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Im Bann der Gefuehle

Im Bann der Gefuehle

Titel: Im Bann der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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und der Effekt ihres harschen Angriffs fuhr wie eine zerstörerische Welle durch sein Bewusstsein. Es fühlte sich an, als hätte man versehentlich einen elektrischen Zaun berührt, und so etwas gab es eigentlich nicht in seinem wohlgeordneten, kontrollierten Leben.
    Carys faszinierte ihn immer mehr.
    „Was hat es mit diesem Kind auf sich?“, hakte er nach.
    „Ach, vergiss es!“ Sie wollte sich abwenden, aber Alessandro hielt sie am Arm zurück.
    Zum einen wollte er sie zwingen, ihn anzusehen, zum anderen wollte er auf keinen Fall eine zweite Ohrfeige riskieren.
    „Ich kann es wohl kaum einfach vergessen“, versuchte er es in einem vernünftigeren Tonfall und umfasste nun auch sicherheitshalber ihre zweite Hand. „Also, erzähl schon!“
    Es war schwer einzuschätzen, was in diesem Moment hinter Carys’ eindrucksvollen, strahlenden Augen vor sich ging. Ihr Puls ging unnatürlich schnell, das konnte Alessandro unter seinen Fingerspitzen deutlich fühlen. Und mehrmals fuhr sie sich mit der Zungenspitze über ihre trockenen Lippen.
    Sofort entflammte in Alessandro das Begehren – einfach so. Dafür hätte er sich sogar selbst ohrfeigen können. Ihre feminine Anziehungskraft kam ihm wie ein gefährliches Geheimnis vor, das gleichzeitig abstoßend und unheimlich anregend war.
    „Da gibt es nichts zu erzählen“, stieß sie schließlich hervor. „Du hast einen Sohn, aber das weißt du doch schon längst.“ Zum ersten Mal während der letzten Minuten legte sich das beängstigende Funkeln in ihren Augen und machte einer bemitleidenswerten Erschöpfung Platz. „Was willst du sonst noch von mir hören?“
    „Die Wahrheit, was sonst? Ist das etwa zu viel verlangt?“ Langsam wurde Alessandro seinerseits etwas ungehalten.
    Widerspenstig reckte sie ihr Kinn in die Höhe. „Wäre es denn zu viel verlangt, wenn du mich endlich loslassen würdest?“ Sofort gab er Carys frei, und sie rieb sich die geröteten Handgelenke. „Ich verspreche auch, ich werde dich ganz bestimmt nicht mehr schlagen. Das war wirklich … keine Absicht.“
    Inzwischen hatte die Limousine vor dem Haus angehalten, in dem Carys wohnte.
    „Wir werden unsere Diskussion drinnen fortsetzen“, verlangte Alessandro entschlossen.
    „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich in meinen vier Wänden sehen will.“
    „Denkst du denn etwa, ich bin gerne dort?“, konterte er scharf und stieg aus dem Wagen.
    Carys eilte ihm voraus zur Haustür, ohne einmal über die Schulter zu sehen, und kramte ihren Schlüssel hervor.
    Bruno wartete neben der Limousine auf seinen Vorgesetzten und informierte ihn leise: „Signor Conte, es tut mir leid, Ihr Gespräch mit der Signorina unterbrechen zu müssen. Die Informationen, die Sie einholen wollten, wurden mir soeben übermittelt. Es gibt keine Eintragung einer Eheschließung. Signorina Wells ist ganz sicher Single.“
    Nachdenklich schob Alessandro beide Hände in die Taschen seiner Hose. „Hat man noch mehr herausgefunden?“
    Bruno nickte. „Die Geburt fand vor etwas mehr als einem Jahr hier in Melbourne statt. Als Mutter wurde der Name Carys Antoinette Wells angegeben, von Beruf Empfangsdame, wohnhaft unter dieser Adresse.“ Mit einer Hand wies er auf das schäbige Mehrfamilienhaus, in dem sich Carys’ Wohnung befand.
    „Und weiter?“, drängte Alessandro voller Ungeduld.
    In Brunos reglosem Gesicht zuckte nur ein einziger Muskel, als sich der Mann zu seiner vollen Größe aufrichtete. „Vater ist laut offiziellem Dokument Alessandro Leonardo Daniele Mattani von Como, Italien.“
    Obwohl er diese Antwort eigentlich schon erwartet hatte, traf die Wahrheit Alessandro mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Sein Name, seine Identität, seine familiäre Ehre.
    Wie konnte Carys ihn nur so unglaublich dreist ausnutzen und seinen Namen dermaßen in den Dreck ziehen? Erhoffte sie sich Geld, Ansehen oder einfach nur eine Verbesserung ihrer erbärmlichen Lebensumstände? Und was führte sie genau im Schilde? Warum war sie nicht direkt zu ihm gekommen und hatte Unterhalt eingefordert?
    „Warte hier!“, befahl er mit zitternder Stimme und machte sich mit großen, schnellen Schritten auf, Carys in ihre Wohnung zu folgen – auf der Suche nach Gerechtigkeit und Vergeltung.
    Mittlerweile ging es um wesentlich mehr als nur Neugierde und eine ungeahnt starke Libido, die sich nun – zweiundzwanzig Monate nach seinem Koma – mit Gewalt meldete.
    Carys Wells war eindeutig zu weit gegangen. Sie hatte seine Ehre beschmutzt, und

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