Im Bann Der Herzen
sich zu dem Schreibtisch in der Ecke um und nahm einen dicken Umschlag heraus. Er griff hinein und zog ein paar Briefbogen heraus. »Einer für dich, Prudence, einer für Constance und einer für Chastity.« Er überreichte einer jeden ein Dokument, dann nahm er wieder neben seinem Schwager Aufstellung. Beide Männer beobachteten die Frauen.
Die Schwestern lasen die Dokumente, die sie in Händen hielten, dann schauten alle drei mit erstauntem Stirnrunzeln auf. »Was ist das?«, fragte Constance.
»Shoe Lane?«, sagte Prudence sichtlich ratlos. »Was soll das sein, Gideon?«
Chastity sagte langsam: »Es sieht aus wie ein Mietvertrag.«
»Genau«, sagte Gideon und blinzelte Max zu. »Genau das ist es.«
»Aber ein Mietvertrag wofür?«, wollte Prudence wissen.
»Für ein Objekt in der Shoe Lane gleich an der Fleet Street.«
»Aber warum?«, fragte Chastity. »Und wofür?«
»Heute Morgen seid ihr aber ein bemerkenswert begriffsstutziges Trio«, antwortete Gideon. »Ist es nicht sonnenklar, was es ist?«
»Nein, ist es nicht«, erklärte Prudence ungeduldig.
Max lachte. »Nie hätte ich gedacht, den Tag zu erleben, an dem die Duncan-Schwestern sprachlos vor Verwirrung sind.«
»Nein ... Moment mal.« Prudence hob die Hand hoch. »Fleet Street... Presse ...«
»Du hast es erfasst«, sagte ihr Mann. »Verfolge den Gedankengang weiter.«
»Zeitungsredaktionen«, warf Constance ein.
»The May fair Lady«, sagte Chastity. Sie tippte mit dem Finger auf den Vertrag. »Das ist der Mietvertrag für ein Büro, stimmt's?«
»Allerdings«, sagte Gideon. Er und Max lächelten breit. »Wir dachten, es wäre an der Zeit, dass die Zeitung eine offizielle Adresse bekommt, zumal ihr nicht mehr unter einem Dach lebt.«
Die Schwestern atmeten zugleich aus, als ihnen die Bedeutung aufging. »Unsere eigene Redaktion«, murmelte Chastity hingerissen.
»Aber der Name darf nicht an der Tür stehen«, sagte Prudence nachdenklich. »Unsere Anonymität muss gewahrt bleiben. Wir wollen ja nicht, dass uns ständig Inseratenkunden oder Klienten des Vermittlungs-Service überfallen.«
»Richtig. Ich stelle mir vor, dass ihr eine postlagernde Adresse beibehaltet«, sagte Gideon. »Aber das Büro hat ein Telefon, dessen Nummer ihr ruhig in der Zeitung angeben könnt. Das belebt das Geschäft.«
»Ja, das ist richtig«, sagte Constance. »Und natürlich wird sich keiner unserer Bekannten jemals in dieser Gegend zeigen, so dass wir ungefährdet kommen und gehen können.«
»Genau«, sagte Max. »Ihr werdet dort drei Schreibtische vorfinden, drei Schreibmaschinen, zwei Aktenschränke und ein Telefon.«
»Schreibmaschinen?«, wunderte sich seine Frau. »Aber wir können nicht tippen, keine von uns.«
»Dann könnte ich mir denken, dass ihr es lernen werdet«, entgegnete ihr Mann.
»Ja, natürlich werden wir das«, gab Chastity ihm mit glänzenden Augen Recht. »Denkt doch, um wie viel schneller wir damit sein werden, und der Setzer kann es viel besser lesen.«
»Ihr freut euch also?«, fragte Gideon, der ihre Reaktion noch nicht einschätzen konnte.
»Aber ja, wir sind hell begeistert«, rief Prudence aus und schlang ihre Arme um seinen Nacken. »Momentan waren wir wie vor den Kopf geschlagen.«
»Ja, es übersteigt fast das Fassungsvermögen«, sagte Constance. »Aber es ist wundervoll. Vielen Dank euch beiden.«
Die zwei Männer nahmen nun ein wenig selbstgefällig die dreifachen Umarmungen und Küsse hin, mit denen sie bedacht wurden. Doch es dauerte nicht lange, und die Schwestern saßen vor dem Feuer in eifrige Diskussionen darüber vertieft, was dieses Weihnachtsgeschenk mit sich bringen würde. Max und Gideon beließen es dabei und machten sich auf die Fährte nach einem belebenden Frühstück.
Es war eine halbe Stunde später, als die Tür geöffnet wurde und Lord Duncan eintrat. »Ich fragte mich schon, wo ihr alle steckt«, sagte er. »Falls ihr es vergessen habt ... wir haben ein Haus voller Gäste.«
»Nein, das haben wir nicht vergessen, Vater. Es ist nur ... Gideon und Max haben uns ein erstaunliches Weihnachtsgeschenk präsentiert, und wir versuchen nun, uns über seine Bedeutung einig zu werden«, informierte Chastity ihn und setzte ihre Tasse ab.
»Ach? Was ist es denn?«
»Ich bin nicht sicher, dass du es billigen wirst«, meinte Constance lächelnd. »Vielleicht möchtest du es lieber doch nicht wissen.«
»Unsinn«, erklärte er und verschränkte die Hände im Rücken. »Heraus damit.«
Prudence erklärte
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