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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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zurückbringen.«
    Im Salon goss sich Madame Hazard zuerst einen großen Whiskey ein und trank ihn in einem Zug aus. Die Hitze beruhigte ihren brodelnden Magen. Albert erschien und fragte nach dem Knecht.
    »Wo er ist, willst du wissen? Da fragst du besser meine Zofe.«
    »Es ist erstaunlich, wie sich alles hier in den letzten Tagen verändert hat.«
    »Ja, nicht wahr? Albert, wenn das Gör mir keine annehmbare Entschuldigung liefert, wird sie dieses Haus verlassen. Ich habe ihr eine Stunde Zeit gegeben.«
    Albert nickte und murmelte: »Vielleicht ist es besser so.«

Kapitel 16

    Sie hatten bereits eine lange Reise hinter sich. Als Elenas Hilferuf sie erreichte, gab es kein Zögern. Es lag nun schon eine Weile zurück, seit sie ihre ehemalige Kommilitonin das letzte Mal gesehen hatten, aber ihrer Freundschaft hatte dieser Umstand keinen Abbruch getan. David und Cole klopften an das Verbindungsfenster. Das Dampfmobil hielt, da eine Konversation bei laufender Maschine unmöglich war.
    »Sie können uns hier rauslassen, den Rest gehen wir zu Fuß«, sagte David zum Fahrer und strich zum unzähligen Male seine Weste glatt.
    »Aber Sir, es regnet in Strömen. Sind Sie sicher, dass sie bei diesem Wetter laufen möchten?«
    »Ganz sicher, danke für Ihre Umsicht«, beharrte David und drückte dem Mann einige Pfundnoten in die Hand. Der Betrag war weit höher, als die gesamte Fahrt gekostet hätte. Der Chauffeur tippte sich an den Hut, von dem das Wasser troff und sprang von der Bank, um den beiden Männern beim Abladen ihrer Taschen behilflich zu sein.
    Cole schüttelte sich angesichts des nasskalten Windes, der ihm unter seinen abgewetzten Mantel pfiff. Zwei der vier Knöpfe fehlten und es war abzusehen, dass sich bald auch der dritte verabschieden würde. David hingegen sah stets manierlich aus. Sein schwarzer Wollmantel hatte nicht nur alle Knöpfe, sondern darüber hinaus auch ein praktisches Revers, das David hochschlug, damit sein gestärkter Hemdkragen nicht aufweichte.
    »Ich verstehe nicht, warum diese neumodischen Dampfmobile keinen Schutz für die Fahrer bieten. Die werden nass und müssen frieren«, sagte Cole, der dem davonfahrenden Wagen nachblickte.
    »Keine Ahnung. Wäre ich Konstrukteur, ich würde mir gewiss etwas einfallen lassen«, gab David zurück.
    »Weißt du eigentlich, wo wir hinmüssen?«
    »Da vorne sind Lichter. Ich schätze, das muss es sein.« Sein ausgestreckter Finger wies auf eine Ansammlung von Häusern, die im diffusen Grau des weichenden Tages zu einem Klumpen zu verschmelzen schienen. Die Entfernung war schwer abzuschätzen, vielleicht eine Meile, vielleicht auch drei.
    Cole raffte missmutig seinen Mantel zusammen und stapfte hinter David her. So unterschiedlich sie auch in Gestalt und Aussehen sein mochten, so verbunden waren sie im Geiste. David, der Coles Anspannung spürte, legte ihm beruhigend seine Hand auf die Schulter.
    »Ob sie sich sehr verändert hat?«, sagte Cole.
    »Vermutlich. Während wir nach eigenem Ermessen unsere Projekte in der Universität durchführen konnten, hat sie eine feste Anstellung in einer Fabrik. Und das bedeutet in jedem Fall Abhängigkeit, sich verbiegen zu müssen, den Mund zu halten, auch wenn ihr nach Schreien zumute ist.«
    »Meinst du, sie hat das durchgehalten?«
    David kniff die Augen zusammen und erkannte neben einem grotesk hohen Kirchturm auch einen Schornstein, der Dampf in den grauen Abendhimmel spie.
    »Die Fabrik haben wir schon mal. Außerdem schrieb sie im Telegramm, dass wir vorsichtig sein sollen. Es wäre besser, wir würden etwas abseits der Straße laufen.«
    Nach ungefähr einer Meile stießen sie auf Wachen, die an der Straße Position bezogen hatten. Ehe er sie sah, erkannte Cole sie daran, dass sie miserablen Tabak rauchten. Der Wind trieb ihm einen Schwall des Krauts in die Nase. Angewidert wedelte er mit der Hand in der Luft.
    »Riechst du wieder ein totes Tier?«, wollte David wissen. Er beneidete Cole um seinen ausgezeichneten Geruchssinn und nannte ihn öfter »den Spürhund«.
    »Schlimmer. Schlechten Tabak und Alkohol.«
    »Landstreicher?«
    »Dafür riecht er zu sauber. Nein, halt, es sind mehrere.«
    Cole und David gingen gebückt weiter. Immer wieder mussten sie Gestrüpp ausweichen. David fluchte leise. Eine dornige Ranke hatte ihm ein Loch in das Hosenbein gerissen. Im Schein einer Laterne saßen zwei Männer an einem Klapptisch, rauchten, tranken und spielten Karten. Der Tisch wurde von einem gewaltigen Schirm

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