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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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beachten?«, wandte sich Madame Hazard an Albert.
    »Wir sind fast am Ende unserer Liste angekommen«, teilte er freudestrahlend mit und rückte seine Brille zurecht. »Einzig das Große Ritual fehlt noch, dann haben wir alles, was wir brauchen.«
    »Lass es uns noch einmal kurz durchgehen«, verlangte sie.
    »Also schön«, gab Albert wenig begeistert zurück und blätterte etliche Seiten um. »Zuerst einmal haben wir die Presse schachmatt gesetzt.«
    Madame Hazard grinste, als sie an die lodernden Flammen dachte, die aus Jones‘ Kleidung geschlagen waren.
    »Den Bahnwärter haben wir ebenfalls ersetzt. Der Bürgermeister befindet sich nach wie vor in unserem Gewahrsam und unterzeichnet brav alles, was wir ihm vorlegen. Die Bevölkerung ist mit den Ereignissen auf dem Friedhof völlig ausgelastet. Die Leute kümmern sich um ihre eigenen Angelegenheiten. In der Stadt ist es ruhig, weil sie alles daran setzen, die Normalität wieder herzustellen.«
    Madame Hazard schenkte Albert und sich ein Glas Brandy ein. »Was ist mit den Aufständischen?«
    »Sie sind nicht mehr aktiv, soweit wir das beurteilen können. Unsere Beobachter vermelden keine Zusammenrottungen der Rebellen mehr.«
    »Winterstone?«
    Albert schwieg eine Weile, dann machte er eine wegwischende Handbewegung. »Ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Erkläre das bitte genauer.«
    »Sie ist aus dem Zug entkommen. Nie hätte ich ihr so viel Courage zugetraut. Sie sprang während der Fahrt aus dem Fenster.«
    »Das hätte ich dir gleich sagen können. Warum hat Horus sie nicht gefunden?«
    »Scheinbar hat sie sich sofort versteckt.«
    »Wissen wir, was sie in Middletree wollte?«
    »Sie hat Post aufgegeben, das kluge Mädchen. Middletree ist noch nicht an Dream-Steam angeschlossen und entzieht sich daher unserer Kontrolle.«
    »Albert!«, tadelte Madame Hazard. »Schicke umgehend jemanden zum Postamt. Wir müssen herausfinden, was sie versendet hat. Undenkbar, dass sie über die Zustände in der Stadt berichtet. Wir können keine Besucher von außerhalb gebrauchen.«
    Albert schrieb eine Notiz und referierte weiter: »Abgesehen von Winterstone und dem letzten Schritt, unsere Engel tatsächlich unsterblich zu machen, ist alles unter Kontrolle.«
    »Scheint so«, sagte Madame Hazard zögernd. »Dennoch stimmt irgendetwas nicht. Es ist nur so ein Gefühl.«
    Sophia konnte nicht genug bekommen. Sie erwachte bereits mit einem Prickeln zwischen den Schenkeln und spätestens nach dem Frühstückstee hielt sie es nicht mehr aus. Die Männer im Haus zeigten sich zwar verstört, waren aber dennoch bereit, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Es hing eine Spannung in der Luft, die Sophia noch mehr erhitzte. Ob Knecht, ob Koch, es war ihr egal. Qualitäten besaßen sie alle.
    Amenatos wollte sie nicht über Gebühr beanspruchen. Schließlich sollte er etwas ganz Besonderes bleiben.
    »Man muss euch nur zu nehmen wissen«, hatte sie am Tag zuvor zu zwei Männern gesagt. Einer war ein Landstreicher, der andere war eigentlich erschienen, um einige Ziegel auf dem Dach zu ersetzen. Der Landstreicher war nach einem Bad und einer Rasur durchaus ansehnlich, der Dachdecker herrlich muskulös, aber voller Gewissensbisse wegen seiner Frau. Der Landstreicher hatte diese Sorgen nicht, er hatte seine Frau beerdigt und war seitdem auf einer Reise, von der er selbst noch nicht wusste, wohin sie ihn führen würde.
    »Hast du Hunger?«, fragte sie ihn gerade und löste seine Fesseln, als die Tür aufging.
    Fassungslos stand Madame Hazard in der Türöffnung und schaute auf das Stilleben, das sich ihren Augen bot. In ihrem Schlafzimmer lagen und standen überall Gläser, Schüsseln, Tabletts. Nicht alles an Geschirr war vollends geleert und vieles hatte der Teppich aufgesogen. Die Luft war zum Schneiden dick.
    »Sophia, auf ein Wort«, herrschte sie ihre Zofe an.
    »Wer ist das in meinem Schlafzimmer?«
    »Ein Landstreicher.«
    »Passt du dich seinem Naturell an und lässt mein Eigentum vergammeln?«
    »Das Haus habe ich gut geführt.«
    »Deshalb schläft der Koch, anstatt das Mittagessen vorzubereiten und alle Öfen und Kamine sind ausgegangen, weil kein Brennholz gehackt, geschweige denn nachgelegt wurde. Was zum Teufel hast du die ganze Zeit getrieben?«
    Sophia schob trotzig die Unterlippe vor.
    »Du hast genau eine Stunde Zeit, dir eine gute Erklärung zu überlegen. Überzeuge mich von deinem Nutzen. Ansonsten packst du besser dein Bündel, denn Albert wird dich ins Elendsviertel

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