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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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keinen roten Heller besaß und nur über ein sehr bescheidenes Einkommen verfügte. Ganz zu schweigen von dem ungeheuren Betrug, den sie an ihm begangen hatte, von ihrer geheimen Identität, mit deren Hilfe sie von seinen schnöden finanziellen Bestrebungen erfahren hatte. Mochten diese im Sinne des höheren Allgemeinwohles gerechtfertigt sein, würde er es doch als sehr peinlich empfinden, wenn eine Bekannte davon wusste. Aber die Worte wollten ihr nicht über die Lippen.
    Mit einem jähen Seufzer holte sie Atem, sog den Duft seiner Haut ein, einen herben, leicht erdigen Geruch. Ihre Zunge berührte seinen Mund, schmeckte die würzige Süße des Glühweins, spürte die warme Geschmeidigkeit seiner Lippen. Ihr war zuvor schon aufgefallen, dass er einen starken Mund hatte, und er fühlte sich für ihre erkundende Zunge ebenso stark an.
    Dann nahm seine eigene Zunge das kleine Spiel auf, und ihr Mund öffnete sich dem leichten Drängen. Sie schmeckte den Glühwein und ein anhaltendes Pfefferminzaroma. Als seine Hände an ihrem Gesicht ihren Griff festigten, spürte sie die Rauheit seines Nachmittagsbartes an ihrer Haut.
    Chastity war keine naive Unschuld und er kein Dummkopf. Bei großzügiger Auslegung konnte ihr erster Kuss vielleicht als Besiegelung ihrer Freundschaft durchgehen, aber kein noch so großer Aufwand an Phantasie konnte in diesem Kuss etwas anderes sehen als eine leidenschaftliche Verheißung künftiger Liebe.
    Sie zog den Kopf zurück, rückte von ihm ab und berührte ihren Mund, auf dem sie noch den Druck seiner Lippen spürte. »Das war nicht nur Freundschaft«, stellte sie mit wackeliger Stimme fest.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein ... nein, das war es nicht.«
    Reuig zuckte er die Schultern. »Ich habe viele Freundinnen geküsst, aber niemals auf diese Weise.« Er legte die Hände leicht auf ihre Schultern. »Was sollen wir deswegen tun, Chastity?«
    »Gar nichts«, sagte sie mit einer Schärfe, die ihrer eigenen Enttäuschung entsprang. »Nichts kann man tun. Es war nur eine Verirrung. Ich konnte Sie von Anfang an nicht ausstehen.« Was nur zum Teil stimmte, doch wollte sie sich davon nicht beeinflussen lassen und holte dann zum endgültigen Schlag aus: »Und seit jenem Besuchsnachmittag gab es ständig Streit.«
    Ihre Heftigkeit bestürzte ihn, doch schüttelte er gleich darauf den Kopf und lachte. »Ach, Streit würde ich das nicht nennen«, meinte er nachdenklich. »Gewiss, Sie gehen gern auf Konfrontationskurs - warum, weiß ich wirklich nicht. Es muss wohl Ihrer Natur entsprechen. Sie sind ein richtiger Bantam-Kampfhahn.«
    »Ein Bantam?« Chastity musterte ihn empört, von diesem herablassenden Vergleich wie vom Donner gerührt.
    »So ist es.« Er strich über sein kantiges Kinn. »Klein, gut im Gefieder, sehr draufgängerisch und kampflustig.«
    »Ach, lassen Sie mich vorbei«, sagte sie angewidert, schob ihn mit der flachen Hand zur Seite und öffnete die Tür.
    Chastity ging schnurstracks auf ihr Zimmer, zu aufgewühlt, um jemandem unter die Augen zu treten, bis sie sich im Klaren darüber war, was sich eben zugetragen hatte. Er war unerträglich, schlimmer noch, als Max und Gideon auf den ersten Blick gewirkt hatten. Sie tigerte in ihrem Zimmer auf und ab, ständig im Kreis herum, da der Raum zu klein war, um tüchtig der Länge nach ausschreiten zu können, und hielt erst inne, als ihr einfiel, dass sie wie ein wütendes Raubtier im Käfig wirken musste. Sie ließ sich in einen kleinen Sessel ohne Armlehnen neben dem Feuer fallen und fing an, nachdenklich an einem Fingernagel zu kauen. Eine absurde und unangenehme Situation, da ihre persönlichen Neigungen im Widerstreit mit ihren beruflichen Verpflichtungen standen.
    Ein Pochen an der Tür ließ sie erschrocken aufspringen. Als ihre Schwestern eintraten und ihr Herzschlag sich wieder beruhigt hatte, fragte sie sich nüchtern, wen sie eigentlich erwartet hatte.
    »Ist alles in Ordnung, Chas?«, fragte Prudence.
    »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen«, vollendete Constance.
    Chastity schüttelte den Kopf. »Nein, ich dachte gerade darüber nach, wie auch noch so sorgfältig ausgefeilte Pläne schief gehen können.«
    »Douglas?«, riet Constance.
    »Schieß los«, forderte Prudence sie auf.
    Chastity seufzte, holte tief Atem und berichtete, was eben geschehen war. »Und das Schlimmste daran ist«, schloss sie, »dass ich nicht einmal versuchte, ihn daran zu hindern.« Zerstreut steckte sie eine rote Locke hinter ein

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