Im Bann Der Herzen
Das war Constance. »Wir wollten uns um acht mit Gideon und Max treffen. Es ist fünf vor.«
»Ach ja«, rief Chastity erstickt. »Tut mir Leid, das vergaß ich ganz. In zehn Minuten bin ich unten.«
»Warum ist die Tür verschlossen, Chas?«, fragte Prudence. Erneut wurde an der Klinke gerüttelt.
»Ist sie das?«, gab Chastity, um eine andere Antwort verlegen, zurück.
Kurze Stille, leises Getuschel jenseits der Tür, dann sagte Constance: »Guten Morgen, Dr. Farrell.«
»Frohe Weihnachten, Dr. Farrell«, flötete Prudence.
Douglas lag auf dem Rücken, einen Arm über den Augen, und gab keine Antwort. Chastity wiederholte: »Ich komme in zehn Minuten.«
»Ach, lass dir Zeit ... lass dir Zeit«, riet Constance mit unterdrücktem Lachen. »Sicher ist es nichts Dringendes ... also, lass dir ruhig Zeit.«
»Ja«, beruhigte Prudence sie. »Lass dir Zeit.« Das Geräusch sich entfernender Schritte verklang.
Chastity fing prustend zu kichern an und ließ sich in das Kissen zurückfallen. Douglas hielt noch eine Minute erschüttert den Arm über die Augen. Dann setzte er sich auf und spähte auf sie hinunter. »Gott steh mir bei«, grummelte er heiser. »Gott stehe jedem bei, den mit den Duncan-Schwestern mehr als nur eine flüchtige Bekanntschaft verbindet.«
»Das ist aber hart«, protestierte Chastity.
Er schüttelte energisch den Kopf. »Nein, ist es nicht. Ich frage mich nur, woher diese Unberechenbarkeit - diese aufreizende Unangepasstheit - kommt. Dein Vater ist völlig normal, ganz gesund.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Es muss wohl die Linie deiner Mutter sein.«
Chastity packte ein Kissen und schlug damit auf ihn ein.
»Ach, spielen willst du?«, rief er lachend. »Ich muss Sie warnen, Miss Duncan. Sich mit mir in einen sportlichen Wettstreit einzulassen, ist ein großer Fehler. Ich habe Gegner bezwungen, dreimal größer als ich.«
»Ach?« Sie schlängelte sich vom Bett herunter, noch immer das Kissen umfassend. »Und ich muss Sie warnen, Dr. Farrell, dass ich noch nie eine Kissenschlacht verlor.«
Da stand sie nun, nackt, breitbeinig, das Kissen mit beiden Händen umklammernd. Um ihr Gesicht leuchteten wirre rote Locken, ihre braunen Augen verschossen goldene Flammen.
»Ich möchte wetten, dass du nie auf einem Internat warst«, sagte Douglas und packte selbst ein Kissen. »Wenn deine einzigen Gegnerinnen deine Schwestern waren, meine Liebe, wirst du hoffnungslos deklassiert.« Er sprang vom Bett, das Kissen flog.
Chastity gab ihr Bestes in diesem völlig ungleichen Kampf und fiel schließlich nach Atem ringend rücklings aufs Bett, während er über ihr stand und ihre Hände über ihrem Kopf festhielt. »Du bist so groß«, jammerte sie. »Ich hätte ein Handicap bekommen müssen.«
»Nie hätte ich erwartet, dass eine Duncan ein Handicap fordert«, sagte Douglas und küsste ihre Nasenspitze.
»Das kommt auf die Umstände an«, sagte Chastity in einem misslungenen Versuch, die Würde zu wahren. »Ach, lieber Douglas, ich muss jetzt hinunter, und sieh doch, was du angefangen hast«, äußerte sie im Klageton.
»Ich? Ich fing gar nichts an. Du hast den Fehdehandschuh hingeworfen.«
Sie lächelte und zerrte an den Händen, die sie festhielten. »Vermutlich war ich das tatsächlich. Aber ehrlich, ich muss jetzt hinunter, und in dieser Aufmachung geht das nicht.«
Er ließ sie mit resigniertem Seufzen los. »Obschon es ein bezaubernder Anblick ist.« Er strich über ihren Leib. »Das liebe ich«, sagte er nachdenklich. »Köstlich, diese kleine Rundung.«
»Ich esse zu viel Kuchen«, sagte Chastity, schob seine Hand weg und setzte sich auf. »Geh jetzt, ich muss mich anziehen.«
Er senkte den Kopf und küsste sie. Dann schlüpfte er in seine Sachen, schloss die Tür auf und schlich auf leisen Sohlen hinaus.
Hewlett-Packard
14
Chastity suchte im Durcheinander der Laken und Decken nach ihrem Morgenmantel, der zusammen mit ihrem Nachthemd irgendwie unters Bett geraten war. Sie schüttelte die Sachen aus und zog sie an, da es bereits zwanzig nach acht war und sie keine Zeit hatte, sich richtig anzukleiden. Außerdem war am Weihnachtsmorgen eine gewisse Lässigkeit durchaus akzeptabel.
Sie griff nach ihrer Haarbürste und zerrte sie durch ihr unmögliches rotes Lockengewirr. Ihre Haut glühte rosig, als hätte sie sich in frischer Luft sportlich betätigt, und ihre Augen strahlten. Sex macht schön, entschied sie, ein Gedanke, der sie zum Lachen brachte. Selbstzufrieden und ein wenig
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