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Im Bann der Gefuehle

Im Bann der Gefuehle

Titel: Im Bann der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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dafür sollte sie bezahlen.
    Gerade erst hatte Carys den schlafenden Leo von der Nachbarin zu sich herübergeholt und behutsam in sein Bettchen gelegt, als es schon heftig an der Tür polterte. Viel zu früh! Sie hatte sich noch nicht überlegen können, wie sie mit Alessandro umgehen sollte.
    Ein letztes Mal betrachtete sie Leos entspanntes, unschuldiges Gesicht, dann wandte sie sich ruckartig ab. Sie würde ihn mit ihrem Leben verteidigen, und nun musste sie all ihre Kraft zusammennehmen und sich mit seinem Vater auseinandersetzen, sonst würde sie nie ihren Frieden finden.
    Zögernd durchquerte sie die winzige Wohnung und rieb ihre klammen Handflächen an ihrem Rock trocken. Bei jedem neuen Klopfen an der Tür zitterten ihre Knie stärker. Ihr Ärger war verflogen, nun meldeten sich Carys’ überstrapazierte Nerven zurück.
    Es dauerte etwas, bis sie ihre Tür entriegelt hatte und weit aufzog.
    Alessandro funkelte sie mit unverhohlener Wut an. So aufgebracht hatte sie ihn nur ein einziges Mal in ihrem Leben gesehen: nämlich als er ihr mitteilte, dass sie seine Gastfreundschaft bereits überstrapaziert hätte. Und auch heute erschreckte sie sein potentes Charisma. Carys biss sich auf die Unterlippe und wappnete sich gegen das, was noch auf sie zukommen würde.
    Stumm drängte Alessandro sich an ihr vorbei in den schmalen Wohn- und Küchenbereich. Für einen Mann seiner Größe grenzte es an eine akrobatische Meisterleistung, Carys bei diesem Manöver nicht einmal ansatzweise zu berühren.
    Sie schnitt eine Grimasse und warf die Tür wieder ins Schloss. Jetzt schaffte er es noch nicht einmal, sie körperlich zu streifen, nachdem sie ihm gründlich den Kopf gewaschen hatte. Wie armselig! Letzte Nacht war das aber noch ganz anders gewesen …
    Heiße Röte überflutete ihre Wangen, und Carys verdrängte die Vorstellung, wie übereifrig sie sich auf dieses erotische Intermezzo eingelassen hatte.
    „Du hast meinen Namen für deine uneheliche Brut missbraucht“, beschwerte Alessandro sich lautstark.
    Auf dem Absatz fuhr Carys zu ihm herum, und sofort war klar, dass seine Verärgerung nichts war im Vergleich zu ihrer maßlosen Wut.
    „Sprich niemals wieder so von ihm, hörst du?“ Anklagend zeigte sie mit einem ausgestreckten Finger auf ihn.
    „Warum nicht? Willst du damit andeuten, du hättest inzwischen doch noch geheiratet?“
    „Nein. Wozu sollte ich mir einen Ehemann suchen, nachdem uns schon der Vater meines Kindes abgewiesen hat? Ohne Männer komme ich besser zurecht.“
    Drohend baute Alessandro sich vor ihr auf. „Du hast meinen Namen als Vater eintragen lassen, weil du auf gesellschaftliches Ansehen oder vielleicht auch auf einen finanziellen Vorteil spekulierst“, warf er ihr vor.
    Dieser Vorwurf war derart lächerlich, am liebsten hätte Carys hysterisch darüber gekichert. Stattdessen stemmte sie beide Hände in die Hüften und starrte Alessandro an.
    „Ich habe es für Leo getan. Der Kleine hat ein Recht darauf, zu wissen, wer sein Vater ist.“
    „Schämst du dich eigentlich nicht?“, wollte Alessandro wissen.
    „Höchstens dafür, irgendwann einmal dumm genug gewesen zu sein, an dich zu glauben“, schmetterte sie ihm entgegen, doch er hörte ihr gar nicht mehr richtig zu.
    „Leo?“, wiederholte er ziemlich nachdenklich. „Du hast ihn Leo genannt?“
    „Leonardo, nach deinem Vater.“ Sie zögerte und dachte für einen Moment über diese sentimentale Entscheidung nach. Instinktiv hatte sie ihrem Sohn den väterlichen Teil seiner Familie sichern wollen, auch wenn ihm der Zugang zu ihr verwehrt geblieben war.
    Und hatte sie vielleicht zudem gehofft, Alessandro würde sich darüber freuen, wenn sie ihr Baby nach seinem verstorbenen Vater benannte? Offenbar war dieser Gedanke ein gründlicher Irrtum gewesen. Er schien nicht gerade erbaut über diesen Umstand zu sein.
    „Du hast es tatsächlich gewagt, mein …“
    „Ich schäme mich nicht für das, was ich getan habe“, unterbrach sie ihn kalt. „Lebe damit, Alessandro!“
    Ein gedämpftes Weinen drang durch den Flur, und Carys eilte – ohne ein weiteres Wort zu verlieren – zu dem Zimmer, das sie mit ihrem kleinen Sohn teilte. Nur einen Augenblick später hielt sie den schlafwarmen Körper ihres Babys in den Armen, der so wunderbar nach Puder, Vanille und Sonnenschein duftete. Mit geschlossenen Augen drückte sie Leo an sich und spürte die Kraft durch ihre Adern strömen, die sie immer tankte, wenn sie dem Kleinen so nahe

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