Im Bann der Engel
Essen verderben.«
»Du kennst doch Cole. Dem verdirbt nichts das Essen und ich habe sowieso keinen Hunger.«
Elena setzte sich zu Cole auf das Bett und begann zu berichten. Sie verschwieg nichts. Auch ihre Liebe zu Amenatos gestand sie ihren alten Freunden.
»Ausgerechnet einer von diesen Engeln erobert dein Herz«, ließ sich Cole vernehmen. Nach Jahren war es ihm endlich gelungen, über Elena hinweg zu kommen, die ihn damals abgewiesen hatte, als er festgestellt hatte, dass sie ein Mädchen war. Cole hatte das Beste daraus gemacht, er war für Elena als guter Freund da gewesen und hatte nie wieder versucht, ihre Liebe zu gewinnen. Dennoch versetzte ihm ihr Bericht einen Stich und er konnte sich gut in den dicken Bäcker Steven hineinversetzen, auf den er sehr neugierig war.
David nahm die Sache wesentlich pragmatischer auf. »Wir müssen also damit rechnen, dass Richard – ich weigere mich, ihn bei seinem Engelsnamen zu nennen – auf der anderen Seite steht.«
Elena sah die beiden mit traurigen Augen an. »Ja, das müssen wir.«
»Hast du schon eine Strategie ersonnen, wie wir den feindlichen Okkultisten ans Leder können?«
Elena deutete auf die Bücher. »Ich bin gerade dabei. Sie haben eine Schwachstelle. Genauer gesagt zwei. Sie sind nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, weil sie an zu vielen Dingen gleichzeitig gearbeitet haben und sie sind nicht aufeinander abgestimmt.«
Cole rieb sich das Kinn. »Du meinst, wir könnten sie trennen und uns jeden einzeln vorknöpfen?«
Elena nickte heftig. »Genau. Nur müssen wir schnell sein. Wenn Madame Hazard unsere Absichten erkennt, wird sie sich beteiligen und sie besitzt die stärkste Kraft, die ich jemals gefühlt habe.«
Elena stand auf und holte einen alten Folianten. »Ich dachte an dies hier«.
Cole und David beugten sich über das Buch. »Ein Bannspruch«, fasste David zusammen. »Ziemlich komplex«.
»Aber dadurch schwierig zu brechen«, fügte Elena hinzu.
»Vier Stunden absolute Konzentration. Das ist zu lang«, wandte Cole ein.
»Nicht, wenn wir gleichzeitig ein Ablenkungsmanöver durchführen, das Madame Hazard beschäftigen wird. Wir haben schließlich die Verstärkung des Reverend auf unserer Seite.«
»Wann willst du beginnen?«, wollte Cole wissen.
»Heute Abend um zehn Uhr.«
»Prima«, ließ sich David vernehmen. »Dann werde ich mich bis um acht Uhr ausruhen. Zwei Stunden dürften mir für die Vorbereitung genügen.«
»Ich bin nicht müde«, sagte Cole. »Vielleicht werde ich mir die Stadt ansehen. Nicht, dass es da viel zu sehen gäbe. Aber immer noch besser als hier im Keller zu bleiben.«
»Ich begleite dich und zeige dir alles«, bot sich Elena an.
Sophia blickte auf ihre Schuhspitzen. »Es tut mir leid«, sagte sie leise.
»Das genügt mir nicht. Wie gedenkst du dich in Zukunft nützlich zu machen?«, wollte Madame Hazard wissen. Ihre Stimme ließ jenes weiche Timbre vermissen, das sie beim Liebesspiel besaß. Sophias Augen brannten. Sie wollte unter keinen Umständen dieses Haus verlassen müssen und doch stand sie kurz davor.
Sie hob den Kopf und sah ihre Herrin direkt an. »Ich weiß nicht, was ich tun kann, um dein Vertrauen wieder zu erlangen. Ich kann nur versprechen, dass ich tun werde, was immer du verlangst. Wenn du mich nur nicht fortschickst.«
Es kostete Sophia einige Überwindung, diese Worte zu äußern. Aber sie fühlte tatsächlich so. Dieses Haus mit all dem Luxus war ihr mittlerweile so lieb geworden, dass sie buchstäblich jedes Opfer bringen würde, um sich den Standard zu erhalten.
»Das Schlimmste, was du mir und auch dir selbst angetan hast, ist, berechenbar zu werden. Jeder Mann hier im Haus weiß, dass du dich gleich nach dem Aufstehen wie eine läufige Hündin auf die Suche nach dem Erstbesten machst. Alles andere ist dir gleichgültig.«
»Du bist doch auch so.«
»Nein, das bin ich nicht. Der Unterschied zwischen uns beiden ist, dass ich niemals meine Pflichten für ein Liebesspiel vernachlässigen würde.«
Sophia schwieg betreten.
»Ich habe dir Amenatos anvertraut und was erfahre ich? Er sitzt wie ein begossener Pudel in seinem Zimmer und versucht sich an seine Vergangenheit zu erinnern. Genau dies solltest du verhindern. Bist du seiner Liebe etwa schon überdrüssig?«
»Nein, aber es ist alles so unecht«, quengelte Sophia.
»Das ist das erste weise Wort, was du sprichst. Der Großteil dessen, was wir tagtäglich tun müssen, ist unecht. Darum solltest du die Menschen mit Respekt
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