Im Bann Der Herzen
weniger besorgt, da sie ihnen angeboren ist, meinen Sie nicht auch, Gentlemen?« Sie lächelte ihren Tischherren zu.
»Ich denke, es hängt mit der Art der Küche zusammen«, warf Max rasch ein. »Soviel ich weiß, ist die Herstellung von Pasta mit großem Zeitaufwand verbunden, und Frauen haben nun einmal mehr Zeit zur Verfügung.«
»Ach, das ist eine Verallgemeinerung, Max«, warf Chastity in der Hoffnung ein, das Gespräch von dem Wettstreit um die Pluspunkte Italiens vor England abzulenken. »Nicht alle Frauen sind den ganzen Tag damit beschäftigt, Journale zu lesen und zu tratschen. Abgesehen davon, stellen sie den Großteil der Arbeitskräfte im Haushalt.«
»Genau das meinte ich.« Nun zog er sie mit Absicht auf. »Hausarbeit entspricht der natürlichen weiblichen Begabung, und die Zubereitung von Speisen ist nur ein Beispiel. Würden Sie mir beipflichten, Richter?«
»Genauso ist es.« Der Richter nickte zustimmend, während er rhythmisch und konzentriert löffelte. »Ganz ausgezeichnet, diese Suppe, Lady Malvern. Ich beglückwünsche die Köchin.«
»Vielleicht kann jemand erklären, warum so viele Spitzenköche Männer sind«, sagte Chastity, die sah, dass Laura della Luca Luft holte. »Zumal in Frankreich. Kennen Sie Frankreich gut, Signorina?«
»Oh, mais oui. Paris ist mein zweites Zuhause.«
»Und ich dachte, das wären die Uffizien«, bemerkte Prudence über ihrem Teller, zu leise, als dass die Signorina es gehört hätte, da diese sich nun über die Pracht des Louvre so eingehend verbreitete, als sei er ihr ganz persönlicher Stolz.
So ging es während des gesamten Dinners weiter. Laura della Luca riss die Konversation an sich und brachte sie hartnäckig pausenlos zu den ihr genehmen Themen zurück, sobald jemandem eine Ablenkung glückte. Sogar Chastity streckte die Waffen.
Erleichtert tauschte Prudence nach dem Essen mit Gideon einen Blick und erhob sich. »Meine Damen, ziehen wir uns zurück?«
Die Herren standen auf, um den Damen zu helfen, und warteten, bis die weibliche Hälfte der Dinnergesellschaft das Esszimmer verlassen hatte.
Prudence ging in den Salon voraus, wo schon der Kaffee für sie bereitstand. »Ich hörte, Contessa, dass Sie ein Haus in Mayfair erwarben«, sagte sie, goss Kaffee ein und gab die Tasse dem Diener, damit er sie weiterreichte.
»Ja, in der Park Lane«, antwortete die Contessa. »Ein sehr hübsches Haus.«
»Aber nicht so groß oder bequem wie unsere Villa bei Firenze«, warf ihre Tochter missmutig ein.
»Für unsere Zwecke groß genug«, widersprach ihre Mutter und nahm ihre Tasse vom Diener entgegen. »Mit einem sehr schönen Garten.«
»Und gegenüber haben Sie natürlich den Hyde Park«, sagte Constance. Sie warf der in Gedanken versunken dasitzenden Chastity einen Blick zu. »Früher sind wir dort gern ausgeritten. Weißt du noch, Chas, als wir Kinder waren.«
Chastity blickte von ihrer Betrachtung der Kaffeetasse auf. »Verzeih ...«
»Die Ausritte im Hyde Park«, erinnerte Constance. »Wir haben sie stets sehr genossen.«
»Ja, o ja.« Chastity schien sich sichtlich zurückkämpfen zu müssen. »Ich genieße sie noch immer, obwohl sich nur selten die Möglichkeit bietet. Unsere Pferde sind auf dem Land, und die Mietpferde, die man bekommt, sind mir meist zu lahm.«
»Ach, ich würde nie ein Reitpferd mieten«, erklärte die Signorina mit einer abwertenden Geste ihrer schmalen Hand. »Sie sind so hart im Maul.«
»Meine Stieftochter reitet dort recht häufig«, sagte Prudence und überbrückte die Unterbrechung.
»Für mich kommen nur erstklassige Pferde in Frage«, fuhr die Dame fort, ohne die Gastgeberin zu beachten. »Ich hatte zu Hause eine wunderschöne Stute, nicht wahr, Mama?«
Ihre Mutter pflichtete ihr bei, und die Signorina ließ sich nun über Freud und Leid des Besitzes einer Araberstute aus, nicht ohne ihren Zuhörerinnen zu verstehen zu geben, dass natürlich keine von ihnen diese Erfahrungen nachempfinden könne.
Unmöglich,- diese Frau, dachte Prudence angewidert, doch lohnte es weder Zeit noch Mühe, sie in die Schranken zu weisen.
Unvermittelt fragte Chastity: »Signorina della Luca, beabsichtigen Sie eine Vorstellung bei Hof? Ein fast unvermeidliches Ritual, wenn man an der Londoner Saison teilnehmen möchte.«
»Ja, sicher möchte ich das«, erklärte die Dame. »Warum sonst sind wir nach London gekommen? Nach Weihnachten wird Mama mich präsentieren. Sie selbst wurde natürlich Königin Victoria
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