Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
Vom Netzwerk:
bemerkbar. Der Bürgermeister ließ sich entweder verleugnen oder er war tatsächlich nicht mehr in Cravesbury. Ein Flüchtlingstreck war am Nachmittag brutal in die Stadt zurück geprügelt worden. Dabei litten die Menschen Not. Sie wollten einfach nur diese Stadt verlassen.
    Mal sehen wie lange es dauern wird, bis wir beginnen wie eingesperrte Tiere zu handeln, ging ihm durch den Kopf. Jeder wusste, wer Schuld an der Misere hatte.
    Ein Klingeln riss Steven aus seinen Überlegungen. Auf der Straße hielten die Passanten an und schauten auf das Geschehen, das sich außerhalb von Stevens Sichtweite abspielte. Er verließ die Bäckerei und schaute ebenfalls, woher die Töne kamen.
    Pferde wieherten, Huftrappeln brach sich an den Hauswänden. Die Menschen verharrten reglos und schwiegen. Steven musste zugeben, dass der Anblick der Kutsche, in der Madame Hazard von zwei Engeln flankiert saß, einen merkwürdigen Reiz ausübte. Der Kutsche voran liefen einige Bewohner der Stadt, die Steven kannte.
    »Kommt mit zur Kundgebung auf dem Brunnenplatz«, riefen sie und winkten den Passanten am Straßenrand zu. Die Gesichter der Laufenden drückten Erleichterung und Mut aus. Neben Steven stand eine langjährige Kundin, die jüngst ihren Mann verloren hatte. »Miss Applefield, wissen Sie, was das Ganze hier soll?«
    »Ich wohne seit fünfzig Jahren in dieser Stadt und wusste immer bestens über alles Bescheid. Aber was sich hier in den letzten Wochen abspielt, kann niemand begreifen. Es ist der Wahnsinn. Der Reverend meint, die Apokalypse kommt. Und wenn ich mir dieses Biest«, sie deutete auf Madame Hazard, »so ansehe, dann muss ich ihm in der Tat beipflichten.«
    Madame Hazard bot einen einschüchternden Anblick. Sie war ganz in Schwarz gekleidet, nur in ihrem roten Haar funkelten dutzende von Edelsteinen, die in das Haarnetz eingearbeitet waren. Dazu trug sie passende Ohrgehänge. Ihre Miene war streng, wie die einer Richterin.
    Die Engel erstrahlten in purem Weiß, nur die Metallflügel, welche die beiden eng an den Rücken gelegt hatten, bildeten einen starken Kontrast.
    Ästhetisch sahen sie aus, aber gleichsam gefährlich. Master Copper war mit einem Seil an die Kutsche gefesselt. Keuchend taumelte der Bürgermeister dem Gefährt hinterher. Er trug eine Halsfessel aus Eisen. Lange würde er nicht mehr durchhalten, so viel stand fest.
    Etliche Menschen schlossen sich dem Zug an und auch Steven entschied sich, zur Kundgebung zu gehen. Was schadete es schon? Niemand versuchte, den Bürgermeister zu befreien. Einzig ein junges Mädchen zeigte Erbarmen und gab ihm während des Laufens einen Schluck Wasser zu trinken.
    Auf dem ovalen Platz, in dessen Mitte der Brunnen stand, dem dieser seinen Namen zu verdanken hatte, versammelten sich die Menschen vor einem Podium, das an der nördlichen, schmalen Seite des Ovals aufgebaut worden war.
    Madame Hazard betrat, wieder in Begleitung ihrer Engel, die Bühne. Steven zählte insgesamt zehn geflügelte Wesen und etliche bewaffnete Männer.
    »Wir haben einen mächtigen Fehler gemacht«, ließ sich der Mann links neben Steven vernehmen. »Wenn die anfangen zu schießen, bricht hier die Hölle los. Wir kommen nicht vom Platz.«
    Steven musste dem Mann Recht geben. Madame Hazard hatte den Ort gut gewählt. Sie hatte alles im Blick und falls tatsächlich eine Panik losbrechen sollte, würde es kaum jemand vom Platz schaffen, da er von Gebäuden umgeben war und nur zwei Zugangswege besaß. Einer lag hinter dem Podium. Man müsste also an der Bühne vorbei. Schon jetzt standen die Menschen dicht an dicht und es kamen immer noch weitere hinzu.
    Master Copper wurde auf das Podium geschleift. Sein Gesicht war bleich und Schweiß überströmt. Einer der Engel hielt ihn so, dass er nicht umfallen konnte.
    Das Murmeln verebbte und alle sahen gespannt nach vorne. Madame Hazard trat vor und ihre Stimme war so klar, dass Steven sie mühelos vernehmen konnte, obwohl er an die hundertfünfzig Fuß weit von der Bühne entfernt war.
    »Liebe Bewohner von Cravesbury. Es ist an der Zeit, Ihnen mitzuteilen, dass ich ab sofort auf die Provokationen und Anfeindungen reagieren werde, die mir in dieser Stadt zuteilwerden. Den Anfang mache ich mit dem Bürgermeister. Er hat mir, seit ich meinen Mann auf so tragische Weise verloren habe, Steine in den Weg gelegt, wo er nur konnte. Nachdem ich zahlreiche Angebote ausschlug, meine Fabrik an ihn zu verkaufen, versuchte er, mich zu diesem Schritt zu zwingen. Er

Weitere Kostenlose Bücher