Im Bann Der Herzen
anzunehmen, nur weil sie ihr Leid taten - ohne Rücksicht darauf, ob sie den Vermittlungs-Service bezahlen konnten.
»Das würde ich nie sagen, ohne euch erst zu konsultieren«, sagte Chastity. »Aber eigentlich täte ich es gern. Ich kann mir nicht vorstellen, eine Frau zu einer so kalten und lieblosen Beziehung zu verdammen.«
»Nicht jede Frau würde es so sehen«, gab Prudence zu bedenken. »Erfolgreiche Ärzte mit einer Praxis in der Harley Street sind sehr begehrte Heiratskandidaten.«
»Das mag schon sein, aber ist es denn richtig, wenn man sich zunutze macht, dass eine Frau so verzweifelt einen Mann sucht, dass sie sich praktisch verkauft? Denn darauf läuft es hinaus.«
»Ach, hier treffen sich also die Ränkeschmiedinnen.« Sir Gideon Malverns angenehme Stimme unterbrach die Unterredung. Er betrat das Wohnzimmer noch in Straßenkleidung. »Guten Abend, Constance, Chastity.« Er beugte sich über Prudence, die sich nicht vom Sofa weggerührt hatte, und küsste sie. »Und wie geht es Ihnen, Frau Gemahlin? Hoffentlich bist du jetzt besserer Laune.«
»Die Frage könntest du an dich selbst richten«, konterte Prudence spitz.
»Ach, das habe ich«, sagte er gut gelaunt. »Und die Antwort ist definitiv bejahend.«
Prudence spürte, wie ihr der Wind aus den Segeln genommen wurde. Ihr Mann hatte eine Methode, sie zu entwaffnen, die jedes Mal erfolgreich war. »Solltest du dich nicht umziehen?«, mahnte sie, und ein Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. »Unsere Gäste kommen um viertel nach acht.«
Er nickte und fragte auf dem Weg zum Schlafzimmer über die Schulter: »Kommt Max heute, Constance?«
»Er hatte die Absicht«, sagte sie. »Es sind Parlamentsferien.«
»Ach, sehr gut. Ich wollte etwas mit ihm besprechen.«
»Deinen Fall?«, erkundigte Prudence sich.
»Nein, Weihnachten«, gab er zurück und lockerte seine Krawatte. »Ich bin im Ankleidezimmer, falls jemand mich sprechen will.« Er verschwand im Bad.
»Streit?«, fragte Constance ihre Schwester mit wissend hochgezogener Braue.
»Ach, nur einer seiner Fälle, mit dem ich nicht einverstanden bin.« Prudence schilderte ihr die Sache und stellte befriedigt fest, dass Constance auf den Fall, den Gideon vertreten wollte, mindestens ebenso entrüstet reagierte wie sie. »Nun, im Moment kann man da wenig machen«, sagte Chastity. »Vielleicht kannst du ihn hinter den Bettvorhängen bearbeiten.«
»Das bezweifle ich. Er ist stur wie ein Ochse.« Prudence hörte sich resigniert an.
»Apropos«, sagte Chastity. »Vater.«
Ihre Schwestern schauten sie aufmerksam an. »Gibt es etwas Neues?«, fragte Constance.
Chastity schüttelte den Kopf. »Nicht seit gestern. Aber er macht keine Fortschritte zum Besseren. Sein Gemütszustand ... er ist so niedergeschlagen ... sitzt nur da, starrt vor sich hin, greift ständig zum Whiskey und sucht die Schuld an allem bei sich.«
»Wir müssen ihn da herausreißen«, sagte Prudence.
»Das sagte Jenkins auch.«
»Leichter gesagt als getan«, stellte Constance fest.
»Unterwegs hatte ich eine Idee.« Chastity sah ihre Schwestern zögernd an. »Ich weiß nicht, was ihr davon halten werdet.«
»Sag schon, Liebes.« Constance beugte sich gespannt vor.
»Ich dachte, wenn er vielleicht eine Gefährtin hätte ...« Chastity hielt inne, ratlos, wie sie fortfahren sollte. Was sie vorschlagen wollte, würde ihre Schwestern aufbringen, da es womöglich wie ein Akt der Treulosigkeit am Gedächtnis ihrer Mutter anmutete. »Eine Frau«, sagte sie entschlossen. »Ich dachte mir, wir könnten vielleicht für Vater eine finden ... Schließlich suchen wir ja Ehepartner für Leute in der ganzen Stadt. Seit Mutters Tod sind nahezu vier Jahre vergangen. Ich glaube nicht, dass sie etwas dagegen hätte. Im Gegenteil...«
»Im Gegenteil, sie würde die Idee begrüßen«, unterbrach Constance sie energisch. »Eine brillante Idee, Chas.«
Prudence schwieg noch, und beide schauten sie an. Schließlich sagte sie langsam: »Eine Frau, die finanziell unabhängig ist, wäre perfekt.«
»Besser noch eine Frau, die mehr als nur unabhängig ist«, sagte Constance.
»Aber das ist ja so arg wie Douglas Farrell«, protestierte Chastity. »Es ist durch und durch materialistisch. Ich dachte ja nur, dass eine liebevolle Gefährtin Vater auf andere Gedanken bringen könnte. Sie muss ja nicht reich sein.«
»Nein, nein, natürlich nicht«, beschwichtigte Prudence sie. »Aber wenn sie es wäre, würde es nicht das Glück vergolden? Vater denkt
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