Im Bann Der Herzen
ihre Hände freie Bahn hatten und selbst auf Entdeckung gehen konnten. Sie streichelte und küsste und knabberte, genoss seine leisen Lustschreie, und als er sich schließlich über sie beugte, ihre Hände erfasste und sie über ihrem Kopf festhielt, hob sie die Hüften, ihre Beine eng um seine Mitte, ihre Fersen in seine Kehrseite gedrückt, und nahm ihn in sich auf.
Chastity hatte das schon einmal erlebt, doch dies hier war unvergleichlich. Das köstliche Gefühl von Fleisch an Fleisch, das anschwellende, pulsierende Gefühl in ihr, jeder einzelne rhythmische Stoß, mit dem er gegen ihren Schoß drängte. Lust steigerte sich in ihr in immer enger werdenden Spiralen. Ihre Nägel ritzten seinen Rücken und seine Gesäßbacken, gruben sich in die feine Behaarung auf der Rückseite der Schenkel, als sie sich dem Rhythmus anpasste. Sein Blick, der ihr Gesicht nicht losließ, registrierte jede flüchtige Empfindung, und sie hielt ihm stand, bis die Welt in Stücke barst und sie nicht mehr wusste, ob ihr Ertrinken drohte oder sie emporschwebte.
Als sie schließlich wieder klar denken konnte, lag Douglas neben ihr, eine Hand auf ihrem feuchten Leib. Schwer atmend hielt er die Augen geschlossen. »Du lieber Gott«, flüsterte er. »Wir passen zueinander, wie vom Himmel zusammengeführt. «
Chastity wollte lachen, hatte aber nicht die Kraft dazu. Sie drehte sich auf die Seite und schlief, ihren Kopf in seiner Schulterbeuge, sofort ein.
Douglas griff nach der völlig in Unordnung geratenen Decke und zog sie schützend hoch. Dann versuchte er, die Gaslampe zu löschen, konnte aber an diese nicht herankommen, ohne Chastity zu stören, und schloss resigniert die Augen.
Fahles Winterlicht fiel aufs Bett, als Chastity mit dumpfem Kopf erwachte. Da sie momentan nicht wusste, wo sie sich befand, blieb sie reglos liegen und fragte sich, auf welch sonderbarem Kissen ihr Kopf gelandet war. Langsam klärten sich ihre Gedanken, sie hob den Kopf und lugte auf Douglas hinunter, der noch schlief. Beneidenswert lange Wimpern, dachte sie, während sie die dichten Halbmonde auf seinen Wangenknochen bewunderte. Seine Brauen stießen fast über dem Rücken seiner Adlernase zusammen. Sie widerstand der Versuchung, die ruhig-entspannten Umrisse seiner wohl geformten Lippen mit der Fingerspitze nachzuzeichnen. Sie wollte ihn nicht wecken. Sein ruhiger regelmäßiger Atem, das warme Gefühl und sein Duft in dem zerwühlten Bett hatten etwas wunderbar Friedvolles.
Sie legte sich wieder hin und blickte zu den Deckenbalken hinauf. Gestern waren sie und ihre Schwestern, wenn auch sehr ungern, zu der Erkenntnis gelangt, dass Douglas Farrell und Laura della Luca niemals ein Paar werden würden. Sie hatte also, von allen anderen Gesichtspunkten abgesehen, die Bemühungen des Vermittlungs-Service durch die kleine Episode von letzter Nacht nicht wirklich blockiert. So klein denn auch wieder nicht, überlegte sie mit leicht selbstzufriedenem Schmunzeln. Ihr orgastisches Erlebnis konnte man wohl nicht eben klein nennen. Der damalige Verlust ihrer Jungfräulichkeit war im Vergleich zu dieser Nacht nicht der Rede wert - sanft, nicht traumatisch, aber unspektakulär und kein mittleres Erdbeben. Letzte Nacht aber ...
Chastity schlang die Arme um sich und unterdrückte ein Auflachen. Douglas neben ihr schlief weiter. Zumindest glaubte sie das, doch bewegten sich seine Hände. Sie lag völlig reglos da und hielt den Atem an, als seine Finger sich über ihren Bauch tasteten. Sie spürte, wie etwas Hartes und Anschwellendes an ihren Schenkel stieß, und ihr Lächeln wurde tiefer. Langsam drehte sie sich auf die Seite, um ihn anzusehen, und legte ein Bein über seine Hüfte.
Seine Augen waren zwar noch immer geschlossen, alles andere an ihm war aber hellwach. Er glitt in sie und zog sie mit einer Hand, die auf ihrer Hüfte lag, an sich. Sanft und harmonisch bewegten sie sich gemeinsam, ohne das explosive Feuerwerk der Nacht, doch nach einer simpleren und unendlich süßeren Melodie. Sie empfand ein tiefes Verlustgefühl, als er sich kurz vor dem gemeinsamen Höhepunkt zurückzog, doch der Orgasmus erfasste sie bereits, und der Verlust war nur mehr ein Schatten.
»Guten Morgen«, sagte Douglas zärtlich und umfing sie mit seiner Umarmung. Seine Lippen streiften ihr Haar, während seine Hand ihre Brust umfasste.
»Guten Morgen«, murmelte Chastity und erstarrte sogleich, als an der Türklinke gerüttelt wurde. Douglas lag nun stocksteif neben ihr.
»Chas?«
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