Im Bann der Leidenschaft
schweißnasse Gespann, und Alex wies die Diener an, die Päckchen in die Bibliothek zu bringen.
Als er die Halle betrat, rannte Bobby zu ihm und umschlang seine Knie. »Papa! Papa! Wo warst du? Wo warst du?«
Lachend hob Alex das aufgeregte Kind hoch. »Ich habe ein paar Spielsachen für dich gekauft.«
»Spielsachen? Zeig sie mir! Zeig sie mir!«
Währenddessen stand Zena im Schatten der Treppe und lächelte glücklich. Der Tag ohne Alex war ihr endlos erschienen. Gegen ihren Willen hatte sie diesem leichtfertigen Lebemann ihr Herz geschenkt. Sobald er sie entdeckte, eilte er zu ihr, legte seinen freien Arm um ihre Schultern und küßte sie. Jetzt war die Welt wieder in Ordnung.
»Komm, schau dir Bobbys neues Spielzeug an – und die Geschenke, die ich dir mitgebracht habe!« Zärtlich drückte er sie an sich. Ungeduldig führte er sie in die Bibliothek, wo die Pakete auf dem Ledersofa und dem Teppich lagen, und setzte sich mit Bobby vor den Kamin. Gemeinsam packten sie die Sachen aus. Auf silbrigem Seidenpapier funkelte eine winzige goldene Eisenbahn.
»Sasha!« rief Zena ungläubig. »Mein Gott, das ist ja reines Gold!«
»Keine Bange, Liebes, die Eisenbahn funktioniert trotzdem. Siehst du, das sind die Schienen. Und mit diesem Schlüssel zieht man die Eisenbahn auf. Kannst du ihn herumdrehen, Bobby? Warte, ich zeig’s dir.«
Bald war der kleine Zug zusammengesetzt, glitt über die Schienen und schimmerte im rötlichen Flammenschein. Andere Spielsachen übersäten den Teppich – die silberne Reproduktion eines Wolga-Raddampfers, ein Zirkus mit Tieren, Akrobaten und Clowns aus emailliertem Gold, voller Halbedelsteine. Nachdem ein Lakai eine große Schüssel mit Wasser gebracht hatte, fuhr der Raddampfer darin umher, und Bobby ließ das Zirkuspersonal schwimmen.
Staunend saß Zena auf dem Sofa. Diese Extravaganz – einfach unglaublich …
»Für dich habe ich auch ein paar Sachen gekauft, meine Liebe.« Alex legte ihr mehrere Päckchen in den Schoß. »Hoffentlich gefallen sie dir.«
Mit strahlenden Augen betrachtete sie die Juwelen in den hübschen, mit weißem Samt ausgekleideten Kassetten – eine dreireihige Perlenkette, eine Diamantbrosche in Form eines Feuerrads, Ohrgehänge aus Smaragden mit glitzernden Diamanttropfen und ein Rubinanhänger. Am schönsten war ein Art nouveau- Halsband aus goldenen, mit Saphiren und Smaragden besetzten Gliedern, an denen eine zierliche Libelle aus schiefrunden Perlen hing. Die Flügel bestanden aus durchscheinendem Perlmutt mit Saphiren, die Augen aus gleißenden Smaragden, und am Körper funkelten winzige Diamanten.
»Nun, gefallen dir die Geschenke?« fragte Alex.
»Ob sie mir gefallen?« Tränen rannen über Zenas Wangen. »Natürlich! Aber ich kann sie nicht annehmen. Sie sind viel zu kostbar.«
»Unsinn! Ich bin ein wohlhabender Mann, und mein Sekretär wird angesichts der Rechnungen nicht einmal die Brauen heben. Wenn du diese kleinen Aufmerksamkeiten ablehnst, halte ich die Luft an, bis ich blau werde.«
Über diese alberne Drohung mußte Zena lachen. Genau das hatte er bezweckt. Der Anblick weiblicher Tränen war ihm schon immer unangenehm gewesen.
»Willst du mir eine Freude machen, ma petite ? Dann trag das Libellenhalsband morgen beim Abendessen. Heute speisen wir ganz leger vor dem Kaminfeuer in der Bibliothek und schauen zu, wie dein grausamer Bruder die Zirkusleute ertränkt.«
Sie verbrachten einen geruhsamen Abend. Nachdem Mariana den schlafenden kleinen Jungen ins Bett gebracht hatte, begann die Nacht mit einem erotischen Freudenfest.
3
Am nächsten Morgen um halb elf, als Zena, Alex und Bobby gerade ihr Frühstück im sonnigen Ostsalon beendeten, erklangen Stimmen in der Halle. Wenig später betrat Yuri das Zimmer, die Wangen von der kalten Winterluft gerötet.
Alex hob die Brauen und spottete gutmütig: »Du verschwendest keine Zeit, was, Yuri? Darf ich dir einen meiner ältesten Freunde vorstellen, Zena, Yuri Petrovich Bolotnikow.«
»Freut mich, Sie kennenzulemen.« Formvollendet beugte sich Yuri über Zenas Hand. Er war ein attraktiver blonder Mann mit blauen Augen, und sie konnte sich dem Charme seines Lächelns nicht entziehen.
»Guten Morgen, Yuri Petrovich. Alex hat in den höchsten Tönen von Ihnen gesprochen.«
»Welch eine reizende häusliche Szene!« gurrte eine Frauenstimme. In dramatischer Pose stand Amalie auf der Schwelle. Ein lavendelblaues, mit Hermelin besetztes samtenes Reisekostüm betonte ihre
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