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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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Da könnten wir gleich laufen.«
    »Es ist noch zu kalt im Innern des Kessels. Wir müssen warten, bis sich alles richtig eingeglüht hat.«
    Madame Hazard schnaubte, enthielt sich jedoch weiterer Kommentare. Manchmal hatten Pferdekutschen doch einen Vorteil.
    Eine halbe Stunde später waren sie am Ziel. Grau erhob sich das Gebäude zwei Stockwerke in die Höhe. Im Erdgeschoss war die Druckerei der Zeitung untergebracht. Oben befanden sich die Büros der Journalisten.
    Zwei Zeitungsjungen, die mit dicken Stapeln auf den Armen aus der Druckerei kamen, wurden ihre Fracht sofort wieder los. Madame Hazard nahm ihnen die frisch gedruckten Exemplare der Tageszeitung ab und warf sie auf den Boden. »Wenn ihr euch jetzt bückt und die Zeitungen aufhebt, werdet ihr es bereuen. Ihr habt Feierabend.«
    Die Jungs trollten sich eingeschüchtert.
    Madame Hazard ging ins obere Geschoss und betrat den langen Flur, von dem zahlreiche Türen abzweigten. Das emsige Gewimmel der Angestellten auf dem Gang kam ins Stocken, als sie sahen, wer sie mit einem Besuch beehrte.
    Angstvoll wichen die Menschen an die Wand und wagten nicht, Madame Hazard anzusehen.
    Sie ging schnurstracks weiter und hielt erst vor einer Tür, auf der eine Messingtafel mit der Inschrift Terry William Jones – Chefredaktion, befestigt war. In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und ein Mann prallte fast gegen Madame Hazard. Er trug eine runde Brille schief auf der Nase. Das Hemd hing ihm wie üblich aus der Hose.
    Er zuckte zurück.
    »Wir müssen uns unterhalten.«
    »Um was geht es denn?«
    Albert schob den Chefredakteur in sein Büro zurück.
    Jones verzog sich hinter seinen Schreibtisch und wühlte betont gleichgültig in den Papieren.
    »Jones, erklären Sie mir, wie dieser Artikel in die heutige Ausgabe gekommen ist«, schnurrte Madame Hazard.
    »Wir mussten auf den Tumult reagieren.«
    »Entweder Sie nennen mir den Namen des Journalisten, der diesen Text verfasst hat oder ich ziehe Sie als Chefredakteur zur vollen Verantwortung.«
    »Verstehen Sie doch, wir können keine Zensur mehr zulassen. Die Leute in Cravesbury sind stocksauer. Sie haben schon gedroht, das Gebäude anzuzünden, wenn nicht endlich die Wahrheit ans Tageslicht kommt.«
    »Ach wie niedlich. Ein Journalist, der sich für die Wahrheit interessiert. Irgendjemand muss Ihnen viel Geld geboten haben, so wie ich Sie kenne. Denn nur der Wahrheit willen riskieren Sie nicht Ihren Job.«
    »Sie können hier nicht Gott spielen«, sagte Jones beleidigt.
    »Und ob ich das kann. Ich gebe Ihnen eine letzte Chance, mir den Namen des Schreibers zu nennen.«
    Jones schwieg verstockt, den Blick starr auf die Tischplatte vor sich gerichtet.
    Madame Hazard nickte Albert zu, der daraufhin den Raum verließ. Es dauerte keine zwei Minuten und er kehrte in Begleitung der drei Engel zurück. Einer postierte sich an der Tür, die beiden anderen leerten Metallkanister mit einer öligen, fast farblosen Flüssigkeit im Büro aus. Dabei achteten sie darauf, nicht in die Pfützen zu treten.
    Jones‘ Augen wurden groß. »Nein«, flüsterte er. »Nicht das.«
    »Ich sagte Ihnen, dass ich Sie zur Verantwortung ziehen würde.«
    Jones wurde gefesselt und ebenfalls übergossen. Ratschend entzündete sich das Streichholz, das Madame Hazard mit einem Lächeln auf Jones Schoß fallen ließ.
    Der Redakteur brannte lichterloh. Das Feuer griff schnell auf das gesamte Inventar über. Es gab eine Stichflamme, als der Engel die Tür öffnete. Jones‘ Todesschreie gingen im Prasseln der Flammen unter.

Kapitel 14

    Amenatos schlich in die Fabrikhalle und verharrte dort im Sichtschutz eines großen Kessels. Die Patrouille war so einfältig, stets die gleiche Runde zu drehen. Marcellus, der auf der gegenüberliegenden Seite kauerte, kam aus seiner Deckung und gab ihm das verabredete Zeichen.
    Sie schlichen zum Fahrstuhl. Marcellus behielt den Eingang der Halle im Blick. Als Vorteil erwies sich das Stampfen und Rumpeln der monströsen Maschinen sowie der zähe Dampf, der die Halle flutete. Amenatos biss die Zähne zusammen. Nun kam es darauf an, die Fahrstuhlkabine leer vorzufinden. Wenn einer der Wissenschaftler auf die Idee kam, sich oben die Beine zu vertreten, würde der Plan auffliegen. Sie hatten Glück, niemand trat aus dem Lift.
    »Die sind doch zu blöd, um Wache zu schieben«, sagte Marcellus und grinste breit.
    »Sind sie nicht. Sie sind müde«, gab Amenatos zurück. Marcellus legte den Hebel um. Quietschend setzte sich

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