Im Bann der Engel
verlangte Betriebsgenehmigungen von Behörden, die nicht einmal existieren, setzte insgesamt drei Mal einen Baustopp fest, als ich meine Anlagen erweitern wollte. Und letzten Endes besaß er sogar die Stirn, meine Fabrik und insbesondere meine Mitarbeiter tätlich angreifen zu lassen.«
Der Engel straffte das Seil, so dass der Bürgermeister trotz seiner Fluchtversuche nicht fort konnte, Madame Hazard zog einen Dolch mit einer breiten Klinge und stieß sie dem verdutzten Master Copper bis zum Heft ins Herz. Er sackte zusammen und fiel mit einem dumpfen Schlag auf das Podest.
Die Zuschauer stöhnten und schrien auf. Einige wollten den Platz verlassen, wurden aber von der gaffenden Menge daran gehindert. Auch Steven musste seine Ellenbogen einsetzen, um nicht mitgerissen zu werden.
»Bewahren Sie Ruhe. Niemandem wird etwas zuleide getan, es sei denn, es wäre jemand von Ihnen so töricht, mich anzugreifen.«
Madame Hazards Stimme besaß, dem Geschehen auf der Bühne zum Trotz, etwas Beruhigendes. Auch Steven konzentrierte sich wieder auf sie.
»Ich habe nicht vor, jemandem zu schaden. Ja, ich glaube sogar, dass meine Art, diese Stadt zu regieren für jedermann von Vorteil ist.«
»Pah«, spie der Mann neben Steven. »Vorteil. Wohl nur ihr eigener. Ich mach da nicht mit!«
»Meine Engel flößen einigen von Ihnen Angst ein, völlig grundlos. Sie werden sie lieben lernen, so wie ich.«
»Höllenbrut!«, rief ein erboster Zuschauer weiter vorne und schüttelte die Fäuste. »Von wegen Engel, das sind Ausgeburten des Satans. Schaut sie euch doch an, diese künstlichen Gesellen.«
Zwei der Engel sprangen von der Bühne in die Menge und steuerten den Zwischenrufer an. Bald schon bildete sich eine Gasse und der Mann wurde von den Engeln in die Mitte genommen und aus der Menge geführt. Er wehrte sich, doch ohne Erfolg.
Was dann mit ihm geschah, sah Steven nicht. Also wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Bühne zu. Madame Hazard stand souverän lächelnd auf den Brettern. Sie strahlte in einem schier überirdischen Glanz.
»Diejenigen, die mich in meinem neuen Amt als Mistress von Cravesbury unterstützen, werden fürstlich entlohnt werden. Sollte es allerdings jemand wagen, die Hand oder eine Waffe gegen mich zu erheben, dem wird es so ergehen wie Master Copper.«
Damit ging sie von der Bühne ab. Die Zuschauer verließen nach und nach den Platz. Steven sah die Kutsche wegfahren und beeilte sich, in seine Bäckerei zurückzukehren. Er musste jetzt erst einmal in Ruhe nachdenken. Und dann Kontakt mit dem Reverend aufnehmen.
Elena und David hatten zwar die Menge auf der Straße gesehen, die Richtung Brunnenplatz zog, sich ihr jedoch nicht angeschlossen. Amenatos war wichtiger.
»Aha«, sagte David soeben und ließ die Patronenhülse, die er aus der Wunde geholt hatte, in Elenas ausgestreckte Hand fallen. Sie säuberte das Geschoss und entdeckte ebenfalls die kleine Rune, die in das Metall eingeritzt war. Es war wie die Legende vom Silber und den Werwölfen, nur, dass die Wirksamkeit der Rune kein Ammenmärchen war.
»Deshalb ist er umgefallen. Da hat jemand ein doppeltes Spiel gewagt.«
»Traust du es der Bardame zu?«
»Nein, ich denke eher, es war der neue Casinobesitzer. Thomas Frye. Er ist ziemlich gerissen, und er könnte an diese Information herangekommen sein.«
Elena wusch die Wunde aus und legte Amenatos einen Verband an.
David blätterte in Elenas Büchern und Elena widmete sich der Wiederherstellung ihrer Wohnung, als Amenatos erwachte.
David griff nach dem Revolver. »Eine falsche Bewegung und ich schieße dir eine Patrone direkt ins Herz. Und dieses Mal werde ich treffen.«
Amenatos hob die Hände, verzog das Gesicht zu einer Grimasse der Qual und sah flehend zu Elena.
»Wir wissen nicht, ob wir dir trauen können«, erklärte sie bedauernd.
»Was ist geschehen?«, wollte Amenatos wissen.
»Du hast eine Angestellte des Spielcasinos umgebracht, indem du irgendwelche merkwürdigen Kräfte eingesetzt hast.«
»Bist du die Frau aus meinem Traum?«
»Das weiß ich nicht, aber ich bin die Frau, zu der du vor nicht allzu langer Zeit gesagt hast, dass du sie liebst.« Elena konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
»Was ist mit mir passiert?«
»Erinnerst du dich nicht?«
Nur an eine große Spritze und ich war gelähmt. Und an dieses Hausmädchen. Ich heiße Richard, oder?«
»Du redest verdammt viel blödes Zeug«, knurrte David. »Am besten denkst du in Ruhe nach. Ich werde mit
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