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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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schalkhaft dachte sie bei sich, dass sie sich heute nicht benachteiligt fühlen musste, falls ihre Schwestern die Nacht ähnlich kurzweilig verbracht hatten. Sie suchte im Schrank nach ihren Slippern und rannte aus dem Zimmer.
    »Fröhliche Weihnachten, Tante Chas.« Als Chastity den Treppenabsatz erreichte, sprang Sarah, noch im Nachthemd, atemlos und strahlend, zerrauft von Schlaf und Aufregung, die Stufen vom oberen Geschoss herunter, wo sich Kinderzimmer und Schulräume befanden.
    »An meinem Bett war ein Strumpf!« Das Mädchen schwang den Wollstrumpf. »Eine Orange war drinnen, ein Gummiball und ein Federhalteretui, eine Packung Farbstifte, eine Schleife und Haarspangen in Form von Schmetterlingen und Libellen in den schönsten Farben. Siehst du, sind sie nicht hübsch?«
    Sie kramte im Strumpf begeistert nach diesen Schätzen, und Chastity bewunderte sie geduldig und brachte es fertig, so zu tun, als hätte sie diese Dinge nie gesehen, und ein gefüllter Strumpf am Weihnachtsmorgen wäre für sie eine ebenso große Überraschung wie für Sarah.
    »Warst du schon unten?«, fragte sie Sarah und ging einen Schritt auf die Treppe zu.
    »Nein, ich bin nicht angezogen«, sagte das Mädchen.
    Chastity lachte. »Ich auch nicht, aber am Weihnachtsmorgen gelten andere Regeln. Komm mit und sieh dir den Baum an.«
    Sarah hüpfte vor ihr die geschwungene Treppe hinunter und blieb unten angekommen stehen. »Meine Güte, so viele Geschenke habe ich noch nie gesehen.« Der Fuß des Baumes war von einem Stapel verpackter Geschenke verborgen.
    »Die sind alle für das Personal bestimmt«, erklärte Chastity, die Sarahs große Augen und ihr Entzücken mit Vergnügen beobachtete. Fast war es, als würde man dieses Staunen selbst zum ersten Mal erleben.
    »Kann ich näher heran?«
    »Ja, aber nicht drangehen.«
    Sarah schien geschockt. »Das würde ich nie tun, Tante Chas. Ich werde doch keine Überraschung verderben.«
    »Nein, das würdest du nie.« Chastity ließ das Mädchen allein, das voller Scheu die Schätze aus der Ferne bewundernd betrachtete, und machte sich auf die Suche nach ihren Schwestern und deren Ehegatten.
    In einem kleinen Familiensalon im rückwärtigen Teil des Hauses stieß sie auf die Gesuchten. Ein Feuer prasselte im Kamin, die Gaslampen brannten. Die klare Nacht war einem kalten, grau verhangenen Tag gewichen, der Schnee verhieß.
    »Frohe Weihnachten«, begrüßte sie die Anwesenden und machte die Runde mit Umarmungen und Küssen. »Ihr seht alle bemerkenswert ordentlich aus - entschuldigt meinen Aufzug.«
    »Du hast wohl nicht viel geschlafen«, murmelte Constance mit leicht boshaftem Zug um den Mund, und Chastity spürte verärgert, dass sie errötete.
    Sie zog es vor, nicht zu antworten, und bemerkte, wie Max und Gideon es vermieden, einander anzusehen. Offenbar hatten Constance und Prudence ihre Erklärung für die verschlossene Tür ihrer Schwester nicht für sich behalten. Natürlich, das war zu erwarten. Aber sie sah ohnehin keinen Grund, etwas zu leugnen.
    »Sarah scheint völlig aus dem Häuschen zu sein«, bemerkte sie beiläufig und ging zum Tisch, um sich Tee einzugießen.
    »Ja, so schöne Weihnachten gab es für sie noch nie«, sagte Gideon mit liebevollem, wenn auch ein wenig wehmütigem Lächeln. »Ein Jammer, dass eine Elfjährige noch nie so ein Fest erleben durfte.«
    »Ach, und wenn sie es erlebt hätte, wäre sie jetzt schon blasiert«, wandte Prudence ein.
    »Ja, es würde sie langweilen«, sagte Chastity. »Sie würde sich viel zu alt vorkommen, um dem Zauber noch zu erliegen.«
    »Vielleicht habt ihr Recht.« Aber so ganz überzeugt hörte sich Gideon nicht an.
    »Wie dem auch sei«, sagte Constance und lenkte das Gespräch in unverfänglichere Bahnen, »was tun wir hier alle eigentlich in aller Herrgottsfrühe?«
    »So früh ist es gar nicht », berichtigte ihr Mann sie sanft.
    »Nein, das ist meine Schuld«, sagte Chastity und nahm einen Schluck Tee. »Aber warum diese Geheimnistuerei?«
    »Ach«, antwortete Max gedehnt. »Das meint ihr.«
    »Ja, das«, äußerte seine Frau mit gespielter Entrüstung. »Los, heraus damit.«
    »Was für ein uneleganter Ausdruck«, murmelte Max gequält.
    Die drei Schwestern verschränkten wie auf ein Kommando die Arme und musterten die zwei Männer, auf die nun drei funkelnde Augenpaare mit unbeirrbarer Konzentration gerichtet waren, bis Max resigniert die Arme hob. »Ich gebe mich geschlagen, Gideon, und überlasse dir das Wort.«
    Gideon drehte

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