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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sie ihn gekränkt hatte, nur um das zu befriedigen, was ihr nun als Gipfel der Bosheit erschien. Anderen Menschen Schmerz zu ersparen, war für sie ganz natürlich. Und trotz ihrer scharfen Zunge, die sie mit ihren Schwestern gemeinsam hatte, war sie im Allgemeinen bemüht, Beleidigungen oder unfreundliche Bemerkungen zu unterlassen. Was also war in sie gefahren? Dass sie diesen Menschen nicht ausstehen konnte, war keine Rechtfertigung, zudem hatte er den ganzen Abend lang nichts getan, was ihre Abneigung gerechtfertigt hätte. Ganz im Gegenteil, wenn sie ehrlich war.
    Sie war schon im Morgengrauen wach, als Madge leise hereinschlüpfte, um die Asche auszurechen und das Feuer im Kamin frisch anzufachen. »Ach, entschuldigen Sie, Madam. Habe ich Sie geweckt?« Das kniende Mädchen blickte ehrlich bekümmert auf, als Chastity sich im Bett aufsetzte.
    »Nein, ich war schon wach.« Chastity schob die Decke von sich. »Ich mache selbst Feuer, Madge, wenn Sie so gut wären und mir Tee bringen.«
    »Sie wollen Feuer machen, Madam?« Madge war fassungslos.
    »Ich stelle mich recht geschickt dabei an.« Chastity ließ die Andeutung eines Lächelns sehen. Sie kniete vor dem Kamin nieder. »Freuen Sie sich auf Weihnachten, Madge?«
    »O ja, Madam. Tante ... Mrs. Hudson, meine ich, schilderte, wie es beim Dienstbotendinner zugeht.«
    »Ja, es ist immer sehr stimmungsvoll«, sagte Chastity und stocherte in den Kohlen, bis ein Funke aufstob. Dazu würde in diesem Jahr ein Kind mit dabei sein. Sarahs Anwesenheit würde das Fest zu etwas Besonderem machen.
    Madge ging, um Tee zu holen, und Chastity blieb auf den Knien vor dem Feuer hocken und wärmte ihre Hände an den knisternden Flammen. Der Wind rüttelte an den Fensterscheiben, die Flammen loderten auf. Der Winter hatte etwas an sich, das Chastity in Aufregung versetzte und ihr Energie verlieh. Prudence und Constance liebten den Sommer. Auch an drückend heißen Tagen stets kühl und beherrscht, schienen sie ihre Energien in der Hitze geradezu aufzuladen, während Chastity dahinwelkte. Vielleicht, weil ihre Schwestern viel dünner und größer als sie waren. Die beiden waren Sonnenblumen, sie aber war eine andere Blume, kleiner und dem Boden näher ... ein im Schnee blühendes Schneeglöckchen? Ein allzu phantasievoller Vergleich, den sie mit einem resignierten Achselzucken abtat.
    Als sie später hinunterging, war sie erstaunt, das Frühstückszimmer leer vorzufinden. Am Platz ihres Vaters war abserviert, und die Zeitung lag, gelesen und wieder zusammengefaltet, neben ihrem eigenen Teller. Jenkins trat mit einer Kaffeekanne ein. »Guten Morgen, Miss Chas.«
    »Guten Morgen, Jenkins. Hat mein Vater schon gefrühstückt?«
    »Er kam sehr zeitig herunter und ist vor zehn Minuten aus dem Haus gegangen. Er hätte etwas zu erledigen, sagte er.«
    »Um diese Zeit?« Sie nahm sich vom Toast. »Sonderbar.«
    »Ja, das dachte ich auch«, pflichtete der Butler ihr bei. »Möchten Sie ein weiches Ei, Miss Chas?«
    Nach kurzer Überlegung schüttelte Chastity den Kopf. »Nein, nur Toast, danke. Nach dem Frühstück fahre ich nach Kensington zu Ihrer Schwester, um die Post zu holen, und anschließend besuche ich wahrscheinlich Prue. Zum Lunch werde ich wohl nicht zurück sein, aber abends kommen Prue und Con zum Dinner.«
    »Ja, das sagte Seine Lordschaft bereits. Ich nehme an, Mr. Ensor und Sir Gideon werden uns nicht beehren?«
    »Das bezweifle ich. Wir möchten Vater mit sanfter Gewalt zu einer Party vor Weihnachten überreden.«
    »Ich verstehe. Dann werde ich die Bestände im Weinkeller kontrollieren. Seine Lordschaft wird wissen wollen, was eingelagert wurde.« Der Butler verbeugte sich und überließ sie ihrem Frühstück.
    Sie beeilte sich und überflog beim Essen die Zeitung, dann lief sie hinauf und holte Hut und Mantel. Sie wollte die Post für The Mayfair Lady und den Vermittlungs-Service abholen, hatte aber noch einen weiteren Grund, heute Mrs. Beedle aufzusuchen. Ihr war eingefallen, dass die Ladenbesitzerin vielleicht etwas Neues über Douglas Farrell erfahren hatte. Hatte er Kensington und der verkommenen Gegend um St. Mary Abbot's den Rücken gekehrt, da er nun behauptete, in der Wimpole Street zu wohnen und in der Harley Street zu praktizieren?
    Sie stand in der Halle und überprüfte den Sitz ihres Hutes im Spiegel, als Lord Duncan untadelig und ganz in Grau gekleidet herunterkam - Tweed-Gehrock, Hose und Zylinder, Ton in Ton. In der Hand hielt er einen großen Strauß

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