Im Bann der Leidenschaft
Gesellschaft verzichten, Mademoiselle«, seufzte er. »Bereiten Sie sich auf eine weitere Reise vor.«
Wenig später flog die Tür auf. Khazi stürmte ins Zimmer und warf ihr eine Burka zu. »Mit den Frauen hat man immer nur Ärger. Mulloh will Sie nicht behalten. Also reiten wir weiter nach Süden. Am liebsten würde ich Ihnen die Kehle durchschneiden und das Geschäft verlorengeben. Kommen Sie!« befahl er, zog sie auf die Beine und zerrte sie die Treppe hinab.
Als sie alle wieder auf den Pferden saßen, teilte er seinen Gefährten mit, sie würden südwärts zu Ibrahim Beys Lager reiten. Mulloh Shouaib hatte ihm vorgeschlagen, Zena dorthin zu bringen. Sollten sie Ibrahim Bey nicht antreffen – er reiste gerade nordwärts, um neue Frauen für sein Serail zu beschaffen –, würden sie Gori aufsuchen. In diesen Ort wollte Mulloh eine Nachricht schicken und einen seiner Agenten beauftragen, das Mädchen an einen persischen Gesandten zu verkaufen. Natürlich würde Mulloh einen entsprechenden Lohn für seine Dienste verlangen. Wenn er bei diesem Geschäft nur die Rolle des Vermittlers übernahm, riskierte er nicht viel.
Die Truppe des Prinzen erreichte das Dorf Simonethi, und die Männer trennten sich, um die Bewohner nach Zena zu befragen.
Nachdem Alex seinen rassigen Hengst Pasha vor einem Cafe festgebunden hatte, sank er müde auf eine Bank neben der Tür.
Er bestellte Tee und Cognac, stützte die Ellbogen auf den Tisch und vergrub das Gesicht in den Händen.
Während ein scheinbar endloser Tag in den anderen überging, wuchs seine Angst, Zena würde ihre erzwungene beschwerliche Reise nicht verkraften. Sie war so zart gebaut. An das Kind unter ihrem Herzen wagte er gar nicht zu denken.
Das Cognacglas leerte er in einem Zug, aber den süßen Tee trank er etwas langsamer, um sich eine Weile auszuruhen, ehe er seine Suche fortsetzte.
Mullohs Agent Abudullah bewunderte das edle Pferd mit dem reichverzierten russischen Sattel. Zweifellos war der Giaur, der im Cafe saß, ein reicher Mann. Vielleicht würde er sich für Khazis Gefangene interessieren. All diese barbarischen Giaurs neigten zu hemmungsloser Sinnenlust.
Gleichmütig hob Alex die Brauen, als sich der kleine Mann zu ihm setzte.
»Möchten Sie ein Mädchen kaufen?«
»Nein.«
»Sehr jung, höchstens siebzehn.«
»Kein Bedarf.«
»Einem so jungen Mädchen könnten Sie beibringen, alle Ihre Wünsche zu erfüllen. In diesem Alter sind die Frauen noch gelehrig. Und sie würde schon heute abend Ihr Bett wärmen. Wann haben Sie zum letztenmal einen weichen weiblichen Körper umarmt?«
Vor zehn Tagen, dachte Alex wehmütig. »Nein, ich bin nicht interessiert.«
»Das werden Sie sicher bereuen. Eine zauberhafte Frau mit leuchtendrotem Haar, tiefblauen Augen und weißer Haut. Und an einer Hüfte prangt eine entzückende blütenförmige Narbe …«
Alex beugte sich vor und starrte Abudullah so durchdringend an, daß das kriecherische Lächeln des Mannes erlosch. »Wo ist sie?«
»In Gori.«
»Bringen Sie mich hin!« stieß Alex hervor und sprang auf. Sein Herz schlug wie rasend. Zwei Frauen mit solchen Narben konnte es nicht geben – es mußte Zena sein.
Schon nach kurzer Zeit traf er mit seinem Gefolge in dem kleinen Dorf ein, und der Agent führte sie in einen Hof. »Wenn Sie ein paar Minuten warten würden, Exzellenz …« Abudullah hatte gehört, daß der Giaur von seinen Begleitern mit ›Prinz‹ angeredet wurde. Unterwürfig verneigte er sich. »Nehmen Sie bitte Platz. Ein Diener wird Ihnen Erfrischungen bringen. Inzwischen hole ich die Frau.«
Er eilte ins Haus. Viel zu ungeduldig, um sich zu setzen, wanderte Alex umher. »Glaubst du, es ist Zena?« fragte er Ivan, der erschöpft an einer Mauer lehnte.
»Keine Ahnung, Sasha. Diesen gerissenen Mingrelien darf man nicht trauen. Die würden für dreißig Kopeken ihre eigenen Mütter verkaufen. Machen Sie sich keine zu großen Hoffnungen.«
Händeringend rannte der Agent in den Hof zurück.
»Exzellenz, zu meinem tiefsten Bedauern wurde die Frau schon vor drei Tagen verkauft. Aber wenn sie sich meine restliche reizvolle Ware ansehen möchten …«
Hätte Ivan ihn nicht zurückgehalten, wäre Alex in hellem Zorn über den kleinen Mann hergefallen. »Bedenken Sie doch, Sasha – als Toter kann er Ihnen nichts nützen. Er weiß, wer die Mademoiselle kaufte.«
Diesem Argument konnte sich der Prinz nicht verschließen. Er verschonte den zitternden kleinen Mann, schwang seine Reitpeitsche und
Weitere Kostenlose Bücher