Im Bann der Engel
Elena kurz vor die Tür gehen.«
David stand auf, nahm Elena am Arm und zog sie mit sich.
Sie setzten sich im Treppenhaus auf eine Stufe und seufzten unisono.
»Der ist doch vollkommen irre«, ließ sich David säuerlich vernehmen.
»Zumindest kehrt die Erinnerung zurück. Der Schuss scheint ein heilsamer Schock gewesen zu sein.«
»Ich traue ihm nicht. Was, wenn er plötzlich wieder goldene Augen bekommt und uns in den Tod starrt, so wie er es bei der Bardame gemacht hat?«
»Nein, so schnell gebe ich mich nicht geschlagen.«
David runzelte missbilligend die Stirn. »Da ich dich ohnehin nicht abhalten kann, bei ihm zu bleiben, werde ich losziehen und Informationen einholen. Vielleicht zeigen sich die Schergen des Reverend ja versöhnlich und erzählen mir etwas.«
»Das wird das Beste sein.«
David drückte ihr den Revolver in die Hand. »Den nimmst du. Und bete, dass du ihn nicht brauchst.«
Elena stand auf und küsste David auf die Wange. »Bis später.«
Elena ging in ihre Wohnung zurück und setzte sich neben Amenatos auf die Matratze. Angst stand in seinen Augen und sie konnte es ihm nicht verdenken.
Vorsichtig legte sie ihre Hand auf sein Herz. Er ließ es geschehen.
»Was hast du geträumt?«, wollte sie wissen.
Er schwieg, griff aber nach ihren Fingern und hielt sie fest. Elena spürte, wie ihre Körper sich wiedererkannten, trotz der Kluft, die sie zu überbrücken hatten. Wärme strömte durch ihre Hand bis zur Schulter hinauf.
»Ich war so traurig«, stieß sie hervor und wischte sich mit der anderen Hand die Tränen aus den Augen. »Und wütend.«
»Warum?«
»Endlich hatte ich dich gefunden, obwohl ich dich nie gesucht habe. Es war mir einfach so bestimmt. Und dann kommt diese Hexe und macht mir alles kaputt. Dabei war ich immer fleißig und habe sogar ihre Allüren ausgehalten. Aber als sie richtig größenwahnsinnig wurde und begann, Leute zu ermorden, ging es nicht mehr.« In Elena brach ein Damm. Ihr Körper wurde von heftigem Schluchzen gebeutelt und sie war außerstande weiterzusprechen. Amenatos nahm sie in die Arme und strich ihr zärtlich über das Haar.
Nach einer Weile fasste sie sich. »Es ist ungerecht und das macht mich zornig. Sie spielt Gott und das darf sie nicht.«
»Sie haben mich in eine Falle gelockt«, sagte Amenatos leise. »Ich erinnere mich.«
Elena sah ihn forschend an. Amenatos begann zu erzählen. Stockend zuerst, dann immer flüssiger berichtete er von Dr.Weisenhardts Andeutung und seiner daraus resultierenden Schlussfolgerung ob Marcellus‘ Verrat, Sophias Intrige und Madame Hazards Mordaufträgen.
»Meine Flügel haben sie mir zur Strafe weggenommen«, schloss er seinen Bericht. »Ich müsse sie mir erst wieder verdienen.«
Elena war zutiefst bestürzt. »Ich traue dieser Frau sogar zu, dass sie dir die Flügel genommen hat, damit du dich unter den gewöhnlichen Menschen bewegen kannst, ohne ihre Brandmarke offen zur Schau zu tragen. Als Spitzel gewissermaßen.«
David verließ das Haus und wandte sich dorthin, wo all die Menschen hingeströmt waren. Als er den Platz erreichte, fand er ihn beinahe verlassen vor. Eine Familie kam ihm entgegen. Sie wirkte verunsichert.
Schützend legte die Frau die Arme um das Kind, während der Mann David von oben bis unten musterte.
»Was war denn auf dem Platz los?«
Der Mann schaute nach links und rechts, dann trat er näher an David heran. »Die Witwe Hazard hat sich zum Stadtoberhaupt ausgerufen und Bürgermeister Copper vor unserer aller Augen umgebracht.«
»Das ist ja schrecklich«, entfuhr es David.
»Uns wird’s genauso gehen, wenn wir uns gegen sie wenden. Das hat sie ganz klar gesagt.«
»Ich wohne zwar nicht in dieser Stadt«, wandte David ein, »aber im Moment kann ich nicht weg und mache mir daher Sorgen um mein Wohlergehen. Ich frage mich, warum die braven Bürger sich das gefallen lassen?«
»Weil ihre mechanischen Engel skrupellose Mörder sind. Sie hetzt sie wie Wachhunde auf alles, was ihr nicht in den Kram passt.«
»Also halten Sie die Füße still und sitzen die Willkür der fanatischen Frau aus, ja?«
Der Mann warf David einen grimmigen Blick zu. »Sie sehen doch, ich habe eine Familie und möchte nicht, dass ihr etwas zustößt.«
»Wie lange denken Sie, Ihre Familie schützen zu können. Bis Ihr kleiner Junge einem der Engel versehentlich auf die Füße tritt oder eine der Regeln verletzt, die Madame höchstwahrscheinlich aufstellen wird?«
»Jetzt reicht’s.« Der Mann wandte
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