ahnte, dass der Engel ihr nicht wehtun wollte, sie sah es an seinem Blick, der Trauer und Fassungslosigkeit ausstrahlte.
    »Wenn du kannst, versuche etwas zu sagen. Bitte«, flehte sie. Seine Gesichtszüge entspannten sich, als er an ihr vorbei und zur Tür strebte. Elena lief ihm nach. Schnell blickte sie sich um, erspähte allerdings nichts, was ihr weiterhelfen würde. In wilder Verzweiflung stellte sie sich mit ausgebreiteten Armen vor die Tür. Der Engel schob sie beiseite als wäre sie ein lästiges Blatt, das ihm ins Gesicht geweht worden war.
    Er war schon fast aus dem Haus, als Elena ihn einholte. Während sie neben ihm her hastete, zog sie ihren Mantel über. Sie schrie: »Verdammt noch mal, so bleib doch stehen. Wenn auch nur ein Funken Selbstbestimmung in dir ist, dann wehre dich gegen den Einfluss. Du musst es versuchen, sonst war unser Kampf vergebens.«
    Ein abgrundtief trauriger Blick traf sie, dennoch schritt der Engel mechanisch voran. Die Leute auf der Straße wichen aus, deuteten mit dem Finger auf ihn. Sie hatten Angst. Glücklicherweise war der Engel nicht schnell. Wenn er nur nicht auf die Idee kam, ein Dampfmobil anzuhalten.
    Elena eilte an ihm vorbei und stürmte in die Bäckerei. Zwei ältere Damen sahen sie erschrocken an, als sie die Tür aufriss.
    »Steven, du musst Amenatos aufhalten. Sie zwingen ihn zur Fabrik zu gehen. Hilf mir!«
    Der dicke Bäcker ließ den halben Laib Brot fallen und folgte Elena auf dem Fuße. Hinter sich hörten sie das Gekeife der Frauen.
    »Wo ist er?«, keuchte Steven und sah sich um.
    Elena deutete auf die andere Straßenseite. »Aber das ist unmöglich. Eben war er noch da.«
    »Geh du nach links, ich suche auf der rechten Seite«, schlug Steven vor und setzte sich, für seine Leibesfülle, erstaunlich schnell in Bewegung.
    Elena rannte die Straße entlang. Sie hielt nach Passanten Ausschau, die sich merkwürdig verhielten, aber die Gesichter der Menschen waren gleichgültig. Sie kehrte um, aber auch Steven stand ratlos auf dem Trottoir und zuckte mit den Schultern.

    Madame Hazard nahm die Zeitung zur Hand und stieß einen erzürnten Schrei aus. Sophia, die ihr am Tag zuvor und die ganze Nacht Gesellschaft geleistet hatte, beugte sich nach vorne, um mitlesen zu können. Viel zu lesen gab es allerdings nicht. Das Bild sprach für sich. Es zeigte eine Karikatur Madame Hazards, die mit Vampirzähnen und Hexenhut dargestellt war, umringt von Engeln, die Teufelshörner auf der Stirn trugen. Der Titel lautete: Nicht einmal die Ruhe der Toten ist dieser Frau heilig!
    Es folgte eine Schimpftirade auf Madame Hazard sowie ihr Erscheinen auf dem Friedhof.
    »Ich ärgere mich nicht, dass die Zeitung solche verleumderischen Dinge über mich schreibt, sondern darüber, dass mir diese Zeitung gehört. Die haben gefälligst zu schreiben was ich will.«
    »Was hast du vor?«, wollte Sophia wissen.
    »Die werden gleich ihr blaues Wunder erleben. Albert!«
    Madame Hazards Sekretär erschien. Er knöpfte sich gerade die Manschetten.
    »Du gehst nicht in die Fabrik, sondern begleitest mich. Wir haben etwas in der Zeitungsredaktion zu erledigen. Und nimm noch drei Engel mit.«
    »Sollte ich nicht doch lieber in die Fabrik? Es ist wegen der Überraschung.« Er warf einen bedeutsamen Blick in Sophias Richtung.
    »Es wird schon jemand da sein, der die Überraschung in Empfang nimmt. Margaret kann sich ebenso darum kümmern. Vielleicht ist sie sogar geeigneter.«
    Ungeduldig warteten sie vor dem Haus, bis das Dampfmobil einsatzbereit war. Schneckengleich kroch der Zeiger der Temperaturanzeige in den gelben Bereich.
    »Das genügt. Fahren wir!«, befahl sie.
    Albert gab dem Chauffeur ein Zeichen. Er kletterte auf die Bank, wartete, bis Madame Hazard und Albert eingestiegen waren und tuckerte mit Schrittgeschwindigkeit los.
    »Warum so langsam?

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