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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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Jacken vorbei und warf einen Blick in das Zimmer linker Hand. Als seine Schultern erleichtert sanken, schaute auch Elena hinein. Es war ein kleiner Salon, eingerichtet mit zierlichen Möbeln. Eine Lampe mit grünem Schirm spendete anheimelndes Licht. Kerzen brannten auf dem Fenstersims und in einem silbernen Halter auf dem Tisch.
    Plötzlich war ein Knarren zu hören. Elena zuckte zusammen. Das Geräusch war aus dem Nebenraum gekommen. David signalisierte ihr, zu warten, während er die Waffe fester umklammerte und den Raum verließ. Das Blut rauschte in ihren Ohren und Elena hatte das Gefühl, dass David schon jahrelang fort war, als er mit bestürzter Miene in der Tür auftauchte.
    »Komm mit«, flüsterte er.
    Elena folgte ihm in das Zimmer nebenan. Es war das Schlafzimmer. Eine vollständig bekleidete Frau lag in Amenatos Armen. Er starrte sie an, der goldene Glanz in seinen Augen schien die Frau zu hypnotisieren.
    »Was zur Hölle tust du da?«, schnitt Elenas Stimme in die Stille.
    Amenatos reagierte nicht. David und Elena tauschten einen langen Blick. Schließlich zuckte Elena mit den Schultern.
    »Lassen Sie die Frau los!«, befahl David und richtete den Revolver auf Amenatos. Ein sinnloses Unterfangen, da das Risiko, die Frau zu treffen, viel zu groß war. Dies schien auch David einzuleuchten und er näherte sich Amenatos so weit, bis er die Mündung des Revolvers an dessen Schläfe drückte. Elena trat ebenfalls näher, beschwor David mit einer Geste, keinen Unsinn zu machen und beugte sich über die Frau. Sie atmete nicht und ihre Lippen waren blutleer.
    Vorsichtig tastete Elena nach dem Puls der Frau. Nichts.
    David sah sie fragend an, Elena schüttelte den Kopf. David spannte den Hahn des Revolvers.
    »Nicht, David, das ändert doch nichts.«
    Amenatos schlug in einer fließenden Bewegung die Waffe aus Davids Hand, stieß ihn von sich und stand urplötzlich vor Elena. Als ihre Blicke sich trafen, fuhr eine lähmende Schwere in ihre Glieder. Ihr Herzschlag verlangsamte sich, sie spürte, wie ihre Haut rasant auskühlte und sich die Körperwärme in Richtung des Bauchraums zusammenzog. Ihre Augenlider kämpften gegen den Druck an, ihre Sicht verschwamm. Elena hatte das Bedürfnis, sich auf das Bett zu legen und zu schlafen.
    Ein Knall drang an ihre Ohren. Doch nicht einmal dieses laute Geräusch vermochte es, sie aus der Lethargie zu reißen. Erst, als sie mit einem Mal nicht mehr dem Bann des Engels ausgesetzt war, kehrten ihre Kräfte zurück. Amenatos lag zu ihren Füßen auf der Seite, Blut floss aus einer Wunde in der Brust. David stand fassungslos da, Rauch kam aus dem Lauf der Waffe. Er ließ den Revolver sinken.
    »Entschuldige«, keuchte er. »Ich wollte sein Bein treffen.«
    Elena schüttelte den Rest der Benommenheit ab und drehte Amenatos auf den Rücken.
    »Das Herz hast du zum Glück nicht erwischt.«
    Sie riss das Hemd des Engels auf. »David, du bist ein noch miserablerer Schütze als ich dachte. Die Kugel steckt fast direkt unter der Haut.«
    »Aber warum ist er dann bewusstlos?«
    »Keine Ahnung, vielleicht ist er hart mit dem Kopf aufgeschlagen?«
    »Ist er nicht«, sagte David voller Inbrunst. »Er ist wie ein Sack Kartoffeln zur Seite gekippt.«
    »Egal, wir müssen ihn mitnehmen. Der Barmann hat gewiss den Knall gehört und kommt gleich nachsehen oder aber er ist schlau und ruft Verstärkung.«
    »Hilf mir.«
    David wuchtete sich mit Elenas Hilfe den bewusstlosen Engel auf die Schulter und wankte zur Tür.
    »Bist du sicher, dass du es schaffst?«
    »Nein, und jetzt komm!«
    Wo immer sich der Barmann versteckt hielt, er zeigte sich nicht. Von der befürchteten Verstärkung war glücklicherweise auch nichts zu sehen. Sie schafften den ehemaligen Engel in Elenas Wohnung und legten ihn einstweilen auf die Matratze. David zog los, um Verbandsmaterial und Nahrung zu besorgen. Elena heizte derweil ihren Ofen mit Holzscheiten an. Sie pries im Stillen ihr Misstrauen gegen die Neuerungen der Moderne, da überall in der Stadt der Strom abgestellt worden war. Es war ein seltsamer Anblick gewesen, als sie Amenatos durch die Straßen zu ihrer Wohnung getragen hatten. Überall standen Maschinen, die in ihrer Bewegung erstarrt waren. Dampfmobile blockierten den Weg, da es kein Heizmaterial mehr gab, und die Menschen waren wieder auf Pferde umgestiegen. Niemand scherte sich um ein illustres Paar, das einen Mann schleppte.
    Elena wartete, bis das Wasser kochte, füllte etwas davon in eine

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