Im Bann der Engel
überdacht, der ihnen die Sicht erschwerte. Professionell ging die Patrouille nicht gerade zu Werke, dafür waren die Männer gut bewaffnet. David zählte allein zwei Pistolen und dazu noch zwei Gewehre, die am Tisch lehnten. Sie trugen abgewetzte Anzüge.
»Stadtmiliz?«, raunte Cole?
David schüttelte den Kopf. »Ich denke, es sind Söldner.«
Sie umrundeten den Tisch der Wachen großräumig und liefen über ein abgemähtes stoppeliges Feld. Hasen, die davon hoppelten waren die einzigen Lebewesen in der Nähe.
Erst, als sie die Ausläufer der Stadt erreichten, bekamen sie wieder Menschen zu Gesicht. Für eine Kleinstadt machten die Bewohner einen seltsam gehetzten Eindruck. Sie eilten mit gesenkten Köpfen aneinander vorbei. Kein Gruß wurde ausgetauscht, nicht einmal ein Nicken. Die düstere Stimmung erfasste David und Cole wie eine Flutwelle, die sie mitriss. Die beiden sahen sich alarmiert an.
»Um diese Stadt steht es schlechter als gedacht«, raunte David. »Unsere liebe Elena hat untertrieben.«
Sie gingen weiter in Richtung des Stadtkerns. Cole deutete auf eine Ruine, die sich ausgebrannt vor ihnen erhob. Die Schreie der Sterbenden hallten ihnen in den Ohren.
»Wir müssen uns schützen, sonst saugt diese Stadt uns aus«, sagte David vehement und suchte in einem Hauseingang Schutz vor dem Regen. Dann klappte er seine Tasche auf und entnahm ihr zwei Amulette. Eines davon reichte er an Cole weiter. Nachdem die beiden Männer sich die Schutzzeichen um den Hals gehängt hatten, fühlten sie sich besser.
»Da vorne muss es sein«, sagte David und zeigte auf ein Gebäude. Es fühlte sich richtig an. Cole, der stets schneller vorpreschte als David – manchmal zu schnell – klopfte. Gedämpfte Stimmen drangen aus dem Inneren des Hauses. Dann schnappte ein Riegel und ein Mann mit einer Bierschürze erschien in der Türöffnung.
»Ja?«, fragte er barsch.
»Wir suchen Elena. Ist sie zufällig hier?«
»Wer will das wissen?«
David und Cole tauschten einen Blick. Beide waren unsicher, ob sie dem Mann trauen konnten.
»Sie erwartet uns. Sagen Sie ihr einfach, dass zwei liebe Freunde zu Besuch sind.«
»Sehe ich aus wie’ n Dienstbote?«
»Nein, Sir. Aber anscheinend möchten Sie kein Risiko eingehen. Ebenso wenig wie wir«, sagte Cole.
Der Mann gab ein Knurren von sich und verschwand, nicht ohne zuvor die Tür zu schließen.
»Lässt der uns einfach im Regen stehen«, schimpfte David.
Es dauerte nicht lange und der missmutige Kerl erschien wieder und ließ sie ein. Sie traten in einen muffigen Gang mit unverputzten Wänden und gelangten zu einer Treppe. »Da runter«, befahl der Mann.
»Haben Sie freundlicherweise eine Laterne oder wenigstens eine Kerze für uns? Es ist stockdunkel und ich verspüre nicht den Wunsch, mir das Genick zu brechen.«
»Ich geh vor«, erbot sich der Kerl. Seine Schritte verhallten. Dann wurde die Treppe von unten beleuchtet. Viele Stufen waren es nicht. David und Cole betraten einen Raum, der sich, angesichts der Größe, unter dem gesamten Gebäude erstrecken musste. Ein Teil davon war eingerichtet. Hier standen Pritschen mit Decken, einige Tische und Fässer, auf die man Kerzen gestellt hatte. Inmitten eines Haufens aus Büchern und vollgeschriebenen Blättern thronte Elena. Sie sprang auf und umarmte die beiden herzlich.
»Mädchen, was bist du dünn geworden«, sagte David tadelnd und hielt sie auf Armeslänge von sich fort.
»Ich kenne deine Vorlieben für üppige Frauen und werte deinen Kommentar als Kompliment.«
Cole sah sich neugierig um. »Hier wohnst du?«
»Nein, es ist nur eine Zuflucht. Meine Wohnung liegt ein paar Häuserzeilen entfernt. Aber sie ist nicht sicher. Hier, nehmt das. Ihr seid bestimmt hungrig und durstig. Außerdem trieft ihr vor Nässe.«
Sie reichte ihnen Becher, die mit heißem Gewürzwein gefüllt waren und deutete auf ein Tablett mit Brot und Käse.
»Leider kann ich euch keine Himmelbetten anbieten, aber ich hoffe, ihr schlaft trotzdem gut.« Sie zeigte auf die Pritschen. »Gebt mir eure Mäntel.« Elena hängte die Kleidungsstücke an zwei große Nägel, die in die Wand getrieben waren. David wollte Einspruch erheben, ließ es jedoch.
Cole nahm auf einem Feldbett Platz. Er aß und trank mit Appetit. Obwohl er hager war, war sein Hunger immens. David verlangte nach Antworten.
»Erzähl uns, was geschehen ist«, bat er Elena.
»Wollt ihr nicht erst einmal ankommen? Ungern möchte ich euch mit diesen unangenehmen Dingen das
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